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Milan Bandić wurde 2000 zum ersten Mal zum Bürgermeister Zagrebs gewählt.

Foto: AP Photo/Darko Bandic

Zagreb – Der Bürgermeister von Zagreb, Milan Bandić, im Alter von 65 Jahren überraschend verstorben. Bandić, der die kroatische Hauptstadt fast 21 Jahre lang leitete, starb in der Nacht auf Sonntag an den Folgen eines Herzinfarkts, berichteten kroatische Medien.

Bandić war laut Medienberichten am Samstagabend in ein Krankenhaus gebracht worden, wo die Ärzte vergeblich um sein Leben kämpften. Der Bürgermeister hatte Berichten zufolge seit längeren ernsthafte gesundheitliche Probleme und musste in den letzten Jahren mehrmals ins Krankenhaus, zuletzt im vergangenen Sommer. Im Jahr 2003 überstand er einen Schlaganfall, vor drei Jahren wurde ihm wegen Herzproblemen ein Stent gesetzt, zwischendurch hatte er eine Lungenembolie. Er ließ sich jedoch dadurch in seinen politischen Ambitionen nicht beirren.

Vom Sozialdemokraten zum rechten Populisten

Als Bürgermeister hatte Bandić die Hauptstadt in den letzten 21 Jahre fast ununterbrochen regiert, obwohl seine korruptionsumwitterte Amtszeit äußerst umstritten war. In seiner Karriere hatte er zahlreiche Skandale und Anzeigen wegen Amtsmissbrauchs, Günstlingswirtschaft und Veruntreuung unbeschadet überstanden. Zwei Mal musste er in Untersuchungshaft. In nur zwei Affären kam es bisher zu Gerichtsprozessen: in einer wurde er 2018 in erster Instanz freigesprochen, der zweite Prozess wurde noch nicht beendet.

Bandić wurde erstmals im Jahr 2000 zum Zagreber Bürgermeister gewählt, 2002 musste er zurücktreten, nachdem er alkoholisiert einen Verkehrsunfall verursacht und einen Polizisten zu bestechen versucht hatte. Drei Jahre später gewann er die Bürgermeisterwahl erneut und war seitdem ununterbrochen an der Spitze der Stadt. Zwischendurch wechselte er die politischen Seiten und vollzog ein Wandlung vom Sozialdemokraten zum rechtsgerichteten Populisten. Laut Medienberichten sorgte er immer wieder mit sexistischen Beleidigungen und einer patriarchalen Haltung gegenüber Journalistinnen für Aufregung.

Proteste gegen Bandić

Weitere Affären, die sich auch in seiner letzten Amtszeit anhäuften, darunter ein Müllentsorgungsskandal, lösten im Vorjahr großen Unmut unter den Einwohnern von Zagreb aus. Tausende Bewohner gingen bei mehreren Protesten unter dem Motto "Es reicht" gegen den langjährigen Bürgermeister auf die Straße.

Bei den diesjährigen Kommunalwahlen, die voraussichtlich im Mai stattfinden werden, hatte Bandić laut Medien vorgehabt, sich mit dem Slogan "unermüdlich" um eine weitere Amtszeit zu bewerben. Diesmal hatten ihm Beobachter jedoch weder eine Favoritenrolle noch gute Aussichtschancen zugeschrieben. Mit Bandić Tod endete in Zagreb die "Ära einer kontroversen, korrupten, klientelistischen Herrschaft", kommentierte der Nachrichtenportal "24 Sata". (APA, 1.3.2021)