Foto: Florian Lechner

Innsbruck – Der Hauptort des Zillertals, Mayrhofen, wird wegen eines lokalen Corona-Clusters für mindestens eine Woche abgeriegelt. Aktuell sind in der knapp 4.000 Einwohner zählenden Gemeinde bereits 42 aktiv positive Infektionen mit dem Coronavirus zu verzeichnen. Bei mindestens 29 Fällen davon konnte bereits die südafrikanische Virusmutation nachgewiesen werden. Die Behörden rechnen bereits damit, dass diese Zahl in den kommenden Tagen deutlich ansteigen wird. Um eine weitere lokale Ausbreitung zu verhindern, wurde in einer Sitzung des Tiroler Einsatzstabes am Mittwochvormittag die Abschottung der Ortschaft beschlossen.

Für die Bürgerinnen und Bürger Mayrhofens wird ab Donnerstag in einer örtlichen Sportklinik eine eigene Teststation eingerichtet. Am Freitag sollen weitere Testmöglichkeiten folgen. Bis kommenden Mittwoch, so der Aufruf und die Bitte des Bezirkshauptmanns Michael Brandl, sollen sich alle Einwohnerinnen und Einwohner zweimal testen lassen.

Sozusagen als Anreiz dazu, denn verpflichtend angeordnet werden können die Tests nicht, darf man ab Samstag die Gemeinde nur mehr mit einem negativen PCR-Test-Ergebnis, das nicht älter als 72 Stunden sein darf, verlassen. Ab Samstag deshalb, weil einerseits erst die entsprechenden Verordnungen erstellt werden müssen, andererseits die nötige Test-Infrastruktur erst aufgebaut werden muss. Ohne einen solchen Test wird das vorläufig nicht mehr erlaubt sein. Arbeitspendlerinnen und -pendler dürfen weiterhin ohne Einschränkung die Ortschaft betreten und verlassen.

Schulen bleiben geschlossen, Ausweitung der FFP2-Masken-Pflicht

Um das Infektionsrisiko im Ort zu minimieren, wird die Gemeinde die FFP2-Masken-Pflicht auch auf öffentliche Orte ausweiten. Die Bürgerinnen und Bürger werden darüber gesondert informiert werden. Schulen und Kindergräten bleiben vorerst bis mindestens 3. März geschlossen. Auch der Handel wird von Samstag bis Mittwoch geschlossen, nur mehr die Grundversorgung wird möglich sein, also Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Drogerien. Gottesdienste werden in dieser Zeit ebenfalls nur online stattfinden.

Weil die Infektionszahlen im gesamten Bezirk Schwaz weiterhin zu hoch sind, werden hier ebenfalls weitere Maßnahmen angeordnet, wie Bezirkshauptmann Brandl bestätigt. So soll die Teststrategie weiter forciert werden, um mehr Menschen zu den kostenlosen Tests zu bewegen. Das sei deshalb wichtig, so das Land, weil von den derzeit 238 aktiv positiven Fällen im Bezirk rund 100 symptomlos sind und nur dank dieser Tests entdeckt werden konnten. Im Bezirk zählt man rund 84.000 Einwohner, die Zahl der durchgeführten Tests belaufe sich auf knapp 50.000, so der Bezirkshauptmann. Vor allem seit man auch für das Skifahren einen negativen Test benötigt, habe die Bereitschaft in der Bevölkerung zugenommen, sagt Brandl.

Bezirkshauptmann Michael Brandl appelliert an die Bevölkerung, die Behörden bestmöglich zu unterstützen.
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Im gesamten Bezirk werde man zudem die FFP2-Masken-Pflicht auf "definierte öffentliche Orte" ausweiten. Diese rechtliche Möglichkeit sei neu vom Gesundheitsministerium geschaffen worden und komme nun erstmals zur Anwendung. Noch laufen die Beratungen, so der Bezirkshauptmann, wie und wo genau man das umsetzt. Vor allem Einkaufszentren in den Ballungsräumen kämen dafür infrage, so Brandl.

Polizeikontrollen sollen Einhaltung der Maßnahmen sicherstellen

Zudem werde über die Wirtschaftskammer Tirol und die Gemeinden des Bezirks Schwaz nachdrücklich auf Firmen im Bezirk eingewirkt, damit diese ihre Mitarbeiter zu Antigen-Testungen schicken. Um die Einhaltung dieser Maßnahmen zu garantieren, sollen die Schwerpunktkontrollen der Polizei fortgesetzt werden.

Ende Jänner wurde nach Recherchen des STANDARD publik, dass die südafrikanische Virusmutation im Bezirk Schwaz erstmals in Österreich nachgewiesen wurde. Experten kritisierten, dass das Land Tirol zu spät und zu wenig strikt auf die neue Virusmutante reagiert habe. Im Bezirk selbst habe man jedoch enorme Anstrengungen unternommen, um der Mutation Herr zu werden, wie Brandl erklärt.

Contact-Tracing funktioniert

So wurde das Contact-Tracing intensiviert. Im Bezirk Schwaz werden seit Jänner auch K2-Personen, die nicht in Quarantäne müssen, mindestens dreimal getestet – und zwar am ersten, dem fünften und dem neunten Tag. Dadurch konnten von den insgesamt 234 nachgewiesenen Fällen der südafrikanischen Mutation zwölf unter K2-Personen entdeckt werden. "Die Strategie ist gut", ist Brandl überzeugt und verweist auf die Zahlen. So sei es gelungen, den Anteil der Virusmutation unter den Neuinfektionen von 50 Prozent auf rund 37 Prozent zu senken. Ein Erfolg, den auch Experten wahrgenommen und gelobt hätten, so der Bezirkshauptmann.

Mittlerweile habe man die erste Infektion mit der südafrikanischen Mutante in Tirol auf den 10. Dezember 2020 zurückverfolgen können. Ein Geschäftsreisender, der direkt über den Flughafen München aus Südafrika kam, hatte einen Freund im Bezirk besucht und dabei angesteckt. Jener Freund war dann am 23. Dezember im Zuge einer Routinetestung als positiv entdeckt worden. Erst im Nachhinein wurde durch Sequenzierung festgestellt, dass er sich mit der südafrikanischen Mutation infiziert hatte.

Allerdings weiß Brandl auch, dass in der Bevölkerung mittlerweile eine gewisse Müdigkeit eingesetzt habe. Anders als im urbanen Raum, führe das im ländlichen Raum dazu, dass Maßnahmen im privaten Rahmen umgangen würden. Deshalb intensiviere man noch einmal den Kontrolldruck durch die Exekutive. Denn der nun entdeckte Cluster in Mayrhofen bereitet Brandl "große Sorgen".

Bezirkshauptmann appelliert an Bevölkerung

Der Bezirkshauptmann appelliert an die Bevölkerung, trotz der Mühsal weiter kooperativ zu sein und die Behörden zu unterstützen. Es sei im Bezirk vieles gelungen in Sachen Covid-Bekämpfung. Und Brandl ist sich sicher, man bekomme auch die Lage in Mayrhofen wieder in den Griff. Von einer Abriegelung des ganzen Bezirkes hält er dennoch nichts: "Wie soll das gehen, wie sollte man das kontrollieren?" Denn der Bezirk Schwaz zieht sich wie ein Band quer durch ganz Tirol. Zudem pendeln täglich tausende ein und aus. Zielführender seien deshalb lokal begrenzte Maßnahmen, wie nun eben in Mayrhofen, ist Brandl überzeugt. (Steffen Arora, 24.2.2021)