Der Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl hat im Jänner schlechte Nachrichten vom Rechnungshof bekommen: Die Luftverschmutzung in der zweitgrößten Stadt des Landes ist nach wie vor viel zu hoch, rasche Maßnahmen im Verkehr seien notwendig. Nun preschte der langjährige Stadtchef mit einer Idee vor, die schon länger brodelt und spätestens nach der Absage für die Murgondel wieder auf dem Tapet landete: Graz soll eine U-Bahn bekommen!

Doch Nagl zäumt das Pferd von hinten auf. Der öffentliche Verkehr in der Feinstaubhochburg muss ausgebaut werden, das vorliegende Konzept ist aber nicht der geeignete Weg dorthin. Anstatt mit zwei Metrolinien die kleine Innenstadt zu durchbohren, ist ein Ausbau am Stadtrand viel wichtiger, um dem Bevölkerungswachstum gerecht zu werden.

Die hohe Haltestellendichte könnte laut Experten dazu führen, dass die Metro stellenweise nur im Fahrradtempo unterwegs wäre. Dafür gibt es das Straßenbahnnetz. Statt 25 Kilometern U-Bahn- könnten bis zu 300 Kilometer Bim-Schienen verlegt werden. Das braucht Platz. Damit eine zügigere Taktung klappt, müssen Engpässe aufgelöst und Schienen baulich abgetrennt werden. Das heißt, dass das Privileg der Autos in Graz endlich überdacht werden muss – was auch die Feinstaubwerte verbessern würde. Statt Schnellschüssen braucht Graz schnell ein gut durchdachtes Verkehrskonzept. (Nora Laufer, 22.2.2021)