Möglicherweise kann die Gastronomie nun doch früher als geplant aufsperren.

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Wien – Wann kann ich wieder eine Mehlspeise im Lieblingscafé verspeisen oder ein Bier im Beisl meines Vertrauens trinken? Diese Frage beschäftigt nicht nur viele Österreicher, sondern vor allem die Branche selbst. Seit vielen Wochen ist die Gastronomie geschlossen, nun regen sich Hoffnungen auf eine baldige Öffnung – und zwar nicht nur in den Schanigärten.

Am Freitagvormittag lud Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) zu einem Gastrogipfel ein, neben Branchenvertretern nahmen auch einige Gastronomen und Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) teil. Konkrete Öffnungsschritte wurden dabei nicht besprochen – darüber wollen Regierung und Experten erst am 1. März entscheiden –, aber zumindest ein vages Datum steht nun im Raum: Mitte März könnte die Gastronomie unter Umständen wieder öffnen, wie zu hören ist. Vorausgesetzt, die Corona-Infektionszahlen bleiben bis dahin stabil. Ein konkreter Wert in Form einer Tagesinzidenz wurde am Freitag allerdings nicht festgelegt.

Abhängig seien die Entscheidungen vom weiteren Infektionsgeschehen, betonte der Kanzler. "Wenn diese stark steigen, machen Öffnungen keinen Sinn." In den Bereich des Möglichen sei eine "vielleicht frühere Öffnung" gerückt, weil die Wirte nun nicht mehr gegen Eintrittstest seien. Testungen würden mehr Freiheit möglich machen, das Konzept funktioniere auch gut – die Bereitschaft in der Bevölkerung sei groß. "Wir sind am Weg zum Testweltmeister", sagte Kurz. Diese Woche finden zwei Millionen Tests statt.

Keine definitive Zusage

"Es schaut gut aus", kommentierte Gastro-Obmann Mario Pulker von der Wirtschaftskammer (WKO) die Öffnungspläne. Es habe für Mitte März zwar keine definitive Zusage gegeben, aber auch keine klare Absage. "Irgendwann müssen wir wieder aufsperren." Bis Ende Februar wollen Gastronomievertreter das Sicherheitskonzept noch einmal überarbeiten und die weitere Entwicklung der Covid-Zahlen abwarten.

Das Konzept könnte laut Pulker in etwa so aussehen: Wie bereits jetzt beim Friseurbesuch müssen Gäste in Restaurants oder Wirtshäusern einen negativen Corona-Test vorweisen, der maximal 48 Stunden alt ist. Pulker zitierte eine WKO-Umfrage, wonach 83 Prozent der Österreicher bereit sind, sich für einen Gastro-Besuch testen zu lassen. Und die übrigen 17 Prozent? "Für die gibt es keinen Lokalbesuch", fasst der Gastronomievertreter zusammen. Das Testergebnis soll von den Wirten kontrolliert werden – entweder am Eingang oder am Tisch, das sei den Gastronomen selbst überlassen. Rechtlich sei das kein Problem, meint Pulker: "Durch das Hausrecht kann man sehr wohl sagen, du kommst rein und du nicht."

WKO-Präsident Harald Mahrer und Kanzler Sebastian Kurz beim Gastro-Gipfel am Freitag.
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Für die Überprüfung der Testergebnisse kann man sich bei der Wirtschaftskammer auch eine technische Lösung zur einfacheren Überprüfung vorstellen – etwa einen Strichcodescanner. Hier gebe es bereits viele Anbieter auf dem Markt, ein Universalprodukt wird es aber kaum geben. Darüber hinaus soll es weiter eine Registrierpflicht geben. "Contact-Tracing gehört dazu", sagt Pulker.

Wie schon im Herbst werden Gäste einen Mund-Nasen-Schutz tragen müssen, ihre FFP2-Maske also beim Betreten des Lokals und beim Verlassen des Tisches verwenden müssen. Bei Tisch könne diese allerdings abgenommen werden, erklärt der WKO-Obmann. Das derzeitige Konzept sehe vor, dass weiterhin nur ein Haushalt auf einen weiteren treffen könne. Zwischen den Tischen soll der Abstand möglicherweise auf zwei Meter ausgeweitet werden, das werde noch konkretisiert.

Appell an Gastronomen

Ob die Öffnung funktionieren würde, läge letztlich am Mitwirken jedes einzelnen Gastronomen, sagt Pulker und appelliert an die Mitgliedsbetriebe: Wenn sich einzelne Gastronomen nicht an die Regeln halten und es zu einem Anstieg der Fallzahlen käme, müssten alle wieder zusperren. Davon hätte niemand etwas, meint der Branchenobmann. Bei dem Treffen am Freitag habe man sich für strenge Kontrollen ausgesprochen, das Strafmaß solle voll ausgenützt werden. "Wir stellen uns hinter keine schwarzen Schafe und lassen uns wegen einigen wenigen nicht in den nächsten Lockdown treiben."

Wie es bei einer Öffnung mit den Hilfen weiterginge, sei noch offen. Einige Corona-Hilfen sollen weiterlaufen, wenn etwa Betriebe nicht aufsperren können oder wollen. Und auch jene Betriebe, die vor allem vom Tourismus abhängig sind, der weiterhin nicht ins Laufen kommt, sollen unterstützt werden. (lauf, 19.2.2021)