Kommissarin Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher, re.) und ihre Kollegin Tessa Ott (Carol Schuler) am "Tatort" Schweiz.

Foto: ORF/ARD/SRF/Sava Hlavacek

Als Schweizer Schokoladenfabrikant hast du ein schönes Leben: Die Villa liegt am Zürichberg, der Tresor ist gefüllt, immer sprudelt der Schokoladenbrunnen.

Aber so ein Schoggiläbe, wie der Tatort am Sonntag heißt, ist es dann doch nicht, wenn du deine Homosexualität zeit deines Lebens nicht ausleben konntest, die Konkurrenz ihre gierigen Finger nach dir streckt und du am Ende erschlagen im Wohnzimmer liegst.

Verdächtig sind die üblichen Verdächtigen: Haushälterin, Stricherfreund, Schwiegersohn. Da müssen sich die Ermittlerinnen Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) in ihrem zweiten Fall wieder arg zusammenreißen. Erstere mag das reiche Zürich nicht, Letztere kann nicht schießen, man versteht beide gut.

Eine jede wendet sich einmal recht unvermittelt direkt an die Zuseherinnen und Zuseher. Das hat was, erst recht im Schweizer Tatort, der sich ohnehin jahrelang durch Behäbigkeit auszeichnete.

Kein Arthouse-Krimi

Aber natürlich ist es kein Arthouse-Krimi geworden, auch die Schieflage zwischen sehr reich und sehr arm wird nur gestreift. Ein bisschen schwieriges Privatleben der Kommissarinnen muss ja auch noch gezeigt werden.

Herausgekommen ist ein üppiges Schokoladenmousse, allerdings mit wenig Süße. Es will nicht richtig auf der Zunge zergehen, obwohl es für Schweizer Verhältnisse ein Fortschritt ist.

Für Würze aber sorgt Schokoladenfabrikantenmutter Mathilde Chevalier, (Sibylle Brunner). Wie Racheengel Claire Zachanassian in Friedrich Dürrenmatts Besuch der alten Dame erscheint sie und mischt sich in die Familienbelange ein. Das ist allemal sehenswert. (Birgit Baumann, 27.2.2021)