Google entschuldigt sich mit einer Karikatur.

Foto: Google/Bulo

Zwei Fotos mit viel nackter Haut und ein Comicbild mit Papst Franziskus, dem ein Kreuz aus dem Hinterteil ragt, und Jesus mit entblößtem Geschlechtsteil: Diese Titelseiten waren für Googles Moderationsteam für den Play Store offenbar zu viel, obwohl sie nicht ein beliebiges Medium zieren, sondern Ausgaben der "Titanic" – eines bekannten deutschen Satiremagazins.

Der Tech-Konzern befand die Cover der aktuellen und zweier älterer Ausgaben aufgrund von Anstößigkeit in Bezug auf religiöse Darstellungen für regelwidrig und hatte schon im Jänner kurzerhand die App des Mediums aus dem Play Store geworfen, der die wichtigste Quelle für Android-Apps (außerhalb Chinas) darstellt. Wer sie bereits installiert hatte, konnte sie zwar weiterhin verwenden, allerdings keine neuen Ausgaben herunterladen.

Das Vorgehen sorgte nicht nur beim betroffenen Medium für Unverständnis, sondern initiierte auch gleich eine öffentliche Debatte über derlei Restriktionsmaßnahmen und die Macht von Anbietern wie Google.

Die drei beanstandeten Titelbilder.
Foto: Titanic

"Titanic" verweigerte Änderungen

Ursprünglich drehte sich Googles Beschwerde nur um das Papst-Cover der Februar-Ausgabe. Bei der "Titanic" hatte man dieses als Reaktion etwas entschärft und sich somit zwischenzeitlich wieder Zugang zum Store gesichert. Kurz darauf beschwerte sich Google jedoch über die zwei älteren Titelseiten aus den Jahren 2019 bzw. 2018 und drohte erneut mit Rauswurf.

Das Magazin weigerte sich allerdings, Maßnahmen zu ergreifen. Ehe man weitere Titelseiten entschärfe, werde man lieber den Play Store verlassen und den Verlust von digitalen Abonnements in Kauf nehmen, richtete man in deutlichen Worten aus: "'Titanic' wird sich nicht selbst zensieren, um dem verkniffenen Humor von Monopolwichsern in San Fernando Valley, äh: Silicon Valley gerecht zu werden."

Google entschuldigt sich mit Karikatur

Nun allerdings macht der IT-Riese einen Rückzieher. Die App wurde wieder eingelistet und die Vorwürfe gegen das Satireblatt zurückgezogen. Mehr noch, man liefert eine öffentliche Entschuldigung für das Vorgehen. "Wir möchten uns sowohl bei der 'Titanic' als auch bei ihren Leser:innen aufrichtig dafür entschuldigen, dass die App zwischenzeitlich nicht verfügbar war. Auch wir finden: Humor und Satire dürfen nicht untergehen", erklärte ein Sprecher gegenüber dem "Spiegel".

Zusätzlich gab man eine Karikatur in Auftrag, in der man sich selbst durch den Kakao zieht. Darauf zu sehen: ein nackter Mann, der seinen Intimbereich mit einer "Titanic"-Ausgabe bedeckt, auf deren Cover die Schlagzeile "Google zieht blank und sagt 'Sorry'" steht.

Bei der "Titanic" begrüßt man diesen Schritt, kündigt aber an, das Gebaren von Google weiterhin "genau und kritisch" zu beobachten. Für Googles Rücknahme der Forderungen hat man zudem augenzwinkernd eine alternative Erklärung parat. "Wir vermuten, dass sich Google eine längere Sperre für 'Titanic' schlicht nicht mehr leisten konnte", schreibt Chefredakteur Moritz Hürtgen. (gpi, 23.2.2021)