IAEA-Chef Rafael Grossi.

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Atomdeal-Kritiker werden es als Etikettenschwindel bezeichnen: jene im Iran als erneutes Einknicken gegenüber der internationalen Gemeinschaft und einem neuen US-Präsidenten, jene außerhalb als gefährliches Spiel mit dem nuklearen Feuer. Aber mit dem von Teheran mit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) am Sonntag erreichten Kompromiss wird genau jene Zeit gekauft, die nötig ist, um zu klären, ob das Wiener Atomabkommen, das Irans Atomprogramm unter Kontrolle hält und das Donald Trump als US-Präsident killen wollte, noch zu retten ist.

Von IAEA-Chef Rafael Grossi kann man annehmen, dass er die Abmachung mit den USA – mit der neuen Regierung – abgeklärt hat. Ab jetzt wird wohl an einem Treffen gearbeitet, vielleicht schon im März, bei dem die Rückkehr der USA in das Abkommen und des Iran zu allen Verpflichtungen des Abkommens diskutiert werden wird. Die Chancen sind nicht riesig, dass das gelingt, aber immerhin gibt es sie wieder.

Die Konstruktion à la "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass" zwischen IAEA und Teheran sieht – vereinfacht dargestellt – vor, dass die Inspektionen in den nächsten drei Monaten zwar weitergehen, dass jedoch der Iran gewisse Aufzeichnungen zurückhält und dem "atomaren Wachhund" erst später übergibt. Die iranischen Atomanlagen bleiben also unter den Augen der Kameras. Noch ist nicht zu befürchten, dass die Iraner, sobald die Inspektoren die Tür hinter sich schließen, mit dem Bau einer realen Atombombe beginnen. Dass sie immer danach gestrebt haben, alle Technologien zu beherrschen, ist nicht neu. Und genau das war ja der Grund dafür, dass 2015 in Wien der Atomdeal abgeschlossen wurde. (Gudrun Harrer, 22.2.2021)