Die Netflix-Serie "The Crown" hat in diesem Jahr die besten Chancen auf mindestens einen Golden Globe. Weitere Preise für die Streamingplattform bei der Verleihung am Sonntag zeichnen sich ab.

Foto: Netflix

Kommenden Sonntag werden in Los Angeles zum 78. Mal die Golden Globes vergeben. Ein Gewinner steht schon jetzt fest: Streamingplattformen. In den TV-Kategorien bestimmen sie mit erdrückender Mehrheit die Zahl der diesjährigen Nominierungen. Neben 14 Filmtrophäen vergibt der Verband der Auslandspresse elf weitere Awards in Fernsehkategorien. Und egal wie das Rennen um die Trophäen ausgeht, die großen TV-Stationen ABC, NBC, CBS, Fox und The CW stehen als Verlierer fest. Falls noch jemand letzte Beweise für die digitale Wende sucht: Bei den Golden Globes wird man fündig.

Netflix dominiert

Netflix ist in den Fernsehkategorien mit 20 Nominierungen voran. Insgesamt sind Streamingplattformen mit 34 Nominierungen vertreten, gefolgt von Kabelsendern mit insgesamt 20. Netflix' royale Saga The Crown ist in den Fernsehkategorien mit sechs Nominierungen haushoher Favorit. NBC hat mit Zoey's Extraordinary Playlist gerade einen Preis für Jane Levy als beste Musical- oder Comedy-Darstellerin in Aussicht sowie einen für Sterling K. Brown als bester männlicher Dramadarsteller in This Is Us.

Besonders deutlich wird der Wandel bei Kabelsendern wie HBO, Showtime oder AMC, die einst mit Serien wie Game of Thrones, Homeland oder The Walking Dead Garanten für Abräumer waren. HBO zählt heuer ganze sieben Nominierungen, vier für das Beziehungsthrillerepos The Undoing – als beste Serie und für Nicole Kidman und Hugh Grant als beste Haupt- sowie Donald Sutherland als bester Nebendarsteller.

HBO unter "ferner liefen"

The Undoing hat auch Aussicht auf die beste Dramaserie, neben dem hauseigenen Lovecraft Country sind aber alle Mitbewerber Netflix-Produktionen: Neben The Crown gehen die Thrillerserie Ozark und das farbenprächtige Horrorspektakel Ratched ins Rennen. Bei Comedys stellt die Streamingplattform Emily in Paris und Dead to Me. Bei den Miniserien sind The Queen’s Gambit und Unorthodox unübersehbar.

Disneys Streamingplattform Hulu zählt sechs Nominierungen und hat dieses Jahr auch ohne The Handmaid’s Tale mit Serien wie The Great und Normal People gute Aussichten. Amazon Prime bleibt mit drei Nominierungen bei den Globes im Rennen, obwohl die meistausgezeichnete Serie, The Marvelous Mrs. Maisel, pausiert. Der eigentliche Beweis dafür, dass Streamingplattformen unter Mainstreamserien die Führung übernehmen, ist das Abschneiden der Newcomer. Apple TV Plus ist mit Ted Lasso vertreten, HBO Max hat mit The Flight Attendant einen echten Durchbruch vor sich. Disney Plus kann sich mit The Mandalorian gute Chancen auf Preise ausrechnen.

Noch deutlicher macht sich die neue Wirklichkeit bei Kinofilmen aus: Netflix und Amazon Studios sind dieses Jahr die beiden meistnominierten Unternehmen als Filmverleiher bei den Globes. David Finchers Film Mank über den Drehbuchautor Herman J. Mankiewicz und die Zusammenarbeit mit Leinwandlegende Orson Welles und dessen Citizen Kane führt die Liste der Nominierungen mit sechs Stück an. Film und TV zusammengerechnet kommt Netflix auf 44 Nominierungen.

Mit ein Grund für den grundlegenden Wandel ist die Corona-Pandemie, die für geschlossene Kinosäle sorgt und Onlineplattformen stärkt. Die neuesten Blockbuster sind oft schon zeitgleich zum Kinostart online – ein Angebot für das Publikum im Lockdown. Wegen der Corona-Pandemie läuft die Gala in diesem Jahr aber ohnehin anders ab. Die Nominierten werden virtuell von Standorten in aller Welt zugeschaltet.

Die Komikerinnen Tina Fey und Amy Poehler moderieren die Zeremonie diesmal auf getrennten Bühnen. Und noch ein Beweis für die digitale Transformation: Den Cecil-B.-DeMille-Preis für ihr Lebenswerk erhält in diesem Jahr Jane Fonda. Die Hollywoodikone macht sich derzeit als Klimaschützerin stark. Ihren letzten ganz großen Erfolg feierte die 83-Jährige mit Grace and Frankie – einer Netflix-Serie. (Doris Priesching, 23.2.2021)