Die wichtigste Einnahmequelle der "Wiener Zeitung" sind Pflichtveröffentlichungen von Unternehmen.

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Wien – Die vom STANDARD berichteten Pläne über ein mögliches Aus für die republikseigene "Wiener Zeitung" in gedruckter Form sorgen für Appelle von Branchenvertretern in Richtung türkis-grüner Bundesregierung. So fordern die Journalistengewerkschaft und Presseclub Concordia am Freitag in einer Aussendung den Erhalt der ältesten Tageszeitung der Welt. "Die kolportierten Pläne der Bundesregierung, in Umsetzung der EU-Richtlinie über den 'Einsatz digitaler Werkzeuge und Verfahren im Gesellschaftsrecht' die Pflichtveröffentlichungen von Unternehmen im Amtsblatt der "Wiener Zeitung" zu streichen, erfüllen die JournalistInnengewerkschaft in der GPA und den Presseclub Concordia mit großer Sorge", heißt es.

Pflichtveröffentlichungen insgesamt – darunter etwa Einladungen zu Hauptversammlungen und Jahresabschlüsse für börsennotierte Unternehmen – machen nach früheren Angaben mehr als drei Viertel der Einnahmen der "Wiener Zeitung" von rund 20 Millionen Euro aus.

"Unwiederbringlicher Verlust"

Die beiden Journalistenorganisationen appellieren an die Bundesregierung, ihrer Verantwortung als Eigentümervertreterin wahrzunehmen und die Existenz der "Wiener Zeitung" als gedrucktes Tagesmedium sicherzustellen: "Die 'Wiener Zeitung', als älteste noch bestehende Tageszeitung der Welt, zählt zu den herausragenden Qualitätsprodukten auf dem heimischen Medienmarkt. Ihre Einstellung wäre ein unwiederbringlicher Verlust für den demokratiepolitischen Diskurs in Österreich. Sollten die Pflichtveröffentlichungen als Einnahmequelle wegfallen, liegt es in der Verantwortung der Bundesregierung, der 'Wiener Zeitung' alternative Finanzierungsmöglichkeiten zu eröffnen. Auch ist die Republik als Eigentümerin der 'Wiener Zeitung' angehalten, endlich ein immer wieder angekündigtes Konzept für einen Weiterbestand der Zeitung in Print und nicht nur digital zu erarbeiten und zu präsentieren."

Bereits am Freitag hat SPÖ-Mediensprecher Thomas Drozda die Regierungspläne für die "Wiener Zeitung" kritisiert. "Der ältesten Tageszeitung der Welt einfach den finanziellen Hahn zuzudrehen zeugt von historischer Ignoranz und zeigt einmal mehr, wie wenig der Regierung an Qualitätsjournalismus liegt", so Drozda. (red, 26.2.2021)