Eine unscheinbare Wiese verwandelt sich in Jeff Birds "Rink" in einen Eislaufplatz.

Screenshot: Youtube / Jeff Bird

Wer die Musik der kanadischen Cowboy Junkies kennt und schätzt, hat auch den Multiinstrumentalisten Jeff Bird schon gehört. Seit den Tagen der legendären Trinity Session, also seit gut 30 Jahren, prägt Bird mit atmosphärischen Klängen auf der elektrischen Mandoline und der Mundharmonika vor allem den Livesound der Gruppe. In Music Is the Drug, der soeben erschienenen, fast 600-seitigen Bandbiografie, stößt man auf eine weitgehend unbekannte Seite des Ausnahmemusikers als Filmemacher: Der Kurzfilm Rink über einen Eislaufplatz sei besonders schön, heißt es dort.

Überprüfen lässt sich das leicht auf Youtube. Es ist keine Dokumentation, die Bird über jene Wiese gedreht hat, die sich jedes Jahr gegenüber seinem Haus in Guelph, Ontario, in einen Tummelplatz für Eisläufer verwandelt. Es gibt keine Interviews, und man erfährt nichts Näheres über Udo Rost, Birds einst aus der DDR geflohenen Nachbarn, der im Alleingang mit einfachen Mitteln für das Vergnügen auf dem Eis sorgt. Stattdessen sieht man einen Flecken Erde im Wandel der Jahreszeiten, Kinder bei den ersten Eislaufversuchen, Alte beim Zuschauen. Schneefall, Regen und Sonnenschein wechseln einander ab.

Jeff Bird

Dazu gibt es archaische Geschichten über das Wetter und natürlich die Musik von Bird, zum Teil eingespielt mit dem ebenfalls durch die Cowboy Junkies bekannten Akkordeonisten Jaro Czerwinec. Manche Szenen hat Bird einfach aus dem Wohnzimmerfenster heraus gefilmt. Und schließlich alles zu einem kleinen, aber feinen audiovisuellen Gedicht verwoben, das die Wunder der nächsten Umgebung beschwört. Das tut gerade in Zeiten wie diesen ziemlich gut. (Karl Gedlicka, 25.2.2021)