Leere Pisten, stillstehende Lifte: Den Totalausfall der heurigen Pistenskisaison spüren auch die Spitäler in Westösterreich.

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Der meteorologische Winter ist noch nicht ganz vorbei, aber für viele Spitäler in Westösterreich steht eines bereits fest: Die Corona-Skisaison 2020/21 wird auch in ihren Budgets teilweise tiefe Spuren hinterlassen. Der drastische Rückgang an Skiunfallpatienten wird zu einem spürbaren Einnahmenentfall führen.

Zwar liegt noch keine Gesamtbilanz des Kuratoriums für Alpine Sicherheit vor, die ersten Zahlen geben aber einen Eindruck, wie drastisch der Rückgang bei den Skiunfällen ist. Basierend auf den Erhebungen der Alpinpolizei – diese erhebt nur die Unfälle mit Todesfolge und jene mit Verdacht auf Fremdverschulden – sind in der laufenden Saison zwischen 24. Dezember 2020 und 14. Februar 2021 auf Pisten und Skirouten zwei tödliche Unfälle und 233 Verletzte registriert worden. Das sind 12,5 Prozent der Toten beziehungsweise 11,2 Prozent der Verletzten im Vergleich zum langjährigen Mittel. Die Werte gelten als repräsentativ und geben erfahrungsgemäß die Gesamttendenz einer Saison wieder.

Kaum Skipatienten

Die niedrigen Unfallzahlen schlagen naturgemäß auch auf die Spitäler in Westösterreich durch. Ein besonders drastisches Beispiel aus Innsbruck: Am Uni-Klinikum wurden im Jänner vergangenen Jahres 117 ausländische Patienten in der Unfallchirurgie stationär aufgenommen. Heuer waren es neun. Insgesamt betrage der Rückgang an Skiunfallpatienten knapp 50 Prozent, sagt ein Spitalssprecher auf Anfrage des STANDARD.

Ähnlich drastisch sind die Zahlen des Krankenhauses Schwarzach im Salzburger Pongau. In normalen Jahren wurden hier etwa 4900 verunfallte Skifahrer behandelt. In Schwarzach beträgt der Rückgang im Zeitraum 24. Dezember 2020 bis 21. Februar 2021 rund 74 Prozent. Auch das Tauernklinikum Zell am See oder das Diakonissenkrankenhaus im steirischen Schladming melden stark sinkende Skipatientenzahlen.

Ausländer und Selbstzahler

Was auf den ersten Blick wie eine erfreuliche Nachricht klingt, ist für die Spitäler gar nicht so einfach zu managen, denn es fehlen die Einnahmen, die man über die Betreuung verunfallter Skifahrer lukriert. Allein im Jänner 2021 beträgt das Minus am Uni-Klinikum Innsbruck im Vergleich zum Jänner 2020 bei den ausländischen Patienten mit Sozialversicherung rund 400.000 Euro, bei den Selbstzahlern (das sind entweder Ausländer ohne Sozialversicherung oder privat versicherte Österreicher) 200.000 Euro.

Im Klinikum Schwarzach schätzt man das Minus für Dezember und Jänner auf 1,5 Millionen Euro bei der Gruppe ausländischer Patienten und/oder Selbstzahler. In Schladming bewegt man sich auch im oberen sechsstelligen Bereich, wie ein Sprecher des Diakonissenspitals meint, und das Tauernklinikum Zell am See rechnet laut einer Meldung des lokalen ORF mit einem Umsatzrückgang von 1,2 Millionen Euro.

Operationen vorgezogen

Wie die Spitäler mit dem Einnahmenentfall umgehen werden, ist von Standort zu Standort unterschiedlich. Ein Krankenhaus wie Innsbruck wird sich angesichts seiner Größe leichter tun als kleinere Standorte. Neben Urlaubsabbau und notwendigen Kompensationszahlungen der Länder werden teilweise auch Behandlungspläne umgestellt. In Schladming beispielsweise seien die OPs gut gefüllt, wie ein Sprecher der Diakonissen dem STANDARD sagt: "Wir haben viele elektive, also vom Zeitpunkt her nicht dringliche Eingriffe, vorgezogen." (Thomas Neuhold, 23.2.2021)