Eine Mülldeponie in Johor, Malaysia, auf der auch importierte Abfälle landen. 28 Container sollen im Vorjahr aus Österreich verschifft worden sein.

Foto: Greenpeace/Nandakumar S. Haridas

Kuala Lumpur/Wien – 700 Tonnen nicht recyclebarer und mit Chemikalien belasteter Plastikmüll wurden im Vorjahr ursprünglich von einem Entsorgungsunternehmen in Amstetten illegal nach Malaysia exportiert. Hundert Tonnen davon sind nun wieder in Österreich eingetroffen. Das Umweltministerium hatte die Rückführung der im Zoll verbliebenen Container beantragt, der restliche Müll war bereits deponiert. Das Umweltbundesamt soll nun Proben aus den rückgeführten Containern entnehmen und sie auf ihren Chemikaliengehalt untersuchen. Dann soll auch das Strafausmaß für die FCC Mostviertel Abfall Service GmbH und weitere am Export beteiligte Unternehmen feststehen, die den mit Elektroschrott kontaminierten Plastikmüll nach Malaysia verschifft hatten.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace, die den illegalen Export im Herbst aufgedeckt hat, fordert eine rasche und transparente Aufklärung des Falls. "Es ist ein ökologischer Skandal und Irrsinn, Abfälle über zehntausende Kilometer aus Österreich in ein ärmeres Land mit niedrigeren Umweltstandards zu verschiffen", sagt Lisa Panhuber, Konsumexpertin bei Greenpeace in Österreich. "Gerade aus Malaysia kennen wir viele Beispiele, wo die Verarbeitung oder Deponierung von importiertem Müll Menschen krankmacht und Meere, Flüsse und die Natur verschmutzt. " Allein im Vorjahr sollen Greenpeace zufolge 28 Container mit Plastikmüll illegal aus Österreich nach Malaysia exportiert worden sein. Das Umweltbundesamt soll darüber nicht informiert worden sein.

Export von gemischtem Plastikmüll seit 2019 verboten

Die betroffene FCC betonte gegenüber orf.at, keinen kontaminierten Kunststoffabfall in Österreich weitergegeben zu haben. Man habe sich zudem dafür eingesetzt, dass "eine Rückholung nach Österreich unbedingt stattfinden muss". Über die weitere Verwertung des Abfalls werde nach Vorliegen des Analyseergebnisses entschieden, hielt die FCC überdies in einer Aussendung fest.

Erste Ermittlungsschritte gegen die beteiligten Unternehmen wurden bereits im Herbst gesetzt. Foto- und Videomaterial sowie Aussagen des Recyclingunternehmens in Malaysia hätten darauf hingewiesen, dass es sich bei dem exportierten Müll entgegen der Vereinbarung nicht um reinen Plastikmüll handelte, teilte das Umweltministerium damals mit. Das Verschiffen von gemischtem, also nicht recycelbarem und mit Chemikalien belasteten Plastikmüll nach Malaysia ist wie in alle Nicht-OECD-Länder bereits seit 2019 verboten.

Weltweiter illegaler Müllhandel

Auch Interpol warnt, dass immer mehr Plastikmüll weltweit illegal gehandelt und in Ländern des globalen Südens nicht fachgerecht entsorgt wird. Seit China 2018 die Einfuhr von Kunststoffmüll gestoppt hat, verlagert sich der globale Plastikmüllstrom in südostasiatische Länder wie Malaysia. Viele europäische Unternehmen exportieren ihren Müll, um den hohen Kosten einer fachgerechten Entsorgung im eigenen Land und den EU-Recycling-Vorgaben zu entgehen.

2019 sollen aus der EU 1,7 Millionen Tonnen Plastikmüll verschifft worden sein, die Behörden rechnen jedoch mit einer hohen Dunkelziffer. Noch immer finden sich in den als Plastikmüll verkauften Containern oftmals giftige Substanzen, die schließlich auf illegalen Deponien in Asien landen, weil sie nicht recycelt werden können.

Greenpeace fordert nun ein Verbot des Exports von Abfällen in Staaten mit niedrigeren Umweltstandards als Österreich und strengere Kontrollen. "Um die Müllberge wirksam zu reduzieren, müssen Abfälle vermieden und die Lebensdauer von Produkten drastisch verlängert werden. Produkte müssen so designt werden, dass sie keine Materialien enthalten, die nicht wiederverwendet oder wiederverwertet werden können", meint Panhuber. (Davina Brunnbauer, 22.2.2021)