Der Militärhistoriker Erwin A. Schmidl stößt sich im Gastkommentar am polemischen Ton der Debatte um die Neuausrichtung des Heeresgeschichtlichen Museums.

Ein Blick ins Museum.
Foto: APA / Herbert Neubauer

Die Vorlage des jüngsten Kommissionsberichts zum Heeresgeschichtlichen Museum hat die Diskussion um diese Institution neu belebt – und das ist gut so. Weniger gut ist der polemische Ton der letzten Wortmeldungen – so sehr ich sowohl Michael Hochedlinger wie Peter Pirker als Historikerkollegen schätze (siehe "Geistiger Musikantenstadel" und "Braune Eier im Heeresgeschichtlichen Museum").

Aus dem Dienst des langjährigen Direktors Johann Christoph Allmayer-Beck in der deutschen Wehrmacht "braun-schwarze Anfänge" des Museums ableiten zu wollen, ist ebenso absurd wie die Behauptung, Allmayer-Beck wäre "nicht imstande [gewesen], sich von der Wehrmacht zu lösen". Ganz im Gegenteil beschäftigte ihn – wie viele seiner Zeitgenossen – die nachträgliche Einsicht, einem verbrecherischen Regime gedient zu haben. In seinen Kriegserinnerungen schrieb er ausdrücklich, er sei "sich heute darüber im Klaren, dass er und seine Kameraden, ungewollt und unwissend, unter der falschen Fahne fochten – der Fahne mit dem Hakenkreuz". In der Gestaltung des Museums jedenfalls war für eine Glorifizierung des Dritten Reichs kein Platz.

Fragen abarbeiten

Letztlich war es Allmayer-Beck, der die bis dahin vor allem auf Kriegs- und Operationsgeschichte ausgerichtete militärhistorische Forschung in Österreich neu belebte und damit die im angelsächsischen Raum, aber auch in Deutschland erfolgte Erweiterung der Militärgeschichte hin zu sozial- und wirtschaftshistorischen Fragen nach Österreich brachte. Leider ist Hochedlinger zuzustimmen, dass die militärhistorische Forschung in Österreich, insbesondere an den Universitäten, insgesamt sehr schwach vertreten ist.

Für das Museum muss jetzt im Vordergrund stehen, die vielen anstehenden Fragen, die sich teils seit Jahrzehnten angesammelt haben, anzugehen und abzuarbeiten. Der Bericht der dazu eingesetzten Expertenkommission ist wohl ein geeigneter – wenn auch manchmal in sich widersprüchlicher – Ausgangspunkt. Wesentlich wird es sein, für die Erneuerung des Museums die erforderlichen finanziellen und personellen Mittel bereitzustellen – vor allen in dieser Hinsicht sollten Institutionen wie das Imperial War Museum ein Vorbild sein. (Erwin A. Schmidl, 23.2.2021)