Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy auf dem Weg in den Gerichtssaal.

Foto: Imago/Sadak Souici

Es ist ein Paukenschlag für Frankreichs Politik: Ex-Präsident Nicolas Sarkozy muss unter anderem wegen Korruption ein Jahr ins Gefängnis; dazu kommen zwei Jahre auf Bewährung.

Auch wenn der 66-jährige Konservative zweifellos Berufung gegen das Verdikt der Pariser Strafkammer einlegen wird: Seine Ambitionen auf eine neue Kandidatur bei den Präsidentschaftswahlen 2022 kann er damit vergessen. Zumal er Mitte März bereits wegen einer neuen Causa vor Gericht antraben muss – Vertuschung unerlaubter Wahlkampfüberschüsse im Jahr 2012. In anderen Affären namens Bettencourt oder Gaddafi-Gelder hat er den Kopf aus der Schlinge gezogen. Doch ob verurteilt oder nicht: Die Häufung dieser Politaffären zeigt das Gleiche wie Sarkozys jüngste, vom Alter nicht gerechtfertigte Covid-Impfung: Wer so leger mit dem Recht umgeht, sollte nicht die Geschicke eines Staates lenken.

Schub für die Rechten

Seine Anhänger entgegnen, Sarkozy handle eben so frei wie die Franzosen. Richtig ist nur, dass die französische Politik so absolut auf das Präsidialamt und die Wahl dafür fixiert ist, dass den Anwärtern alle Mittel recht sind. François Mitterrand, der 1981 bis 1994 im Élysée-Palast regierte, hatte zu diesem Zweck sogar einmal ein ausgewachsenes Attentat auf sich selbst simuliert.

Die Franzosen, die mental weit entfernt vom Pariser Machtzentrum leben, ärgern sich durchaus über diese Politsitten. Sie glaube, dass ihre Volksvertreter in der Hauptstadt "alle korrupt" seien – "tous pourris", wie der Rechtsextremist Jean-Marie Le Pen behauptet. Und das ist fatal. Sarkozys Rechtshändel nützen letztlich nur einer Person, die bereits in den Startlöchern für die Wahl 2022 steht: der Populistin Marine Le Pen. (Stefan Brändle, 1.3.2021)