Ganz der Alte: Donald Trump. Nicht mehr die Alte: seine Partei.

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Der Kreis hat sich geschlossen. Donald Trump ist – jedenfalls im Feld der Politik – dorthin zurückgekehrt, wo er angefangen hatte, als er auf einer Rolltreppe ins Foyer seines New Yorker Wolkenkratzers fuhr, um seine Kandidatur fürs Präsidentenamt anzukündigen. In seiner ersten Rede nach dem Auszug aus dem Weißen Haus hat er, in manchen Passagen wortwörtlich, wiederholt, womit er damals seinen Wahlkampfauftakt bestritt. Die Hetze gegen Migranten. Die Behauptung, Amerika werde von Kriminellen überrannt, wenn es den Ansturm nicht durch den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko stoppe. Die Polemik gegen eine politische Klasse, die die Interessen des Landes denen einer globalen Elite opfere. Die gleichen Zerrbilder, die Trump im Juni vor sechs Jahren zeichnete, zeichnet er immer noch.

Komplettiert wird es durch das Wehklagen über die angeblich gestohlene Wahl, über Manipulationen, für die er Beweise nach wie vor schuldig bleibt. Komplettiert wird es durch die bizarre Warnung vor den sozialistischen Verhältnissen, welche die USA unter Joe Biden angeblich ansteuern. Komplettiert wird es durch hemmungslose Attacken gegen Widersacher in den eigenen Reihen, gegen Abgeordnete und Senatoren, die es wagten, wegen der Anstiftung zum Sturm auf das Kapitol für seine Amtsenthebung zu stimmen.

Nachdenken, wenn überhaupt, folgenlos

Dass nach fast sechswöchiger Pause ein nachdenklicherer Donald Trump auf die Bühne zurückkehren könnte: Diese ferne Hoffnung ist auf der Jahrestagung konservativer Aktivisten in Orlando gestorben. Erledigt hat sich auch das Szenario, in dem der Altpräsident in seinem floridianischen Exil ausdauernd Golf spielt, während er anderen das Rampenlicht überlässt. Trump kann gar nicht anders, er muss im Mittelpunkt stehen. Und damit stürzt er die Republikaner in ein Dilemma.

Nüchtern betrachtet hat die Partei Abraham Lincolns und Ronald Reagans nach seinem Sieg im November 2016 nur noch Niederlagen einstecken müssen. Im Kongress verlor sie die Mehrheit, im Weißen Haus regiert ein Demokrat. Die Weitsichtigeren unter ihren Strategen wissen, dass sich die Durststrecke wohl nur beenden lässt, wenn man ausbricht aus der nationalistischen Sackgasse, in die Trump die "Grand Old Party" geführt hat. Sie wissen aber auch, wie unbeirrt der harte Kern seiner Anhänger dem Milliardär die Treue hält. Und dieser harte Kern entscheidet in aller Regel parteiinterne Vorwahlen. Er ist mächtig genug, um Kandidaten auszubremsen, die an der Weisheit des Steuermanns zweifeln oder gar den offenen Clinch mit ihm wagen.

Damit verfügt Trump über ein Pfund, mit dem er wuchern kann. Egal ob er sich 2024 noch einmal fürs Oval Office bewirbt oder sich mit der Rolle des Königsmachers begnügt, der Kronprinzen krönt, wenn sie Loblieder auf ihn singen: Er wird die Republikaner auf absehbare Zeit prägen. (Frank Herrmann aus Washington, 1.3.2021)