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China gilt bei digitalen Währungen als Vorreiterland, jetzt tritt es dem internationalen Projekt zu digitalem Zentralbankgeld bei.

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Schlagzeilen macht zurzeit die dezentrale Kryptowährung Bitcoin – weil Zentralbanken die Geldmenge über neue Schulden immer weiter erhöhen, steigt der Kurs des auf 21 Millionen begrenzten Bitcoins scheinbar unaufhaltsam. Aber hinter den Kulissen arbeiten nahezu alle Zentralbanken der Welt an einer eigenen Kryptowährung. Allen voran die Volksrepublik China.

Peking arbeitet jetzt mit den Zentralbanken von Thailand, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Hongkong zusammen. Das Projekt soll den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr ausloten. Dafür soll Blockchain-Technologie zur Anwendung kommen. Es ist der erste große Feldversuch für staatliche Kryptowährungen dieser Art.

Digitaler Lottogewinn

Schon in den vergangenen Monaten hatte Peking Pilotprojekte gestartet. So wurden zum Beispiel in den Städten Chengdu und Shenzhen Lottospielern ihr Gewinn in Form des neuen digitalen Yuan ausgezahlt. Die Gewinner konnten den digitalen Yuan via eine App downloaden und dann bei rund 3000 Händlern ausgeben.

Aus Regierungssicht hat eine staatliche Digitalwährung gleich mehrere Vorteile. Derzeit können Regierungen und Zentralbanken das Wirtschaftsgeschehen nur indirekt beeinflussen. Senkt eine Zentralbank beispielsweise die Zinsen, dann in der Hoffnung, dass Unternehmen mehr Kredite abrufen und damit die Konjunktur in Schwung kommt. In der aktuellen wirtschaftlichen Lage funktioniert das aber immer weniger: Die Zinsen sind nahe null und zum Teil schon im negativen Bereich. Trotzdem springt die Wirtschaft nicht an. Ein Großteil des Geldes fließt einfach auf die Finanzmärkte, anstatt Produktivkräfte zu entfalten.

Mit einem digitalen Yuan oder Euro könnte die Politik viel gezielter in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen. Denkbar ist zum Beispiel eine Einmalzahlung an bestimmte Bürger, um den Konsum zu stimulieren. Damit das tatsächlich funktioniert, sprich die Empfänger das Geld auch wirklich ausgeben und nicht einfach nur sparen, könnte innerhalb von sechs Monaten nicht ausgegebenes Geld automatisch wieder abgebucht werden.

Vermittler werden überflüssig

Eine weitere, wohl bisher nicht ganz durchdachte Folge einer digitalen Währung wäre allerdings auch: Traditionelle Banken würden weitgehend überflüssig werden. Zwischen Konsument und Zentralbank würden Vermittler keine Rolle mehr spielen.

Für Peking haben digitale Währungen noch einen weiteren Nutzen: Seit Jahren versucht die kommunistische Partei die Vormachtstellung des US-Dollars als Leitwährung anzugreifen. Kauft China beispielsweise Öl von Saudi-Arabien, wird das Geschäft in US-Dollar abgewickelt. Rund 80 Prozent aller Devisentransaktionen finden derzeit in US-Dollar statt, während die amerikanische Volkswirtschaft nur für rund ein Viertel der globalen Wirtschaftsleistung verantwortlich ist.

Umweg über US-Dollar

Das wiederum verschafft der USA Vorteile: Die Nachfrage nach US-Dollars weltweit bleibt deswegen stets hoch, während das Land sich im Ausland verschulden kann. Sollten solche Geschäfte zukünftig mit digitalen Währungen abgewickelt werden, verlören die USA dieses Privileg. Der Umweg über US-Dollar wäre dann nämlich gar nicht mehr notwendig.

Nicht zuletzt ermöglicht eine zentralisierte digitale Währung, wie Peking sie plant, die lückenlose Überwachung der eigenen Bürger. Jede Transaktion wäre damit für die Regierung einsehbar. Als illegal eingestufte Zahlungen können unmittelbar gestoppt werden. Die Schwelle dafür ist in China gering. Schon jetzt ist Bargeld aus dem chinesischen Alltag weitgehend verschwunden. Ob im Restaurant, im Supermarkt oder im Taxi – gezahlt wird mit der App Alipay oder Wechat Pay. Es sollen schon Bettler gesehen worden sein, die per QR-Code um Almosen bitten.

Bitcoin verboten

Der Handel mit Bitcoin ist in China dagegen schon seit Jahren verboten. Denn während eine "Central Bank Digital Currency", kurz CBDC, die totale Überwachung ermöglicht, verhindert genau dies die dezentrale Natur des Bitcoin-Netzwerks. Zudem begrenzt ein Algorithmus die absolute Menge an Bitcoin auf 21 Millionen, während CBDCs unbegrenzt vermehrt werden können. (Philipp Mattheis, 25.2.2021)