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Viele EU-Staaten wollen keine Impfstoffe an die Balkanstaaten abgeben, weil sie selbst zu wenig haben.

Foto: REUTERS/Dado Ruvic

In Bosnien-Herzegowina, insbesondere im Kanton der Hauptstadt Sarajevo, steigt seit ein paar Tagen die Zahl der positiv auf das Coronavirus Getesteten deutlich an. Das Frühlingswetter hat womöglich zu einem fahrlässigeren Verhalten beigetragen. Mehr als 500 Personen wurden zuletzt innerhalb von 24 Stunden positiv getestet – allerdings vertraut kaum jemand den offiziellen Zahlen, weil insgesamt viel zu wenig getestet wird.

Bereits mehr als 5.000 Menschen sind an oder mit dem Virus verstorben. Im Jänner waren es über 400. Deshalb wartet man sehnsüchtig, dass die Impfstoffdosen über das Covax-System der Weltgesundheitsorganisation geliefert werden, auf das sich Bosnien-Herzegowina hauptsächlich verlassen hat. Auch der Impfstoff aus Österreich – dem bosnischen Außenministerium und Medienberichten zufolge 100.000 Dosen Pfizer/Biontech – ist noch immer nicht angekommen.

Seit Wochen werden deshalb die politisch Verantwortlichen heftig kritisiert. Die bosnische Außenministerin Bisera Turković räumte ein, dass ihr Land bei der Impfstoffbeschaffung "möglicherweise nicht aggressiv genug gewesen sei". Sie verwies bei den Lieferungen der 100.000 Dosen, die aus EU-Mitteln bezahlt werden, auf die österreichischen Behörden.

Vorbild Serbien

Viele EU-Staaten wollen keine Impfstoffe an die Balkanstaaten abgeben, weil sie selbst zu wenig haben. Viele Bosnier fahren indes nach Serbien, um sich dort impfen zu lassen. In Serbien wurden bereits über 1,3 Millionen Menschen geimpft, und auch Ausländer sind zugelassen. Für die serbische Regierung, die nun auch in beide bosnischen Landesteile Impfdosen schicken wird, ist die gute Performance bei den Impfungen ein großer politischer Erfolg. (Adelheid Wölfl aus Sarajevo, 28.2.2021)