Israel geht mit gutem Beispiel voran. Nicht nur, was die Impfungen an sich angeht – fast drei Millionen Einwohnerinnen und Einwohner wurden immunisiert –, sondern auch, was den Umgang mit ihnen angeht: Geimpfte dürfen dort bald ins Fitnessstudio und ins Hotel, zum Fußball und ins Theater.

In Österreich drückte man sich lange vor dieser Debatte. Doch auch hierzulande müssen für geimpfte Personen die Regeln gelockert werden. Vorausgesetzt – und dafür verdichten sich die Hinweise –, eine Impfung schützt vor Ansteckung. Denn Grundrechte derart zu beschränken, wie es seit Monaten geschieht, ist nur so lange zulässig, solange man damit das Virus eindämmt. Bedenkt man, dass manche Altersheime durchgeimpft sind, die dortigen Bewohnerinnen und Bewohner aber immer noch denselben Regeln unterliegen wie bisher, ist diese Debatte längst überfällig.

Klar, das Argument, es dürfe keine Zweiklassengesellschaft aus Geimpften und Nichtgeimpften entstehen, wiegt schwer. Das tut es aber auch dann, wenn zwei Klassen entstehen, weil Unternehmen nur noch geimpfte Personen einlassen, befördern oder bespaßen.

Der Staat darf Entscheidungen wie diese nicht der Wirtschaft überlassen. Er muss also erstens Impfungen rasch, gratis und niederschwellig zur Verfügung stellen und zweitens Regeln aufstellen, wie er seinen Bürgerinnen und Bürgern langsam, aber sicher ihre Freiheit wiedergibt. (Gabriele Scherndl, 22.2.2021)