Die Journalistin Daphne Caruana Galizia wurde im Oktober 2017 ermordet.


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Valletta – Im Fall der ermordeten maltesischen Enthüllungsjournalistin Daphne Caruana Galizia sind Anklagen gegen zwei weitere Verdächtige erhoben worden. Robert A. und Jamie V. werden beschuldigt, an der Besorgung der Bombe beteiligt gewesen zu sein, mit der die Reporterin im Jahr 2017 getötet wurde, wie ein Richter am Mittwoch während einer öffentlichen Anhörung mitteilte.

Die beiden Verdächtigen sind der Polizei wegen ihrer mutmaßlichen Verbindungen zur organisierten Kriminalität bekannt. Gegen sie wurde nun auch Anklage wegen Ermordung eines Anwalts im Jahr 2015 erhoben.

"Halb gute Nachricht"

Mit den Beweisen, die wir haben, können wir jetzt sagen, dass alle Personen, die am Mord an Daphne Caruana Galizia beteiligt waren, vom Anstifter bis zum letzten Komplizen, verhaftet oder angeklagt wurden ", sagte Polizeichef Angelo Gafà laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa. Es gibt unter den als Komplizen Angeklagten keine Politiker, berichtete Ansaweiter.

Die Präsidentin der Vereinigung der Europajournalisten (AEJ), Saia Tsaosidou, sprach am Nachmittag in Folge von einer "halb guten" Nachricht". Es sei "aber nicht mehr als das." Die AEJ beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit dem Fall. Daphnes Sohn Matthew, der im Dezember 2019 auf einer AEJ-Konferenz in Paris genaue Details zu dem Attentat und den damit verbundenen Ermittlungen bzw. Verstrickungen von Behörden bzw. der Politik berichtet hatte, sagte am Donnerstag gegenüber der Vereinigung: "Was passiert ist, ist nur ein Schritt zur Teilgerechtigkeit. Die Mordkommission hat gute Arbeit geleistet, aber es gibt ernsthafte Probleme mit Maltas Fähigkeit, Korruption zu bekämpfen. "

Er fuhr fort: "Politiker waren stark in Korruption verwickelt, ebenso wie die Menschen, die wegen Mordes strafrechtlich verfolgt werden. Die Aufdeckung dieser Korruption durch meine Mutter zwischen Regierungsbeamten und Geschäftsleuten führte direkt zu ihrem Mord. Der nächste Schritt in Richtung vollständiger Gerechtigkeit wäre die strafrechtliche Verfolgung dieser Beamten, da ihre Beteiligung an Korruption auf hoher Ebene noch nicht abgeschlossen ist."

Erste Gefängnisstrafe verhängt

Am Dienstag war im Mordfall Caruana Galizia eine erste Gefängnisstrafe verhängt worden. Vincent M. wurde zu 15 Jahren Haft dafür verurteilt, die Bombe beschafft, platziert und gezündet zu haben. Er hatte sich nach langer Leugnung schließlich schuldig bekannt, was bei seinem Strafmaß berücksichtigt wurde.

Zusammen mit M. waren im Dezember 2017 die Brüder George und Alfred D. wegen des Mordes an der Investigativreporterin verhaftet worden. Die Urteile gegen die Brüder, die weiterhin ihre Unschuld beteuern, stehen noch aus.

Ein weiterer Verdächtiger, der einflussreiche Geschäftsmann Yorgen Fenech, wurde 2019 vor der Küste Maltas auf seiner Jacht festgenommen, als er zu fliehen versuchte. Die Anhörungen in seinem Fall haben noch nicht begonnen. Die Familie der Journalistin hält ihn für den möglichen Auftraggeber des Mordes.

Bei Bombenanschlag getötet

Die 53-jährige Caruana Galizia war am 16. Oktober 2017 auf Malta bei einem Bombenanschlag auf ihr Auto getötet worden. Sie hatte regelmäßig über Korruption, Geldwäsche und andere illegale Geschäfte in ihrer Heimat berichtet. Darin verwickelt waren nach ihren Recherchen auch Mitglieder der Regierung.

Der Mord an der Journalistin in einem EU-Land sorgte weltweit für Aufsehen und führte zu einer Reihe von Rücktritten auf höchster politischer Ebene in Malta. Anfang vergangenen Jahres legte auch der damalige Regierungschef Joseph Muscat sein Amt nieder. Ihm war eine Verschleppung der Ermittlungen vorgeworfen worden. Außerdem sollen Vertraute von ihm womöglich in den Mord verwickelt gewesen sein. (APA/AFP, 25.2.2021)