Das Lootbox-System in "Battlefront 2" sorgte unter anderem für Kontroversen zwischen Belgien und dem Publisher EA.

Foto: EA DICE

Die Regierung hat am Mittwoch bekanntgegeben, im Rahmen der Regulierung des Online-Glücksspiels auch Spieleentwickler zu mehr Spielerschutz zu verpflichten. Dabei sollen Lootboxen, die die "Hemmschwelle für das Glücksspiel senken", stärker reguliert werden. Bei Lootboxen handelt es sich um virtuelle Behälter in Spielen, die bestimmte Gegenstände enthalten. Im Regelfall kann man sie mit Echtgeld oder Spielgeld kaufen, wobei letzteres häufig wiederum mit Echtgeld erworben werden kann.

Die Inhalte der Boxen werden vorab nicht angezeigt, wodurch für Spieler im Vorfeld nicht klar ist, ob sie ein wertvolles Item erhalten werden oder nicht. Gerade diese zufallsbasierte Mechanik könnte zu einer Spielsucht beitragen, da sie ähnlich funktioniert wie in Glücksspielen. Das kasinoartige Modell ist bei vermeintlich kostenlosen Games – häufig Smartphone-Spiele – ein profitabler Gewinnbringer. Jedoch verzichten viele Spielehersteller aufgrund des umstrittenen Rufs vermehrt auf Lootboxen.

Zufallsmechanismus

Wie die Nationalratsabgeordnete Nina Tomaselli von den Grünen zum STANDARD sagt, geht es bei der Regulierung vor allem darum, Kinder und Jugendliche von Lootboxen fernzuhalten. Das soll geschehen, indem die virtuellen Beutebehälter ins Glücksspielgesetz aufgenommen werden.

Wie die Regeln, die im April in Begutachtung geschickt werden, konkret aussehen sollen, werde aber noch geprüft. So gebe es wenige Beispiele in Europa, nach denen man sich richten kann. Eines wäre Belgien, wo seit 2018 Lootboxen in Videospielen verboten sind. Geld für sie zu verlangen wurde als Glücksspiel eingestuft – sehr zum Protest mancher Publisher wie Electronic Arts. Das Unternehmen bezeichnete sie als "Überraschungsmechanik" und verglich sie mit "Kinder"-Überraschungseiern.

In Diskussion sind Tomaselli zufolge etwa Höchstbeträge, die für Lootboxen verlangt werden können, oder dass nach dem Kauf einer Box ein weiterer Erwerb für eine bestimmte Zeit gesperrt wird. Außerdem könne man den Zufallsmechanismus der zugrundeliegenden Systeme einschränken.

Die Konsumentenschützerin Daniela Zimmer von der Arbeiterkammer Wien begrüßt sämtliche Einschränkungen bei Lootboxen, die den Jugendschutz verbessern, da diese ein Eintrittstor ins Glücksspiel sein könnten.

Keine Registrierung für Gamer

Auf die Frage nach Einschränkungen beim Online-Gaming, wie sie im Hintergrundpapier der Grünen beschrieben sind, sagt Tomaselli, dass diese für Online-Glücksspielseiten gelten sollen. Der Begriff soll künftig präzisiert werden, Spieler von beispielsweise Online-Rollenspielen oder -Shootern müssten jedenfalls mit keiner Einschränkung der monatlichen Maximalspielzeit rechnen.

Bei Online-Casinos müssen Spieler sich hingegen künftig mit ihren realen Daten anmelden. Sie dürfen nur eine begrenzte Zeit monatlich spielen und sollen nur begrenzte Summen ausgeben können. Außerdem dürfen künftig nur noch österreichische Unternehmen mit Lizenz derartige Angebote betreiben.

Beschlossen werden soll das Gesetzespaket im Herbst – wobei die EU-Kommission das noch notifizieren muss, da strengere Regeln geplant sind als im Herkunftsland der Betreiber der Dienste.

In-Game-Käufe auf dem Vormarsch

Aufgrund des umstrittenen Rufs verzichten Spielehersteller vermehrt auf Lootboxen. Nebst diesen haben sich andere In-Game-Käufe mittlerweile auch in vielen Kauftiteln etabliert. Entwickler setzen immer mehr darauf, Games langlebig zu gestalten, damit sie über mehrere Monate oder Jahre hinweg gespielt werden. So werden Onlinetitel im Regelfall laufend mit neuen Inhalten aktualisiert.

Gleichzeitig ist aber der Preis von Videospielen kaum gestiegen, schreibt die BBC – weswegen die Hersteller versuchen, auf anderem Wege Geld zu verdienen. Das geschieht etwa durch optionale "Skins", also rein optische Anpassungen des Spielcharakters, die in Onlineshops im Spiel erworben werden können. Anders als Lootboxen verzichten diese auf Zufallsmechaniken. (Muzayen Al-Youssef, 25.2.2021)