So etwas gab es noch nie. Die einflussreichste Frau und die mächtigsten Männer der Welt trafen sich an nur einem Tag bei gleich zwei politischen Gipfeln: beim G7-Treffen der traditionellen Industriestaaten – ohne Russland, China oder Indien – und bei der Münchner Sicherheitskonferenz, einer Art militärischem "Davos" jenseits der Nato.

Möglich macht das die Corona-Pandemie. Mehr und mehr findet multinationale Zusammenarbeit über Videokonferenzen statt. US-Präsident Joe Biden konnte sich so am Freitag erstmals direkt und öffentlich mit Staatschefs wie Emmanuel Macron und der deutschen Kanzlerin Angela Merkel austauschen. Zum G7-Gipfel lud der aktuelle Vorsitzende, Premier Boris Johnson aus dem Nicht-mehr-EU-Land Großbritannien. Ein paar vorsichtige Rückschlüsse lassen sich daraus ziehen.

Das Wichtigste: Der Westen ist zurück. Biden sagte zu, dass die USA nach dem Abgang Donald Trumps auf allen wichtigen Gebieten mit den transatlantischen Partnern kooperieren werden. Gemeinsam will man nun rasch Milliarden für das globale Corona-Impfprogramm Covax der WHO mobilisieren. Überfällig. Biden will auch die Nato stärken, ohne von der Forderung abzurücken, dass die Europäer ihre Beiträge deutlich erhöhen. Macron fordert Tempo beim Weltklimaschutz, will – durch EU-Vermittlung – eine Lösung im Iran-Konflikt, wozu im Prinzip alle bereit sind. Das löst noch keine Probleme. Aber es ist beruhigend, wenn Demokratien zusammenstehen. (Thomas Mayer, 22.2.2021)