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Verzweifelt versuchen Soldaten, Israels Mittelmeerstrände von dem giftigen Schmutz zu befreien.

Foto: Reuters / Ronen Zvulun

Touristen sieht man hier weniger, dafür umso mehr rare Vogelarten – und mit etwas Glück auch Schildkröten und Oktopusse. Die Strände von Nachsholim und Hachotrim, maritime Naturschutzgebiete in der Nähe der nördlichen Stadt Haifa, zählen zu den schönsten in ganz Israel. Autos dürfen hier in Strandnähe nicht parken, Besucher müssen ihr Badegepäck selbst durch die Dünen schleppen und werden auf Schildern aufgefordert, keinen Müll zu hinterlassen – um das Gleichgewicht des Ökosystems nicht zu stören, wie es heißt.

Was die Naturschützer in jahrelanger Fürsorge bewahrt haben, könnte nun durch einen einzigen Vorfall zerstört worden sein. 170 Kilometer Küstengebiet sind mit Teer verseucht. Die Behörden wiesen Israels Bürger an, sich von den Stränden fernzuhalten. Was die Ursache der Naturkatastrophe ist, die von manchen als schlimmste in der Geschichte Israels bezeichnet wird, ist unklar.

Bilder des Schreckens

Das Bild eines 17 Meter langen angeschwemmten jungen Finnwals hatte international für Aufsehen gesorgt. Den tausenden Freiwilligen, die derzeit jeden Tag Teer aus dem Küstensand fischen, bietet sich das Bild der Naturkatastrophe hingegen in seiner schnöden Tristesse: schwarze Klumpen im Sand, schwarz gefärbte Muscheln, Schmierspuren an den Felsen. Und dazwischen immer wieder tote Fische. Wie lange es dauern wird, bis der Dreck beseitigt ist, der hier überall klebt, weiß niemand. Die für die kommenden Tage angesagten starken Regenfälle drohen die Reinigungsarbeiten zu erschweren.

Nur registrierte Helfer sind bei den Säuberungsarbeiten an den Stränden zugelassen. Eltern werden angewiesen, auf Mithilfe ihrer Kinder zu verzichten. Am Wochenende waren einige Freiwillige ins Spital eingeliefert worden, nachdem sie giftige Dämpfe eingeatmet hatten. Naturschutzorganisationen schulen die Helfer, verteilen Schutzanzüge, Handschuhe, Werkzeug und erklären die Arbeit.

Teils irreparable Schäden

Die Schäden würde man noch auf Jahrzehnte hinaus spüren, zum Teil seien sie sogar irreparabel, heißt es in Israels Naturparkbehörde. Umweltministerin Gila Gamliel versprach mehr Geld für Sofortmaßnahmen. Naturschutz-NGOs kritisieren hingegen, dass man sich vieles erspart hätte, wären lang geplante Reformen auch umgesetzt worden. Vor 13 Jahren hatte die Regierung Ehud Olmerts einen Nationalen Aktionsplan gegen maritime Ölverschmutzung beschlossen. Das Finanzministerium machte das nötige Geld nicht locker, das Umweltministerium goss die Reformen nie in Gesetzesform.

Hätte man frühzeitig gehandelt, wäre der Schaden heute nicht so groß, meinen Naturschützer. Verschiedene NGOs setzen sich dafür ein, dass die limnologische Forschungsanstalt in Haifa künftig auch etwaige Ölverschmutzungen aufspüren darf. Bisher fehlte es ihr dafür an Kompetenz und somit auch an technischen Lösungen.

Ursache unklar

Mangels Überwachung ist unklar, wer die Ölpest verursachte, die nach schweren Stürmen in Form von Teer an Israels Küsten aufschlug. Auf Satellitenaufnahmen vom 11. Februar ist in rund 50 Kilometer Entfernung von der Küste ein großer schwarzer Fleck zu sehen. In der Nähe des mutmaßlichen Ölteppichs konnten zehn Schiffe lokalisiert werden. Die israelischen Behörden versuchen nun in Zusammenarbeit mit ausländischen Partnern, den Verdächtigenkreis weiter einzuschränken. Eine Nachrichtensperre wurde verhängt, um die Ermittlungen nicht zu gefährden, zum Teil wurde sie am Dienstag nach Einsprüchen wieder gelockert.

Israels Wasservorräte, die zu einem überwiegenden Teil von entsalztem Meerwasser abhängig sind, seien nicht gefährdet, beruhigt die Regierung. Nicht abschätzbar ist aber der Schaden, den Israels Corona-gebeutelte Wirtschaft nehmen wird. Unmittelbar betroffen ist die Fischereiwirtschaft, aber auch der Tourismussektor könnte leiden. (Maria Sterkl aus Haifa, 23.2.2021)