Visualisierung: BWM Architekten
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Er drohte langsam immer mehr zu verfallen, doch nun steht seit kurzem auf dem Straubingerplatz in Bad Gastein ein Baukran. "Es kann nun endlich losgehen", sagte Daniel Eickworth von der Münchner Hirmer-Gruppe am Mittwoch in einem virtuellen Pressegespräch gemeinsam mit unter anderen Landeshauptmann Wilfried Haslauer und Bürgermeister Gerhard Steinbauer (beide ÖVP). Gemeint sind die Umgestaltungsarbeiten an dem historischen Ensemble in der Salzburger Stadtgemeinde. Nach jahrzehntelangem Stillstand hatte das Land Salzburg den Komplex – das altehrwürdige Hotel Straubinger, das Badeschloss und die Alte Post – den früheren Eigentümern abgekauft und einen Investor gesucht.

Jahrelang war das historische Ensemble rund um den Straubingerplatz dem Verfall preisgegeben, doch damit ist nun Schluss.
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Diesen fand man 2018 mit der Hirmer-Gruppe. Und diese wiederum hat später die Wiener BWM-Architekten mit Plänen für die umfassende Revitalisierung beauftragt.

"Einzigartige Bebauungsstruktur"

Die Aufgabe war alles andere als einfach, erzählten die Architekten Erich Bernard und Markus Kaplan am Mittwoch. Bad Gastein weise eine einzigartige Bebauungsstruktur auf, man spreche manchmal auch vom "Manhattan der Alpen", doch die historische Substanz war stark angegriffen. "Von außen war das gar nicht so ersichtlich, doch im Inneren zeigte sich, dass jahrzehntelanger Wassereintritt die Substanz vom Dach bis zum Keller stark angegriffen hat." Manche Teile seien unzugänglich und einsturzgefährdet.

Den Verfall haben die Architekten dann aber in ihr Konzept mit aufgenommen. "Wir wollten mit den Gegebenheiten arbeiten, nicht gegen sie – also mit der bizarren Wirkung, die der Verfall mit sich bringt", so Kaplan.

Blick auf den künftigen Straubingerplatz, der mit Café und Restaurant sowie einem Concept-Store belebt werden soll.
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Aus dem ehemaligen Grand Hotel Straubinger soll nun ein "kleines, feines" Fünf-Sterne-Hotel mit rund 50 Zimmern werden. Gegenüber, im ehemaligen Badeschloss, entstehen insgesamt zwölf Zimmer eines Vier-Sterne-Superior-Hotels, dahinter wird allerdings ein Neubau angeschlossen. Denn mit 62 Zimmern werde sich das Gesamtprojekt wirtschaftlich nicht ausgehen, betonten sowohl die Vertreter der Hirmer-Gruppe als auch die Architekten.

Der "charmante Charakter" des Ensembles sollte aber eben auch nicht verlorengehen. Deshalb habe man sich letztlich gegen Dachaufbauten und für den Turmzubau entschlossen.

Der Neubau soll dezent hinter dem altehrwürdigen Ensemble platziert werden.
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Der Zubau werde 35 Meter hoch, das sind 13 Stockwerke, und insgesamt 88 Zimmer enthalten. Ganz oben wird ein Schwimmbecken errichtet, direkt darunter ein Spa-Bereich.

Dass der Neubau zu hoch ausfallen könnte, dieser Kritik konterten die Architekten mit einem Verweis auf die Baugeschichte des Ortes. "Bad Gastein hatte immer das Thema, dass es Maßstabssprünge gab. Dass man über eine gewisse Messlatte nicht drüber darf, das kann man zwar festlegen, aber das wurde in Bad Gastein nie gemacht." Und es habe natürlich Sichtachsenstudien gegeben, "die hatte ja auch der Gestaltungsbeirat eingefordert".

Der Neubau wird eine dunkle Fassade aus Kunststein bekommen und soll farblich an den Felsen des Wasserfalls der Gasteiner Ache erinnern, der nur wenige Meter daneben ins Tal stürzt. "Wir wollten das Gebäude nicht mit hellen Farben in den Vordergrund rücken und so tun, als würde es zum alten Ensemble gehören", sagte Architekt Bernard.

In den Zimmern will man die alte Bausubstanz herzeigen.
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In den Zimmern der Bestandsgebäude will man die Spuren der Vergangenheit sichtbar lassen. "Das Neue wird dem Alten direkt gegenübergestellt", so die Architekten. Gleiches werde auch für den Großen Saal, das Herzstück des alten Grand Hotels, gelten. Ein Café, ein Restaurant und ein Concept-Store im Erdgeschoß des Badeschlosses sind auch Teil des Konzepts.

Nach den derzeit angelaufenen Entkernungsarbeiten in den Bestandsgebäuden beginnen im Frühjahr 2021 die Bauarbeiten des Zubaus sowie die Instandsetzungsarbeiten im Hotel Straubinger. Die BWM-Architekten sind als Generalplaner auch für die gesamte Umsetzung verantwortlich. Dabei arbeitet man auch eng mit dem Bundesdenkmalamt zusammen.

"Riskantes Unterfangen"

Landeshauptmann Haslauer rief bei der Pressekonferenz die mühsamen Bestrebungen in Erinnerung, der alten Bausubstanz wieder Leben einzuhauchen. Nach jahrzehntelangem Verfall hatte das Land schließlich im November 2017 den ehemaligen Eigentümern das Ensemble abgekauft – um sechs Millionen Euro. Danach wurden rund 1,5 Millionen vom Land Salzburg investiert, um die Substanz zu erhalten. "Wäre das nicht geschehen, wäre es mit diesen Gebäuden vorbei gewesen", sagte Haslauer.

Und er räumte ein, dass der ganze Vorgang "ein riskantes Unterfangen" gewesen sei. "Auch politisch – wenn wir dann keinen Käufer gefunden hätten." Es hätten sich aber recht rasch Interessenten gefunden, da seien aber teilweise auch einige "nicht so vertrauenswürdige" dabei gewesen. Man wollte keine "anonyme internationale Kette, wo jemand investiert und dann jemand anderer für zehn Jahre mietet", sondern es sei "eine Eigentümerverschränkung" gesucht worden.

Die Hirmer-Gruppe hat dem Land das Ensemble abgekauft und wird die beiden Hotels später auch selbst mit ihren Travel-Charme-Hotels betreiben.

Enges zeitliches Korsett

Die Vorgaben des Landes seien klar gewesen: ein Hotel mit zumindest Vier-Stern-Superior- oder Fünf-Stern-Betrieb, keine Buy-to-let-Modelle und ein enges zeitliches Korsett, sagte Haslauer. "All das konnte mit der Hirmer-Gruppe in sehr angenehmen Gesprächen erreicht werden." Im Juli 2018 hatte man einen Vorvertrag unterfertigt, am 17. November 2018 erfolgte nach eingehenden Besichtigungen das Closing. Als spätester Eröffnungstermin wurde der 31. Dezember 2023 in die Verträge hineingeschrieben.

Bis spätestens Ende 2023 soll also die Eröffnung stattfinden – "sofern wir keine besonderen Überraschungen erleben", sagt Eickworth. Die Hirmer-Gruppe investiert in Summe einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. (Martin Putschögl, 24.2.2021)