Thalgau – Steht eine große Konzertbühne in unbeugsamem Gelände, wie zum Beispiel in einem Skigebiet auf über 2000 Meter, freuen sich Besucher über den ungewöhnlichen Veranstaltungsort. Eher selten fragt sich jemand, wer so eine Bühne aufbaut, wie lange so etwas eigentlich dauert und wie hunderte Tonnen Material auf den Berg kommen.

Gerüst-, Zelt- und Bühnenbau, Roadshows oder Innenausstattung von Eventlocations – genau auf solche Dinge hat sich die Logistikfirma Ebner Event Logistics spezialisiert. Wenn nicht gerade eine Pandemie das Weltgeschehen lahmlegt, sorgt das Salzburger Unternehmen dafür, dass Veranstaltungen in ganz Europa über die Bühne gehen können, wie man das aus vergangenen Jahren kennt.

Beim Grand Prix von Monaco wird eine schwimmende Veranstaltungsplattform aufgebaut.
Foto: Ebner Event Logistics

VIP-Zelt in Kitzbühel

So stellt Ebner unter anderem einen Großteil vom VIP-Zelt beim Hahnenkammrennen in Kitzbühel, dafür braucht es ein Gerüst und ein Zelt für rund 3000 Quadratmeter. Beim Grand Prix von Monaco hat das Unternehmen eine 672 Tonnen schwere und über 2000 Quadratmeter große schwimmende Plattform mit Pool, Küche, Lager, Sanitäranlagen und Veranstaltungsbereich gebaut. Wenn Ö3 mit seinen Pop-up-Clubs durchs Land reist oder die Ironman-Tour an Orten in ganz Europa haltmacht, organisieren das die Salzburger.

Eines der bekanntesten Ebner-Projekte ist aber die Formel 1. "Wir chauffieren das Equipment von verschiedenen Teams durch Europa. Mit rund 30 Sattelzügen und 25 bis 35 Leuten sorgen wir dafür, dass die Infrastruktur für das Team, die Fahrer, die Sponsoren etc. bereitsteht", sagt Geschäftsführer Christian Ritter im Gespräch mit dem STANDARD. Um welche Teams es sich genau handle, dürfe er wegen einer Verschwiegenheitsklausel nicht sagen, es handle sich jedoch um Teams, die um die Spitzenplätze mitfahren.

Zu Fuß heimgehen

Ebner bietet ihre Leistungen primär in Europa an, von Übersee distanziere man sich eher. "Wenn ich zu Fuß nach Hause gehen kann, bleibe ich flexibel und kann schnell reagieren. Das geht von Portugal bis in die Türkei. Ein bisschen schwimmen aus England ist auch noch okay", sagt Ritter. Auf der anderen Seite des Atlantiks und im fernen Asien schränke sich wegen der Distanz, der Gesetze und manchmal politischen Gegebenheiten der Handlungsspielraum sehr schnell ein.

Dieser Handlungsspielraum kann entscheidend sein, denn im Gegensatz zu einer "herkömmlichen" Baustelle verzeiht das Eventgeschäft keine Verzögerungen. Es gibt einen Termin, an dem das Angekündigte geschehen muss. "Das Geschäft ist hart. Wer einmal zu spät liefert, ist weg. Das wollen wir nicht riskieren." Man sei außerdem mit Europa gut ausgelastet. Die Formel 1 zu begleiten sei ein Ganzjahresjob. Projekte wie Kitzbühel brauchten drei bis vier Monate Vorlaufzeit, wenn sie neu sind, und kleinere Aufträge kämen auch laufend rein.

Ein Blick in die Vergangenheit: Die Bühne beim Saisonende in Ischgl auf über 2.000 Meter Seehöhe.
Foto: Ebner Event Logistics

Rückschlag Corona

Das Unternehmen mit Sitz in Thalgau beschäftigt aktuell 26 Mitarbeiter, für die diversen Projekte wird mit Leasingfirmen kooperiert. Im Jahr 2019 verbuchte Ebner eigenen Angaben zufolge einen Umsatz von mehr als sieben Millionen Euro. Beim Auftragsstand Anfang März 2020 hätte die Firma rund neun Millionen erwirtschaftet, erzählt Ritter. Doch dann kam Corona. "Bis Ende April wurden 84 Prozent der Aufträge storniert. Das zieht dir den Boden unter den Füßen weg."

Die ersten Wochen habe man sich mit Urlaubsabbau und Rücklagen über Wasser gehalten. Dann habe man natürlich die Kurzarbeit in Anspruch genommen und warte aktuell auf den Umsatzersatz und den Fixkostenzuschuss. Gekündigt wurde bisher niemand, das möchte der Firmenchef auch so belassen.

Harte Zeiten

Die Eventbranche wurde neben dem Tourismus mitunter am härtesten getroffen, und das Licht am Ende des Tunnels ist noch sehr weit weg. Die Auftragsbücher wären wieder voll, doch ein weiterer Lockdown kann abermals alles zunichtemachen. "Nichts planen zu können kostet so viel Energie. Das schwierigste technische Projekt ist ein Lercherl gegen Covid und die Ungewissheit", meint Ritter.

Die Unternehmensgeschichte ist bewegt. Red Bull kooperierte 2010 mit einem Logistikpartner zum Transport des Formel-1-Equipments, bis dieser mitten in der Saison in Konkurs ging. Manfred Ebner, ein großer Name in der Logistikbranche, sprang ein und gründete zusätzlich zu seinem seit den 1960er-Jahren bestehenden Betrieb Ebner Transporte die Ebner Event Logistics. So ging es für die Firma los, im Lauf der Jahre stellte man sich dann immer breiter auf.

Im Jahr 2012 kam Manfred Ebner bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. Ritter übernahm die Event-Logistik, Johann Reissinger leitet mittlerweile die Geschäfte beim Transportunternehmen. Die beiden Firmen arbeiten seit jeher eng zusammen.

Der Fuhrpark

Ebner Event Logistics verfügt über drei Kranfahrzeuge, fünf Stapler, 14 Pkws, 46 Lkw-Auflieger und 18 Zugmaschinen. In Kooperation mit dem Transportunternehmen stehen überdies 55.000 Quadratmeter Lagerfläche, 40.000 Hochregalstellplätze und 25.000 Quadratmeter Außenstellfläche zur Aufbewahrung von Kundenmaterial zur Verfügung.

Der Thalgauer Betrieb bewegt sich eher in einem Premiumsegment. Bei komplizierten Anforderungen sieht man sich konkurrenzfähiger als beim einfachen Verleih eines Festzelts. Doch eines haben alle gemein. Es braucht Publikum. (Andreas Danzer, 25.2.2021)