Ein Höllenjob im Auftrag des Herrn: Beate Gilles ist erste Frau der Bischofskonferenz.

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Und sie bewegt sich doch. Das stellen dieser Tage deutsche Katholiken mit Blick auf ihre Kirche fest. Nicht, dass Frauen plötzlich zum Priesteramt zugelassen wären – aber immerhin: Erstmals bekommt die Bischofskonferenz eine Generalsekretärin.

Die 50-jährige Theologin Beate Gilles leitet ab 1. Juli das Sekretariat der 68 deutschen Kirchenobersten und wird nicht nur Termine koordinieren: Sie kann auch Themen setzen und verwaltet einen Millionenetat. Damit ist Gilles bald die mächtigste Frau in der katholischen Kirche Deutschlands.

"Letztes Jahr war noch die Frage: Kann eine Frau ein solches Amt innehaben?", sagte Gilles nach ihrer Wahl und fuhr dann mit leisem Triumph fort: "Jetzt wissen wir: Es geht."

Dass ihre Berufung angesichts der drängenden Reformanliegen und der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zum Himmelfahrtskommando ausarten könnte, ist ihr klar. Doch sie gibt sich kämpferisch: "Ich habe einen langen Atem, ich bin Ausdauersportlerin." Sie wisse, dass ein Marathon erst auf den letzten 1000 Metern entschieden werde.

Promotion über Gottesdienste im TV

Gilles stammt aus Hückeswagen in Nordrhein-Westfalen. Zum Studium (Katholische Religionslehre und Deutsch) ging sie nach Bonn, im Jahr 2000 promovierte sie mit einer liturgie-theologischen Untersuchung zur Übertragung von Gottesdiensten im Fernsehen.

Zehn Jahre lang leitete die Kinderlose das Katholische Bildungswerk Stuttgart, bevor sie 2010 als Dezernentin für Kinder, Jugend und Familie ins hessische Bistum Limburg wechselte.

Was ein schwieriger Job ist, erfuhr sie dort. In Limburg wirkte Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, der mit einem protzigen Umbau seiner Residenz, inklusive Luxusbad, für Empörung sorgte.

In Limburg befasste sich Gilles, die als gut vernetzt und humorvoll gilt, auch in einer Arbeitsgruppe mit der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare. Dass dies mittlerweile "offen und klar" diskutiert werde, hält sie für einen Fortschritt.

Sie möchte auch Ideen der Kirchenreformer aufgreifen, etwa jene der Protestbewegung "Maria 2.0". Die Initiative, die Gleichstellung von Frauen und Männern fordert, bestehe aus Frauen, "die sich in unseren Pfarreien engagieren und die ein Herzstück unserer Kirche sind".

Doch Gilles verspricht keine Wunder. Es werde Situationen geben, in denen man sagen müsse: "Hier kommen wir jetzt noch nicht weiter." Für sie aber gelte: "Ich laufe nicht weg, sondern will mitgestalten." (Birgit Baumann, 24.2.2021)