Spazierengehen ist in Zeiten wie diesen angesagt. Viele haben es allerdings schon satt, kennen bereits jeden Stein in Gehweite. Warum also nicht einmal ein paar neue Steine kennenlernen, zum Beispiel auf Fuerteventura oder Lanzarote? Oder die Füße ins Meer halten in Cancún, statt in der winterlichen Kälte zu bibbern? Geht nicht? Geht doch: Wer Zeit hat, flexibel ist und es sich leisten kann, kann bei Reiseveranstaltern diese Ziele trotz Corona-Krise buchen.

Zum Beispiel beim weltgrößten Reisekonzern Tui: Dort werden aktuell Destinationen wie die Kanaren angeboten. Oder auf der Fernstrecke die Malediven, Dubai, Cancún (Mexiko), Varadero (Kuba) und Punta Cana (Dominikanische Republik). Fernwehgeplagten dürfte das die Tränen in die Augen treiben.

Punta Cana.
Foto: EPA/ Orlando Barri

Ja, es gibt Reisewarnungen, und nach wie vor rät das Außenministerium von nicht notwendigen und touristischen Reisen ab, doch bei Tui Österreich sieht man die Lage pragmatisch. "Ganz grundsätzlich kann man überall hinreisen, denn Reisewarnungen sind keine Reiseverbote", hält Kathrin Limpel, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Reiseveranstalters auf Anfrage des STANDARD fest. Welche Ziele angeboten werden, hänge von vielen Faktoren ab. "Ob es gute Flugverbindungen gibt, von der Lage vor Ort, bei welchen Destinationen wir davon ausgehen, dass es wirtschaftlich sinnvoll ist, sie anzubieten etc.", sagt sie.

"Gerne alle Reisewünsche"

Wichtig sei, dass sich die Gäste vor Reiseantritt über alle aktuell geltenden Regeln, wie Quarantäne, Tests et cetera, informieren. Um dies potenziellen Kunden zu erleichtern, habe man eigens einen Überblick über die aktuellen Bestimmungen auf der Website eingerichtet. Auch ein Blick auf die aktuellen Informationen des Außenministeriums ist ratsam (siehe auch Infokasten unten).

Lanzarote.
Foto: imago images/robertharding

Ins gleiche Horn stößt man bei der Verkehrsbüro Group. Prinzipiell erfülle man sehr gerne alle Reisewünsche. Egal wohin. "Bevor wir jedoch Reisen anbieten, informieren wir uns über die Gegebenheiten und jeweiligen Landesvorschriften. Wir informieren unsere Kunden proaktiv", sagt Helga Freund, Geschäftsführerin von Ruefa und Vorständin der Verkehrsbüro Group. Dies sei ausschlaggebend für den Verkauf einer Reise in die Ferne.

Verhaltene Buchungslage

Zu den zurzeit bevorzugten Destinationen zählen bei Ruefa-Kunden die Seychellen, Mauritius, Dubai und die Malediven. Die beiden Letzteren werden auch bei Tui verstärkt angefragt, wobei die Malediven ganz eindeutig die Nase vorne haben. Insgesamt allerdings – und auch hier gibt es Übereinstimmungen bei beiden Veranstaltern – sei die Buchungslage noch sehr zurückhaltend. Das habe vor allem mit den Quarantäneregeln zu tun, die bei der Rückreise gelten, schätzt man bei Tui. Malediven-Rückkehrer müssen sich in eine zehntägige verpflichtende Heimquarantäne begeben. Durch einen negativen Test ab dem fünften Tag sei ein vorzeitiges Beenden der Quarantäne möglich, ist auf der Website des Außenministeriums zu lesen.

Cancún.
Foto: imago images/TheNews2

Grundsätzlich, sagt Helga Freund, sei die Buchungslage "überhaupt nicht zu vergleichen zu den entsprechenden Reisezeiträumen vor der Corona-Pandemie". Ein Fazit, das die gesamte Reisebranche betrifft. Die Branche fordert daher, rasch und in Abstimmung mit den Institutionen auf EU-Ebene ein Maßnahmenpaket für einen geordneten Neustart der Touristik auf den Weg zu bringen.

"Zweischneidiges Schwert"

Differenziert sieht man die Lage bei Weltweitwandern, wo man handverlesene Wanderreisen in alle Welt anbietet: "Zum jetzigen Zeitpunkt Reisen durchzuführen ist ein zweischneidiges Schwert", sagt Geschäftsführerin Gudrun Gruber. Einerseits gebe es Länder, wo die Bevölkerung sprichwörtlich ums Überleben kämpft, wo sich Menschen Lebensmittel nicht mehr leisten können, weil das Einkommen durch den Tourismus fehlt.

Madeira.
Foto: imago images / robertharding

"Andererseits gibt es aber auch die Hoffnung, dass sich die Pandemie schneller eindämmen lässt, wenn wir verhindern, dass sich vor allem Virusmutationen um den Erdball verteilen", hält sie mit Blick auf die steigenden Infektionszahlen hierzulande fest. Man habe sich daher dazu entschlossen, vorerst bis Mitte März 2021 alle Reisen abzusagen, um so dazu beizutragen, die Pandemie so schnell wie möglich einzudämmen. Notleidende Partner versucht man bei Weltweitwandern mit einem Soforthilfe-Fonds finanziell und mit regelmäßigen Onlineworkshops mental zu stärken.

Hoffen auf Sommersaison

Auch bei Weltweitwandern spürt man den Freiheitsdrang der Kunden: "Unsere Gäste rufen immer wieder an und fragen, wohin man denn zurzeit reisen könnte. Man möchte wieder raus und etwas erleben", schildert Gudrun Gruber. Der Urlaubsort sei zurzeit nachrangig, aber "viele Anfragen haben wir im Moment für Marokko und Madeira".

Unterm Strich haben die Reiseveranstalter die laufende Wintersaison bereits abgeschrieben. Angesprochen auf die kommende Sommersaison, keimt ein Fünkchen Hoffnung auf. Bereits über die Weihnachtsfeiertage, sagt Kathrin Limpel, habe man festgestellt, dass das Interesse an Reisen im Sommer stark sei. Das zeigten die Zugriffszahlen bei "tui.at". "Wir sind überzeugt, dass ein Impfstoff und verbesserte Testmöglichkeiten die nötige Sicherheit bringen, um bald wieder mehr zu reisen." Man werde 2021 bereits eine deutliche Erholung sehen. "Vor allem Pauschalreisen werden gefragt sein, da diese Reiseform die größte Sicherheit bietet", ist sie sich sicher.

Kreta.
Foto: AFP/ARIS MESSINIS

Geht es um die beliebtesten Reiseländer, scheinen Reisen rund um das Mittelmeer wieder verstärkt gefragt zu sein. "Wir erwarten vor allem für Griechenland, Zypern und Spanien einen guten Sommer. Erste Tendenzen zeigen, dass insbesondere Griechenland von Familien nachgefragt wird", sagt Kathrin Limpel. Kreta, Rhodos und Kos lägen in der Beliebtheit vorne und böten das umfangreichste Angebot. Neben Spanien und Griechenland erwartet Tui auch für die Autoreiseziele Italien und Kroatien eine gute Nachfrage. Auch Urlaub in der Heimat – also in Österreich – werde weiter ein Trend sein.

Boom bei klassischen Destinationen

Bei der Ruefa liegt derzeit ebenfalls Griechenland auf Platz 1, gefolgt von Kroatien, Italien und Österreich, Spanien, Ägypten und der Türkei. "Wir verzeichnen nun jeden Tag steigendes Interesse und freuen uns, dass auch die konkreten Buchungen schrittweise anziehen", sagt Helga Freund.

Auch bei Weltweitwandern rechnet man im Sommer mit einem Boom in den klassischen Destinationen rund ums Mittelmeer. Generell gelte: Wer im Sommer auf Reisen gehen möchte, sollte rasch buchen – vor allem mit den Flugplätzen wird es eng werden. (Markus Böhm, 1.3.2021)

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