Inzwischen hab ich mich ja ziemlich im Griff. Aber das war nicht immer so. Mich faszinieren die Autos, nach denen sich keiner mehr umdreht, sich eher sogar angewidert wegdreht. Autos aus den späten 1970ern bis zu den frühen 1990ern. Und so schlecht können sie gar nicht beinander sein, dass ich mir nicht überlege, mich der Beule anzunehmen, sie wieder herzurichten – wenn sie nur günstig, nein, wenn sie billig ist.

Der Cherokee war im Einkauf nicht ganz billig, ziemlich runtergerockt, aber nach ein paar Wochen Liebe, ein paar Kilo Trockeneis, ein paar Liter Seilfett und jeder Menge Fluchen doch wieder so weit, dass er ein Pickerl bekam.
Foto: Guido Gluschitsch

So hab ich schon einen komplett runtergerockten 3er BMW gekauft und war dann ziemlich überrascht, dass mit einer mehrtägigen Generalreinigung das Schlimmste schon wieder erledigt war. Ich bin keiner, der annimmt, dass es bei einem Gebrauchtwagen auf ewig allein mit regelmäßig Tanken getan sei. Beim Jeep hab ich schon gewusst, dass der Innenraum das einzig Brauchbare ist, während ein Blick auf den Unterboden mich sofort eine Trockeneis-Strahlmaschine mieten ließ. Jetzt steht er wieder halbwegs fesch da. Den Capri hab ich recht günstig geschossen, es dauerte aber auch zehn Jahre, bis er auf die Straße konnte. Während der Zeit hat er seinen Wert vervielfacht, wie der Vorbesitzer, der ihn unlängst gesehen hat, neidvoll bemerkte. Was die Kiste in der Dekade an Geld verschlungen hat, interessierte ihn natürlich nicht.

Kaufen ist leichter als verkaufen

Inzwischen hab ich mich aus zwei Gründen im Griff. Die Autos stehen nur herum, und kaum einer kriegt mehr Kilometer drauf als jene, die auf dem Weg zum und vom Pickerl anfallen. Das Gravierendere aber ist: Ich kann die Autos nicht mehr verkaufen. Nicht alle sind so genügsame Gebrauchtwagenkäufer wie ich, die sich erst ein Auto anschauen, dann ohne langwierige Verhandlungen einen fairen Preis dafür bezahlen und sich nicht erwarten, um drei, vier Tausender einen Neuwagen zu bekommen. Und wenn ein Auto ziemlich problemlos sein muss, weil das Fahrzeug regelmäßig im Alltag bewegt wird, dann geh ich zu einem Markenhändler – auch wenn das deutlich mehr kostet. Aber die Sicherheit, keine bösen Überraschungen zu erleben – und die hatte ich bei allen anderen Autos immer –, ist mir das wert.

Die alte Taune fand ein paar Jahre Unterschlupf, wurde dann aber unrestauriert weiterverkauft. Das einzige Mal, dass alles reibungslos lief.
Foto: Guido Gluschitsch

Glück beim Verkaufen hatte ich selten. Einmal bei einem Sechs-Zylinder-Taunus, der so durchgerostet war, dass ich mich drei Jahre lang nicht aufraffen konnte, mit der Reparatur zu beginnen. Damit Sie sich ein Bild machen können: Mit etwas Geschick konnte man das Reserverad aus dem Kofferraum nehmen, ohne den Deckel aufmachen zu müssen. Weil meine Frau in diesem Taunus aber ein Versprechen sah, dass ich in der noch sehr fernen Pension nicht zu viel im Haus herumlungern werde, durfte ich den Wagen nur zu einem völlig überzogenen Preis inserieren. Sie hatte die Hoffnung, dass sich dann eh keiner melde. Drei Tage später war er weg. Gekauft hat ihn jemand, der sich sicher war, die Taune in drei, vier Wochen fertig zu haben. Das Auto hab ich nie wieder gesehen.

Wer sehr alte und sehr gebrauchte Autos kauft, sollte wissen, dass es manchmal mit feucht Drüberwischen nicht getan ist.
Foto: Guido Gluschitsch

Sonst war ich stets ein Opfer von den "Was letzte Preis?"-Anrufen. Wenn es gut ging. Denn wenn ich ehrlich bin, bekam ich mehr Post für die anscheinend etwas ausgefalleneren Inseratentexte. Aber diese Reaktionen waren mir eh lieber als die Anrufe. Weil wenn einer schon den Preis drücken will, ohne sich vorzustellen oder den Wagen gesehen zu haben, dann muss ich mich ganz schwer zsammreißen, um nicht ausfallend zu werden.

Zehn Jahre und einen mehr als nur fähigen Spezialisten brauchte dieser alte Capri, um wieder auf die Straße zu dürfen.
Foto: Guido Gluschitsch

Unlängst hab ich aber den Bock schlechthin in Sachen Gebrauchtwagen abgeschossen. Ich habe nach kurzer Zeit ein Auto zurückgekauft, weil der neue Besitzer mit der 2.000-Euro-Kiste mit über 260.000 Kilometern auf der Uhr ein ziemliches Pech hatte. Nach einigen Monaten trat ein mehrere hundert Euro teurer Schaden auf, der beim Kauf nicht absehbar war – mehr noch, den ich sogar ausgeschlossen hatte, weil ich das wieder defekte Teil erst vor ein paar Jahren getauscht hatte. Er wollte den Wagen dann verschrotten. Dazu sei er zu schade, habe ich beschlossen, kaufte ihn zurück und werde ihn wohl wieder herrichten. Was ich dann damit mache, weiß ich noch nicht. Aber Reparieren ist mir halt so viel lieber als Wegschmeißen.

Wie ging es Ihnen?

Jetzt aber genug von mir, der sich in seinem Leben nur ein einziges Mal einen Neuwagen gekauft hat. Wie ging es Ihnen beim Kaufen und Verkaufen von Gebrauchtwagen? Kaufen Sie lieber teuer und (fast) neu? Ist Ihnen Patina lieber als Neuwagengeruch, und fürchten Sie sich nicht vor dem Griff in den Werkzeugkasten? Was machen Sie mit den potenziellen Käufern, die erst den Preis treiben und dann das Auto nicht einmal anschauen? Und haben Sie Erfahrungen mit den Käufern, die immer so nett sind und uns ihre Karterln aufs Auto hängen? Und auch wenn die Antwort darauf klar ist: Darf man Freunden einen Wagen verkaufen? (Guido Gluschitsch, 2.3.2021)