Liensberger hat in Cortina ordentlich abgeräumt: Gold im Parallelrennen, Bronze im Riesentorlauf und nun Gold im Slalom.

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Hinlegen.

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Den Präsidenten umarmen.

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Die erfolgreiche Slalomelite: Vlhova, Liensberger, Shiffrin (v.li).

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Sich feiern lassen.

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Und genießen.

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Cortina d’Ampezzo – Unfassbar, aber Katharina Liensberger hat es tatsächlich geschafft. Die 23-Vorarlbergerin krönte ihre bisher schon fabelhafte Darbietung bei der Ski-WM in Cortina am Samstag mit Gold im Slalom. Nachdem sie bereits Gold im Parallelbewerb und Bronze im Riesentorlauf gewonnen hatte, nahm sie den Flow auch in den abschließenden Bewerb der Damen mit und holte nach Vincent Kriechmayr, Lara Gut-Behrami und Mathieu Faivre den zweiten WM-Titel bei der 46. Ausgabe. Sie fixierte erstes Slalomgold für Österreich nach Marlies Schilds Erfolg in Garmisch-Partenkirchen 2011, dabei hatte sie davor noch keinen Weltcupsieg gefeiert.

"Ich bin glücklich und dankbar, dass ich das zeigen konnte. Danke an alle. Wenn man das ganz fest will, ist das ganze Universum hinter einem. Ich wollte mich ganz auf's Skifahren konzentrieren und einen guten Job machen, mein Können auf der Piste zeigen", sagte die Siegerin. "Dass es mit einer ganzen Sekunde Vorsprung gereicht hat, ist unglaublich. Ich bin heute stolz auf mich und allen Menschen dankbar, die mir geholfen haben. Und ich bedanke mich bei allen Sternen da oben."

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Vlhova und Shiffrin von Liensberger beeindruckt

Petra Vlhova konnte sich nicht viel vorwerfen: "Es war schon gut, aber nicht gut genug. Katharina ist bei dieser WM so gut gefahren. Es war schwierig, sie heute zu schlagen. Sie ist perfekt gefahren und von meiner Seite war es nicht genug. Es ist aber okay, weil ich fahre mit zwei Medaillen von Cortina nach Hause.

Zufrieden mit ihrer Ausbeute war Mikaela Shiffrin: "Das ist wirklich unglaublich. Es gab keinen Moment, an dem ich dachte, vier Medaillen bei einer WM gewinnen zu können. Das ist schon etwas, wovon man träumt. Aber man muss dann in dem Moment, an dem es zählt, auch gut genug Ski fahren. Dass ich das geschafft habe, ist speziell. Ich hatte heute keine Erwartungen, nur eine: nämlich dass Katharina on fire ist. Sie hat sich schon die ganze Saison enorm gesteigert. Von einer Medaille zu träumen, ist eine Sache. Dann auch eine zu gewinnen, was anderes. Sie hat es gemacht, das ist beeindruckend."

Fünfte Goldmedaille für den ÖSV

Österreich hält damit nach zwölf Bewerben bei fünfmal Gold und zweimal Bronze und liegt im Medaillenspiegel vor der Schweiz (Dreimal Gold, einmal Silber und fünfmal Bronze). Dritter ist Frankreich mit zweimal Gold, einmal Silber und zweimal Bronze.

Liensberger setzte sich mit zweimaliger Laufbestzeit in 1:39,50 Minuten nicht weniger als exakt eine Sekunde vor der Slowakin Petra Vlhova, die bereits in der Kombi Silber gewonnen hatte, und 1,98 Sekunden (!) vor Mikaela Shiffrin durch. Vierte wurde die Schweizerin Wendy Holdener mit 2,34 Sekunden Rückstand.

Shiffrins Serie beendet

Zu Ende gegangen ist damit die imposante Serie von Shiffrin. Die 25-jährige US-Amerikanerin verpasste auf der maximal 60 Prozent steilen Pista Druscié A ihre fünfte Slalom-Goldene bei Weltmeisterschaften nach Schladming 2013, Beaver Creek 2015, St. Moritz 2017 und Are 2019 en suite. Sie hatte im ersten Lauf als Vierte bereits 1,3 Sekunden auf Liensberger verloren.

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Als zweitbeste Österreicherin fuhr Chiara Mair hinter der von 17 auf fünf nach vorne gestürmten Slowenin Andreja Slokar auf Platz sechs. Mair war im ersten Lauf noch Zehnte gewesen. Franziska Gritsch wurde Elfte.

In einer eigenen Liga

Liensberger legte den Grundstein für ihren Erfolg mit Laufbestzeit im ersten Durchgang, in dem sie 0,3 Sekunden vor Vlhova lag. Sie war mit Startnummer eins ins Rennen gegangen und hatte einen famosen Lauf in den Schnee gelegt. Einen Fehler im Mittelteil hatte sie akrobatisch korrigiert. Im zweiten legte sie mit einer entfesselten Fahrt nach und vergrößerte ihren Vorsprung auf die ebenso mit Leidenschaft attackierende Vlhova.

Shiffrin hat mit ihrer vierten Medaille in Cortina insgesamt schon elf WM-Medaillen gesammelt. Zuvor hatte die Ein-Frau-Show aus Vail in Colorado bereits Gold, Silber und Bronze und damit sämtliche Medaillen für die USA im Ampezzotal geholt. Insgesamt mehr Medaillen bei Weltmeisterschaften hatten bislang nur die Deutsche Cristl Cranz (12-mal Gold/gesamt 15), die Schwedin Anja Pärson (7/13) und die Französin Marielle Goitschel (7/11) gewonnen.

Gisin und Huber gescheitert

Bereits im ersten Lauf gescheitert sind mit der Schweizerin Michelle Gisin die Siegerin am Semmering, die Italienerin Federica Brignone und Katharina Huber, die ausgehebelt und abgeworfen wurde.

106 Läuferinnen waren am Start, 60 durften auch im zweiten Durchgang noch einmal ran, 40 sind bereits am Vormittag gescheitert.

Finale am Sonntag

Am Sonntag steigt mit dem Herrenslalom (10 und 13.30 Uhr, ORF 1) die 13. und letzte Entscheidung der 46. Ski-WM. Das ÖSV-Quartett bilden Marco Schwarz, Manuel Feller, Michael Matt und Adrian Pertl. Schwarz und Feller zählen freilich zu den Favoriten. Insbesondere dem Kärntner ist nach Gold in der Kombination und Bronze im Riesentorlauf ein nächster Streich zuzutrauen. (Thomas Hirner, 20.2.2021)

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Ergebnis und Ticker

Österreichs Slalom-Weltmeisterinnen:

1933 Innsbruck: Inge Wersin-Lantschner

1936 Innsbruck: Gerda Paumgarten

1950 Aspen: Dagmar Rom

1954 Aare: Trude Klecker

1962 Chamonix: Marianne Jahn

1978 Garmisch: Lea Sölkner

1993 Morioka: Karin Buder

2011 Garmisch: Marlies Schild

2021 Cortina: Katharina Liensberger

Stimmen:

Katharina Liensberger (AUT/Gold): "Ich bin glücklich und dankbar, dass ich das zeigen konnte. Danke an alle. Wenn man das ganz fest will, ist das ganze Universum hinter einem. Ich wollte mich ganz auf's Skifahren konzentrieren und einen guten Job machen, mein Können auf der Piste zeigen. Dass es mit einer ganzen Sekunde Vorsprung gereicht hat, ist unglaublich. Ich bin heute stolz auf mich und dankbar an alle Menschen, die mir geholfen haben. Und ich bedanke mich bei allen Sternen da oben."

Petra Vlhova (SVK/Silber): "Es war schon gut, aber nicht gut genug. Katharina ist bei dieser WM so gut gefahren. Es war schwierig, sie heute zu schlagen. Sie ist perfekt gefahren und von meiner Seite war es nicht genug. Es ist aber okay, weil ich fahre mit zwei Medaillen von Cortina nach Hause. Im Weltcup wird es noch ein harter Kampf. Jeder kann sehen, dass Katharina so gut ist. Das wird noch ein zäher letzter Monat."

Mikaela Shiffrin (USA/Bronze): "Das ist wirklich unglaublich. Es gab keinen Moment, an dem ich dachte, vier Medaillen bei einer WM gewinnen zu können. Das ist schon etwas, wovon man träumt. Aber man muss dann in dem Moment, an dem es zählt, auch gut genug Ski fahren. Dass ich das geschafft habe, ist speziell. Ich hatte heute keine Erwartungen, nur eine: nämlich dass Katharina (Liensberger, Anm.) on fire ist. Sie hat sich schon die ganze Saison enorm gesteigert. Von einer Medaille zu träumen, ist eine Sache. Dann auch eine zu gewinnen, was anderes. Sie hat es gemacht, das ist beeindruckend."

Chiara Mair (AUT/6.): "Ich war nach dem ersten Lauf sehr enttäuscht, weil das nicht das war, was ich kann. Ich war böse auf mich selbst. Im zweiten habe ich mir gesagt, ich nütze das noch einmal aus, dass ich mit einem guten Gefühl nach Hause fahre. Ich glaube, ich habe das Beste rausgeholt."

Franziska Gritsch (AUT/11.): "Bei einer WM zählt nur eins, zwei, drei. Ich wollte unbedingt eine Medaille mitnehmen, aber dann habe ich gleich die Kombi verpatzt, das war nicht gut für's Selbstvertrauen. Aber ich stehe immer wieder auf und habe gezeigt, dass mich nichts umhaut. Aber zaubern kann ich auch nicht. Ich muss Schritt für Schritt gehen. Wichtig sind WCSL-Punkte, dann geht es auch mit Startnummer nach vor."

Katharina Huber (AUT/Ausfall im ersten Durchgang): "Das war leider nichts. Ich wollte von Anfang an volle Attacke geben, vielleicht bin ich um eine Spur zu gerade reingefahren und habe punktuell den Druck gekriegt. Das sind die Slalomski manchmal zu kurz. Mein Resümee ist eher bescheiden. Von meinem Angriff her kann ich mir keinen Vorwurf machen. Das war heute sicher mein Ziel. Ich wollte auf keinen Fall da heute ins Ziel kommen und sagen, ich habe es verbremst."

Peter Schröcksnadel (ÖSV-Präsident/Vor 2. Durchgang im ORF): "Man weiß bei fast 60 Toren nie, was passiert. Katharina und ich haben eine sehr gute Beziehung. Damals beim (angedachten, Anm.) Skiwechsel habe ich ihr schon etwas weitergeholfen. Sie hat gesehen, dass der Markenwechsel zu dem Zeitpunkt kein Vorteil gewesen wäre. Das akzeptiert sie auch. Katharina ist eine Super-Athletin, sehr fokussiert auf das, was sie will. Jetzt geht alles in die richtige Richtung. Wir schauen, dass sie möglichst viele Möglichkeiten hat."

Marlies Schild (Ex-Rennläuferin via ORF direkt an Liensberger): "Herzliche Gratulation. Du bist sensationell gefahren, hast nicht gebremst und noch einmal einen draufgelegt. Ich kann nur gratulieren. Du bist so sicher und ziehst nie zurück. Das bewundere ich extrem."

Roland Plattner (ÖSV-Coach) "Es ist beeindruckend, dass Kathi so nervenstark ist und all die Infos, die sie kriegt, auch verwertet. Es war eine souveräne Leistung. Sie ist am Start immer komplett im Tunnel, ganz ruhig."

Raphael Hudler (Servicemann Liensberger): "Ich kann das noch gar nicht glauben. Es war eine so schöne WM für uns."

Christian Mitter (AUT/ÖSV-Damen-Rennsportleiter): "Es war eine sehr gute WM. Kathi hat im Slalom zu den Favoritinnen gezählt und hat's runter gedrückt. Sie ist mental stark, das hat sie im ganzen Winter gezeigt, ist ja immer um das Podium mitgefahren und hat nie zurückgezogen. Dafür, dass sie dort ist, dafür trainiert sie auch viel. Sie weiß, was sie kann. Jetzt müssen wir schauen, den Vorsprung nicht nur zu verwalten, sondern auszubauen. Jetzt fahren wir mit drei Medaillen nach Hause, nur halt alle von einer Läuferin. Aber wir sind natürlich zufrieden."