Die Austrian Development Agency unterstützt unter anderem in Armenien ansässige kleine Bauern auf dem Weg zur Biolandwirtschaft. Geschäftsführer Ledolter – hier auf einer Obstplantage im Jahr 2016 – steht allerdings in der Kritik.

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In Armenien werden kleine Molkereien aufgebaut, um Menschen auf dem Land Perspektiven zu geben. Im Kosovo setzt sich die österreichische Entwicklungsagentur Austrian Development Agency (ADA) dafür ein, dass sich Ausbildungsmöglichkeiten an Anforderungen von Unternehmen orientieren. Die Mitarbeiter der ADA sind oft Idealisten, jedenfalls Leute, die sich in anderen Staaten für ihre meist armen Mitmenschen engagieren. Doch ihr Einsatz und ihr inhaltliches Interesse an den Gesellschaften vor Ort werden in Wien, in der Zentrale, zuweilen nicht verstanden – und entsprechend weder hoch geschätzt noch gefördert.

In einer externen Evaluierung der ADA Ende 2019 wird dies kritisch angesprochen. "Personalentwicklung und Rekrutierungsprozesse sind verbesserungswürdig", heißt es darin. Die ADA-Führung konzentriert sich vor allem auf das Funktionieren der Bürokratie und darauf, Risiken zu vermindern. Nachbesetzungen erfolgen etwa oft erst nach ein paar Monaten, was mitunter zu einem Verlust von Know-how vor Ort führt. Dabei geht es vorwiegend um Kostenminimierung, "wodurch aber Themen wie Wirkungen, Auseinandersetzungen mit fachlichen Inhalten" zu kurz komme, wie es in der Analyse heißt.

Finanziell kurz gehalten

Angeregt wurde ein "Organisationsentwicklungsprozesses, um intern die Kommunikationskompetenzen, das Arbeitsklima, den Umgang mit Konflikten, eine Vertrauensbasis, interne Zusammenarbeit und Serviceorientierung zu stärken". Neben der fehlenden Motivation von oben war in den vergangenen Jahren auch auffällig, dass Mitarbeiter vor Ort finanziell kurz gehalten werden.

Das verschlechtert aber nicht nur die Möglichkeit, gute Leute für die Umsetzung der Projekte anzuheuern, sondern führt auch zu Frustration. In einer Analyse der OECD heißt es: "Aufgrund der Budgetbeschränkungen ist die ADA nicht in der Lage, wettbewerbsfähige Beschäftigungsbedingungen für Mitarbeiter vor Ort anzubieten." Aber auch die Personalfluktuation in der ADA ist relativ hoch, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, dass Menschen, die sich nicht als reine Verwalter verstehen, frustriert werden.

Verlängerung für Ledolter

Der Geschäftsführer der ADA, Martin Ledolter, weist die Kritik zurück. "Die Fluktuationsrate lag 2020 bei 8,5 Prozent und 2019 bei 9,6 Prozent. Sie befindet sich damit im Vergleich zu anderen Unternehmen im Durchschnitt. Es stimmt, 2017 war diese Rate relativ hoch. Das ist jedoch durch eine größere Anzahl an natürlichen Abgängen, etwa Pensionsantritte, begründbar", sagt er zum STANDARD. Auf die Frage, ob den lokalen Kräften, die die Projekte umsetzen, attraktivere Verträge angeboten werden könnten, geht Ledolter in der Beantwortung nicht ein.

Seine zweite Amtsperiode geht nun zu Ende, diplomatischen Quellen zufolge soll die Verlängerung seines Vertrags so gut wie fix sein. Ledolter kam ursprünglich aus dem Kabinett des damaligen Außenministers Michael Spindelegger (ÖVP). Die Entwicklungszusammenarbeit ist aber auch ein Herzensanliegen der Grünen. Das Senior Management Team in der ADA besteht zurzeit ausschließlich aus Männern, auch die Koordinationsbüros in den Partnerländern werden hauptsächlich von Männern geleitet, obwohl in den Projekten Gender-Equality und Gender-Mainstreaming verlangt werden.

Mehr Mitarbeiter und Flexibilität

Auch der Sparzwang hat Auswirkungen. Weil die ADA viele Projekte umsetzt, für die Drittmittel herangezogen werden, sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft an der Grenze ihrer Belastung. Immer wieder wurde dieses Thema auch intern angesprochen. Ledolter sagt dazu zum STANDARD, dass ein Drittmittelreferat mit entsprechender personeller Ausstattung geschaffen und eine Drittmittelstrategie mit Anfang dieses Jahres verabschiedet wurde. Vor Ort in den Koordinationsbüros würde es den Mitarbeitern der ADA bereits helfen, wenn die gestiegenen Ansprüche an Compliance und Kontrolle mit mehr personellen Mitteln und Flexibilität ausgeglichen würden. (Adelheid Wölfl, 1.3.2021)