In Salzburg wird derzeit geprüft, ob es in Österreich nun auch bereits einen Fall der Brasilien-Mutation gibt.

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Salzburg/Wien – Aktuell wird intensiv geprüft, ob neben der britischen und der südafrikanischen Coronavirus-Mutation auch die ansteckende brasilianische Mutante in Österreich angekommen ist. Ein entsprechender Verdachtsfall in Salzburg – es ist der erste in Österreich – wird derzeit abgeklärt. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es zum STANDARD, dass es "ganz vage Verdachtsfälle" in diese Richtung gibt. Weil der Betroffene eine Kontaktperson war, werden nun auch die PCR-Tests der Kontakte des Mannes auf mögliche Mutationen hin untersucht. Zumindest zwei weitere Personen sind den Behörden bekannt.

Ein Sprecher des Landes Salzburg erklärte auf Anfrage, dass bei einem Betroffenen ein entsprechender Vortest ausgeschlagen hat. Demnach wies die Probe "Merkmale auf, die auf die brasilianische Mutation hindeuten". Allerdings wurden von vier Merkmalen, die bei dieser Mutante vorhanden sein müssen, in dieser Probe nur drei gefunden. Ein "wesentliches Merkmal" fehlte. "Es könnte also auch eine andere Mutation sein, die bisher noch nicht bekannt ist", wie der Sprecher dem STANDARD sagte. Gewissheit soll eine Ganzgenomsequenzierung bringen: Ein Ergebnis soll in einigen Tagen vorliegen.

Hinweise auf Mutation bei zweitem PCR-Test

Der Betroffene in Salzburg gilt als genesen, er wurde mit einem negativen Corona-Test aus der Quarantäne entlassen. Der mögliche Hinweis auf die Mutation wurde nicht beim ersten PCR-Test detektiert, sondern erst vor seiner Entlassung, als ein zweiter Test durchgeführt wurde. Dabei zeigte sich nach Angaben des Landes, dass der Mann nicht mehr ansteckend ist und einen sehr hohen CT-Wert aufweist. In diesem Rahmen wurden eben auch Hinweise auf eine Mutation festgestellt. Nun soll geklärt werden, ob es sich um die brasilianische Mutante P1 handelt oder um eine weitere Variante. Die brasilianische Variante P1 jedenfalls gilt als hochansteckend. Aktuell überprüfen Wissenschafter, ob sie auch zu einer höheren Zahl an Wiederinfektionen mit Sars-CoV-2 führen kann.

Verdacht auf brasilianische Variante P2

Nach Informationen des STANDARD erhärten sich die Hinweise, dass es sich beim Verdachtsfall um die neue brasilianische Mutation B.1.1.28/P2 handeln könnte. Laut Hans Georg Mustafa vom Salzburger Labor Medilab ist das "der erste Verdacht dieser Art in Österreich".

Es handle sich jedenfalls um eine Variante, die die Mutation E484K aufweist und "bei der potenziell eine 'immune evasion' besteht". Das bedeutet: "Die Wirkung der Neutralisierung der Antikörper wird abgeschwächt." Die Virusvariante entkommt also dem Immunsystem. Personen, die eine Corona-Erkrankung bereits durchgemacht haben, könnten demnach möglicherweise ein zweites Mal erkranken, so Mustafa. Ob auch eine Impfung weniger wirksam auf P2 ist, lasse sich nach aktuellem Stand aber noch nicht sagen.

Probe am 17. Februar zur Sequenzierung geschickt

Der Verdacht auf eine Virusmutation sei schon früh aufgetaucht, so Mustafa, der auch Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Laboratoriumsmedizin und Klinische Chemie ist. Man habe daher die Probe bereits am 17. Februar zur Sequenzierung an die Ages geschickt. Mögliche Hinweise, die auf die brasilianische Variante oder eine andere Mutation hindeuten, hätten sich laut Mustafa erst später ergeben.

In Österreich sind Virusvarianten bereits weit verbreitet, wobei im Osten vor allem der britische Stamm und im Westen vor allem die südafrikanische Variante vorherrscht. Im Burgenland liegt laut Ampelkommission der Anteil der neuen Varianten an der Sieben-Tage-Inzidenz bereits bei 75 Prozent. In Wien, wo ebenfalls die britische Variante vorherrscht, sind es 51 Prozent. In Tirol, dem Hotspot der Südafrika-Mutante, beträgt dieser Wert bereits 61 Prozent. (David Krutzler, 23.2.2021)