Neue Studien erhärten die Aussage, dass die zugelassenen Vakzine derzeit allesamt gegen die Covid-19-Erkrankung schützen.

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Schon durch eine einzige Impfung erreichen Genesene enorm hohe Antikörper-Titer gegen Sars-CoV-2 – auch gegen die B.1.351 Variante – und zumindest niedrige Titer gegen Sars-CoV-1, erklärt Florian Krammer, Impfstoffforscher und Mitglied im Corona-Fachrat des STANDARD.

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Es sind Nachrichten, die in Zeiten steigender Infektionszahlen Hoffnung machen: Die neuesten Daten aus Israel bestätigen die hohe Wirksamkeit des auch in Österreich eingesetzten Impfstoffs von Biontech/Pfizer.

Die im angesehenen "New England Journal of Medicine" publizierte Studie untersuchte die Wirksamkeit des Impfstoffs unter den Bedingungen der tatsächlichen massenhaften Anwendung. Der Zeitraum der Untersuchung lag zwischen dem 20. Dezember und dem 1. Februar, als sich die "britische" Variante B.1.1.7 in Israel gerade weit verbreitete. Das macht die Untersuchung auch auf österreichische Verhältnisse übertragbar, wo B.1.1.7 in weiten Teilen des Landes bereits das Infektionsgeschehen bestimmt.

Die 1,2 Millionen Israelis, deren Daten ausgewertet wurden, waren zur Hälfte geimpft und nicht geimpft. Jeder Geimpfte wurde einem Nichtgeimpften mit gleichen oder ähnlichen Charakteristika unter anderem in Alter, Geschlecht, geografischer Herkunft und Gesundheitszustand gegenübergestellt. Der Vergleich ergab in einem Zeitraum von 14 bis 20 Tagen nach Verabreichung der ersten Impfdosis eine Wirksamkeit von 57 Prozent des Biontech/Pfizer-Vakzins gegen Symptome einer Erkrankung an dem Coronavirus.

Die Effektivität wuchs auf 94 Prozent sieben Tage nach der zweiten Impfung. Menschen, die das Vakzin ein zweites Mal erhielten, hatten der Studie zufolge zudem ein um 92 Prozent niedrigeres Risiko als Nichtgeimpfte, überhaupt mit dem Coronavirus angesteckt zu werden, was auch dessen Weitergabe reduziert. Diese Wirksamkeiten des Mittels sind laut der Studie zudem durch alle Altersgruppen hindurch in etwa gleich.

Alle Vakzine schützen vor B.1.1.7

Sehr angetan von den Daten aus Israel – sowie den kürzlich veröffentlichten Daten aus Schottland mit dem Vakzin von Astra Zeneca – zeigte sich am Donnerstag der Virologe und Impfstoffforscher Florian Krammer bei einem Pressegespräch über den aktuellen Stand der Impfungen und Mutationen. "Alle derzeit verfügbaren Impfstoffe bieten einen guten Schutz", betonte der Forscher. Auch gegen die B.1.1.7-Variante scheinen alle zugelassenen und im Zulassungsprozess befindlichen Impfstoffe ähnlich gut zu wirken wie gegen die Urversion des Virus.

Ein wenig anders sei dies bei der zuerst in Südafrika entdeckten Variante B.1.351, sagte Krammer: "Die meisten, wenn auch nicht alle, zugelassenen oder im Rolling Review der EMA befindlichen Impfstoffe weisen derzeit zwar einen herabgesetzten, aber immer noch guten Schutz gegen die B.1.351-Variante auf." Allerdings gebe es dazu erst sehr wenige Studiendaten, die über In-vitro-Daten hinausgehen. "Es ist aber zumindest zu erwarten, dass schwere Verläufe abgewendet werden können", erklärte der aus Österreich stammende und zurzeit in New York forschende Vakzinologe.

Krammer erneuerte in diesem Zusammenhang auch seinen Vorschlag, in Tirol per gezielte Impfungen zu testen, wie die Vakzine gegen die dort grassierende Südafrika-Variante wirken. Von den generierten Daten würden sowohl Österreich als auch die Impfstoffhersteller profitieren: "Tirol könnte diesbezüglich eine Vorreiterrolle übernehmen." Der Impfstoffforscher sieht zudem sich mehrende Hinweise darauf, dass für genesene Covid-19-Infizierte eine Teilimpfung ausreichen könnte: "Bereits eine Impfung führt zu einem massiven Ansteigen der Immunabwehr, verbunden mit oft starken Impfreaktionen, die auf eine gute Immunantwort hinweisen."

Mehr Daten gefordert

Der Vakzinologe war sich mit den anderen anwesenden Fachleuten wie Ages-Impfstoffexpertin Christa Wirthumer-Hoche einig, dass die Zulassung der ersten Covid-19-Impfstoffe nicht zuletzt wegen der Mutanten "erst der Anfang" gewesen sei. Auch wenn die Impfstofferzeuger bereits an angepassten Impfstoffen arbeiten, werde es laut Krammer sehr wahrscheinlich Monate dauern, bis adaptierte Impfstoffe zur Verfügung stehen würden. Dann könnte man die Grundimmunisierung mit einem adaptierten Vakzin verstärken. "Auch solche Prime-Boost-Impfstrategien sollten so bald wie möglich in klinischen Studien getestet werden", betonte Krammer.

Die absolute Dringlichkeit für einen angepassten Impfstoff scheint aber noch nicht gegeben zu sein, auch wenn etwa Moderna längst an einem adaptierten Vakzin für die Variante B.1.351 arbeitet. Diese Dringlichkeit kann sich aber theoretisch mit einer neu auftretenden Variante ändern. So scheint sich etwa in New York gerade eine Variante mit der Bezeichnung B.1.526 auszubreiten, die leider auch die Mutation E484K aufweist, die wie bei B.1.351 die Immunantworten reduziert. (Julia Palmai, Klaus Taschwer, 26.2.2021)