Der Schweizer Luxusuhrenhersteller TAG Heuer (Teil des Luxuskonzerns LVMH) und der deutsche Sportwagenbauer Porsche haben es endlich getan: Sie haben ihre Beziehung öffentlich gemacht. Geflirtet habe man schon seit Jahrzehnten, scherzt Catherine Eberlé-Devauxs, Heritage-Direktorin bei TAG Heuer. Jetzt endlich habe man ganz zueinander gefunden.

Und ihr Boss, Frédéric Arnault, Sohn des LVMH-Bosses Bernard Arnault, drückte es gegenüber der "Financial Times" so aus: "Als ich 2017 zu TAG Heuer kam, fand ich es wirklich erstaunlich, dass wir nie wirklich direkt mit Porsche zusammengearbeitet hatten."

Frédéric Arnault (TAG Heuer) und Detlev von Platen (Porsche AG) bei der digitalen Präsentation ihrer Zusammenarbeit.
Foto: Stephane Ait Ouarab

Gefeiert wird der Beginn der Partnerschaft der beiden Marken mit der Lancierung einer neuen Uhr, der TAG Heuer Carrera Porsche Chronograph.

Parallelen

Tatsächlich gibt es einige Parallelen zwischen Uhren- und Autobauer. Beide sind eng mit dem Namen "Carrera" (das Wort stammt aus dem Spanischen und bedeutet "Rennen") verbunden. So stieg Ferdinand Porsches Sohn Ferdinand Anton Ernst, auch "Ferry" genannt, 1931 im Alter von 22 Jahren ins die Geschäft seines Vaters ein und gründete 1948 die nach der Familie benannte Automarke. Innerhalb weniger Jahre machte Porsche sich durch weltweite Erfolge im Motorsport einen Namen – darunter ein Klassensieg bei der Carrera Panamericana von 1954. Zu Ehren seiner erfolgreichen Teilnahme an diesem Rennen nannte Porsche den seinerzeit leistungsstärksten Motor "Carrera".

Edouard Heuers (Gründer der Uhrenmarke) Urenkel Jack leitete das Familienunternehmen über Jahrzehnte hinweg. Im Jahre 1963 kreierte er den ersten Heuer Carrera-Chronografen – entwickelt, damit Rennfahrer die Zeit auf einen Blick auch in der Hitze des Geschehens ablesen konnten.

Das Kind der Kooperation von TAG Heuer und Porsche trägt den langen Namen "TAG Heuer Carrera Porsche Chronograph Special Edition 44 mm Calibre Heuer 02 Automatik". Material der Wahl ist Edelstahl. Im Gehäuse (44 Millimeter Durchmesser) tickt das automatische Uhrwerk Calibre Heuer 02.
Foto: TAG Heuer

Jack Heuer war auch verantwortlich für die Heuer Monaco, den ersten wasserdichten automatischen Chronografen mit quadratischem Gehäuse. Der Name erinnerte an den Großen Preis von Monaco und an die berühmte Rallye Monte Carlo, die Porsche drei Jahre in Folge – 1968 bis 1970 – mit seinem 911er-Modell gewann.

Wie der 911er bei den Automobilen, so brach auch die Heuer Monaco mit ihrem markanten Gehäuse, dem blau-metallischen Zifferblatt, dem roten Sekundenzeiger und der Krone auf der linken Seite des Gehäuses die Designregeln der traditionellen Uhrmacherkunst.

Jo Siffert und Jack Heuer

Die Innovationen der Heuer Monaco gingen mit einem erheblichen finanziellen Aufwand einher. Als Alternative zu einer kostspieligen Werbekampagne setzte Jack Heuer daher auf ein kreatives Sponsoring- Arrangement mit dem Rennfahrer und Porsche-Händler Jo Siffert aus Freiburg in der Schweiz.

Bei der Premiere des Films "Jo Siffert: Live Fast – Die Young" im Jahre 2005 erinnerte sich Jack Heuer an die Bedingungen ihres Vertrags: "Für ein Entgelt von 25.000 Schweizer Franken platzierte er unser Logo auf seinem Wagen und seinem Anzug. Darüber hinaus konnte er unsere Uhren zum Großhandelspreis erwerben und dann mit erheblichem Gewinn an andere Rennfahrer weiterverkaufen, was er auch äußerst erfolgreich tat: Zum Ende der Saison 1969 trug fast die Hälfte der Formel-1-Fahrer Uhren von Heuer!"

Die "TAG Heuer Carrera Porsche Chronograph Special Edition 44 mm Calibre Heuer 02 Automatik" gibt's auch mit Edelstahlarmband.
Foto: TAG Heuer

Diese Verbindung bewog auch Steve McQueen im Jahre 1970 dazu, während der Dreharbeiten zum Film "Le Mans", in dem er einen Porsche 917 fuhr, das Heuer Logo auf seinem Rennanzug zu tragen. Der Schauspieler sagte damals: "Ich fahre das gleiche Auto wie Jo Siffert, also will ich auch den gleichen Anzug tragen."

Uhrmacherische Ambitionen

Dabei hatte auch Porsche ab den 1970er-Jahren uhrmacherische Ambitionen, die bis heute gepflegt werden. Ferdinand Alexander Porsche entwarf 1972 einen automatischen Chronografen. Das war mitten in der Quarzkrise, die Uhrenbranche stand am Rand des Abgrunds. Der Quarzuhr schien die Zukunft zu gehören. Noch dazu war diese Uhr komplett schwarz.

Damals war das neu, heute hat so gut wie jede Marke einen schwarzen Zeitmesser im Portfolio. 1980 brachte man in Kooperation mit IWC Schaffhausen die erste Titanuhr auf den Markt. Das leichte, sehr technisch anmutende Material wurde erst später von anderen Marken entdeckt. Genauer nachzulesen hier: Uhren von Porsche Design: Pinzgauer Purismus. Auch heute noch baut man Uhren.

Umfassendere Zusammenarbeit

Es gibt noch eine weitere – formellere – Verbindung zwischen Porsche und Heuer, oder besser gesagt TAG Heuer, denn diesen Namen führt der Schweizer Uhrenhersteller seit dem Verkauf an die TAG-Gruppe Mitte der 1980er-Jahre. Gemeinsam entwickelten und produzierten die beiden Unternehmen den TAG-Porsche-Motor, mit dem das McLaren-Team drei Jahre in Folge den Formel-1-Weltmeistertitel gewann: 1984 mit Niki Lauda und 1985 sowie 1986 mit Alain Prost.

Im Jahre 1999 wurde die Beziehung durch ihre Kollaboration bei Motorsport-Events wie dem Porsche Carrera Cup, dem Supercup und schließlich der Endurance Weltmeisterschaft noch enger. Porsche stellte 2019 sein eigenes Formel-E-Team auf, mit TAG Heuer als Namensgeber und offizieller Zeitmessungspartner und legte damit den Grundstein für eine noch umfassendere Zusammenarbeit. Jetzt, zwei Jahre später nun sind sie also fix z'samm, wie man so schön sagt. (Markus Böhm, 23.2.2021)