Bis heute wird in Malta der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia gedacht.

Foto: EPA/DOMENIC AQUILINA

Der maltesischen Justiz ist ein womöglich entscheidender Schritt zur vollständigen Aufklärung des Mordfalls Daphne Caruana Galizia gelungen. Die Aufdeckungsjournalistin war am 16. Oktober 2017 auf einer Landstraße im Norden Maltas durch eine Autobombe getötet worden – ihr Tod führte zum Rücktritt des damaligen Premiers der Inselrepublik, Joseph Muscat, und zu großer Bestürzung in ganz Europa. Galizia hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte im kleinsten EU-Staat berichtet und dabei auch Mitglieder der Regierung belastet.

Am Dienstag verurteilte ein Gericht in der Hauptstadt Valetta den Mörder der Journalistin zu einer – aufgrund eines Geständnisses reduzierten – Haftstrafe von 15 Jahren, wenig später wurden drei Männer verhaftet, die dem Mörder die per Fernsteuerung gezündete Bombe zur Verfügung gestellt haben sollen.

Reduzierte Strafe

Der Berufskriminelle Vince Muscat, nicht verwandt mit dem Ex-Premier, hatte sich kurz vor Ende seines Prozesses überraschend schuldig bekannt. Das Bekenntnis sei in das Strafmaß eingeflossen, sagte die Richterin bei der Urteilsverkündung.

Bisher hatten Muscat und die beiden Mitangeklagten, zwei Brüder, stets jede Schuld von sich gewiesen. Die maltesische Justiz geht davon aus, dass sie gemeinsam die Journalistin ausgespäht und eine Bombe mit dem Sprengstoff TNT unter dem Fahrersitz von Caruana Galizias Autos befestigt haben. Anhand der Bewegungsprofile waren sie wenige Wochen nach dem Mordanschlag überführt und festgenommen worden. Die beiden anderen Angeklagten schweigen bisher aber.

Geschäftsmann vor Gericht

Nach der Verhaftung der drei weiteren mutmaßlichen Komplizen am Dienstag richtet sich in Malta nun abermals der Fokus auf den Geschäftsmann Yorgen Fenech, der über Kontakte in höchste Kreise Maltas verfügt. Der Multimillionär war 2019 auf seiner Yacht vor der Küste Maltas während eines Fluchtversuchs festgenommen worden, die Familie der Ermordeten hält ihn für den möglichen Auftraggeber des Mordes. Ein Kronzeuge belastet den 40-Jährigen, der in engem Kontakt zu dem Stabschef des damaligen Premiers Muscat stand, schwer.

Seine Anhörungen beginnen in Kürze. Ihm werden unter anderem Mittäterschaft an dem Mord und Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Er weist die Schuld von sich. (flon, 24.2.2021)