Auf den Aufnahmen vom Sonntagabend sind keine Explosionen von Raketen zu sehen.

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Damaskus – Die Luftabwehr in Syrien hat nach Angaben der dortigen Regierung mehrere Raketen Israels nahe Damaskus abgefangen und einige davon abgeschossen. Israel habe von den Golanhöhen aus am Sonntagabend im Raum der syrischen Hauptstadt angegriffen, berichtete die Staatsagentur Sana. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu machte den Iran für die Explosion auf einem Frachtschiff einer israelischen Firma im Golf von Oman verantwortlich.

Dies sei eindeutig, sagte Netanjahu in einem am Montagmorgen veröffentlichten Interview dem Sender Kan. Er bekräftigte erneut, Israel werde einen mit Atomwaffen ausgestatteten Iran nicht zulassen. Medienberichten zufolge war das Interview am Sonntagabend aufgezeichnet worden, also bevor Syrien dem israelischen Militär einen Raketenbeschuss vorwarf.

Konflikt zwischen Israel und Iran

Auf dem Schiff hatte sich am Freitag eine Explosion ereignet. Im Golf von Oman gab es in der Vergangenheit mehrmals Zwischenfälle. So kam es im Sommer 2019 zu mutmaßlichen Angriffen auf zwei Tanker, die beschädigt wurden. Dabei richtete sich der Verdacht gegen den Iran, der die Vorwürfe jedoch zurückwies. Der israelische Verteidigungsminister Benny Gantz hatte Kan am Samstagabend gesagt: "Es gibt die Einschätzung, dass es die Iraner waren, aber das muss noch weiter geprüft werden." Der Iran ist mit Israel verfeindet.

Sana veröffentlichte mehrere Fotos und Videos, die zeigen sollen, wie die Luftabwehr die Raketen abschießt. Explosionen waren auf den Bildern aber zunächst nicht zu sehen, nur leuchtende Punkte der Abwehrraketen am Nachthimmel. Berichte über Opfer oder Schäden gab es zunächst nicht.

Getöteter Physiker

Israel greift regelmäßig Ziele in Syrien an. Diese Angriffe richten sich häufig gegen pro-iranische Milizen. Israel will in dem benachbarten Bürgerkriegsland den militärischen Einfluss des Irans zurückdrängen, der mit der Regierung in Damaskus verbündet ist.

Im November war ein iranischer Atomphysiker bei einem Anschlag getötet worden. Die iranische Führung hatte damals USA und Israel beschuldigt. Israel stellte sich danach auf mögliche Racheaktionen Teherans ein. Gantz sagte zu der Explosion auf dem Schiff weiter, man wisse, dass der Iran unter anderem auf israelische Infrastruktur und israelische Bürger abziele.

Der Krieg in Syrien währt mittlerweile seit fast zehn Jahren. Einem aktuellen UN-Bericht zufolge sind seitdem zehntausende Menschen willkürlich festgenommen worden und noch immer verschwunden. Die syrische Regierung habe sich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht, heißt es in einem am Montag in Genf vorgestellten Bericht der UN-Menschenrechtskommission. Auch Rebellen und die von Kurden angeführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) hätten Kriegsverbrechen begangen. Der Terrormiliz Islamischer (IS) Staat wirft der Bericht Völkermord vor. (APA, red, 1.3.2021)