Kostümbildnerin Anna Pollack aus Wien kämpft als Alleinerzieherin und Mutter von drei Kindern mit der täglichen Marathon-Arbeit.

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Wir beschäftigen uns ja seit einem Jahr zwangsläufig mehr mit uns selbst, im besten Fall noch mit ein paar sehr nahestehenden Personen, aber aus unserer Blase kommen wir noch weniger raus als vorher. Gut also, wenn man Gelegenheit bekommt, ein paar andere Stimmen zu hören – und zu erfahren, wie es uns allen so geht mit Corona. Einen Beitrag dazu leistet die Doku Ich kann nicht mehr! Leben zwischen Corona und Konkurs (Mittwoch, 21.05 Uhr, ORF 1), in der unterschiedliche Betroffene zu Wort kommen. Und teilweise sehr plastische Eindrücke vermitteln.

Da ist der Krankenpfleger, der nicht nur nach jeder Schicht unter der Schutzkleidung komplett nassgeschwitzt, sondern von der Belastung auch psychisch mitgenommen ist. Die Kostümbildnerin, die ihre drei Kinder zu Hause mitunterrichtet und oft zu Mittag schon nicht mehr weiß, wie sie es bis zum Abend schaffen soll. Oder die junge Frau mit Diabetes, die seit einem Jahr de facto von jedem "echten" Kontakt mit anderen Menschen abgeschnitten ist, weil eine Infektion lebensgefährlich wäre (mit ihr sollten einmal alle reden, die "einfach die Risikogruppen schützen" als Gegenmodell zum kollektiven Schutz vor der Virusverbreitung propagieren).

Besonders eindrucksvoll wirkt nach diesen Schilderungen das Gespräch mit jener Ergotherapeutin, die "die Maske nicht verträgt", sich dies auch vom Hausarzt attestieren ließ – und ihre Patienten jetzt halt maskenfrei behandelt. Verantwortung könne man ja nur für sich selbst übernehmen. Der Idee, andere durch die Maske zu schützen, könne sie nichts abgewinnen. Sie könnte ja das Gespräch mit dem Krankenpfleger suchen. (Sebastian Fellner, 24.2.2021)