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Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu.

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New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo.

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Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel.

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Tschechiens Premier Andrej Babiš.

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Finnlands Regierungschefin Sanna Marin.

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Neuseelands Regierungschefin Jacinda Ardern.

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Manchmal vermag ein Telefonat ein ganzes Leben zu verändern. Führen es zwei Regierungschefs, ist davon schnell ein ganzes Land betroffen. So oder so ähnlich spielte es sich vor einem Jahr ab, als Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) mit eindringlichen Worten ("Ihr unterschätzt das") vor dem damals hierzulande noch wenig bekannten Virus Sars-CoV-2 warnte und Kurz daraufhin als einer der ersten europäischen Staatenlenker zum Lockdown griff – koste es, was es wolle.

Heute steht Israel und mit ihm Netanjahu, den Kurz am Donnerstag in Jerusalem besucht, vergleichsweise gut da. Die Hälfte der neun Millionen Israelis ist bereits geimpft, in den Altersheimen wurde ein massenhaftes Sterben abgewandt, mittels eines "grünen Passes" am Handy kann zwischen Haifa und Eilat auch wieder dem Fitnesskult gehuldigt werden. Die Zahl der Infektionen blieb zuletzt laut WHO zwar recht hoch, wenn auch vor allem unter jungen Israelis.

Und Netanjahu, der Warner, steht drei Wochen vor den Knesset-Wahlen, den vierten binnen zweier Jahre, gut da. Auch wenn seine Likud-Partei in Umfragen zuletzt schwächelt, niemand kann es mit dem Langzeitpremier in Sachen persönliches Vertrauen aufnehmen.

Gefallener Star

Andrew Cuomo, charismatischer Gouverneur von New York und während der ersten, verheerenden Welle so etwas wie die Antithese zum Corona-Leugner Donald Trump, hat es hingegen gleich von zwei Seiten mit massivem Gegenwind zu tun. Einerseits mehren sich die Vorwürfe, er habe Mitarbeiterinnen sexuell belästigt.

Zum Zweiten bröckelt der Nimbus vom besonnenen Landesvater, der seine Schäfchen vor dem Virus schützt – jedenfalls die älteren Semester. Unter seiner Ägide wurden im sonst so pulsierenden New York zwar per Dornröschenschlaf die Infektionszahlen gedrückt.

Jüngst wurde aber ruchbar, dass Cuomo die Todeszahlen in den Altersheimen seines Staats massiv schönen ließ – wohl, um sich seine kolportierten Hoffnungen auf das Weiße Haus 2024 nicht zu verbauen.

Dass Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel anders als der US-Amerikaner nicht mehr allzu sehr auf Umfragen zu schielen braucht, kam ihr in der ersten Welle zugute. Weder Opposition noch Bundesländer vermochten dem Kurs der Physikerin etwas anzuhaben. Später als Österreich legte Merkel den Deutschen Distance-Learning, Homeoffice und Take-away-Dinner nahe. Anders als hierzulande setzte sie nicht auf Angst, sondern ließ Sachlichkeit walten.Als im Winter die zweite Welle über das Land schwappte, gestand sie Fehler ein. Laut aktuellem ARD-Deutschlandtrend steht trotzdem nach wie vor eine große Mehrheit hinter Merkels Corona-Kurs. Im September wird gewählt – freilich ohne die Kanzlerin, die nicht mehr antritt.

Dass sich ausgerechnet Tschechien zu Beginn der Pandemie gemeinsam mit Österreich und Israel unter die "First Movers" einreihte, erscheint angesichts der nun explodierenden Infektionszahlen – aktuell die höchsten in der EU – und 20.000 Toten tragisch. Ministerpräsident Andrej Babiš, ein Populist, verhängte den Notstand, 30.000 Sicherheitskräfte kontrollieren an den Bezirksgrenzen. Um ein "zweites Bergamo" zu verhindern, denkt Babiš darüber nach, russische und chinesische Vakzine auch ohne EU-Zulassung verimpfen zu lassen. Wenn im Oktober gewählt wird, könnte es knapp werden.

Titel verteidigt

Die beiden Überfliegerinnen in Sachen Corona kommen aber auch in der zweiten Welle aus der Peripherie. Sanna Marin (35), Sozialdemokratin, hat Finnland seit ihrem Antritt als Regierungschefin im Dezember 2019 behände durch die Krise geführt, das nordische Land zählt zu den am geringsten betroffenen in Europa. Am Montag musste sie aber doch den Notstand ausrufen – Skifahrer in Lappland hatten sich angesteckt.

Und Jacinda Ardern, Neuseelands populäre Ministerpräsidentin, erntete bei der Parlamentswahl im Oktober die Früchte ihrer Corona-Politik. Seit Beginn der Pandemie sind in dem Inselstaat nur 26 Menschen mit oder an Covid-19 gestorben. Nun verhängte sie wegen 15 Neuinfektionen in zwei Wochen einen neuen Lockdown über Auckland – Ansteckungszahlen, die es umgerechnet auf die Bevölkerung hierzulande etwa jede Stunde gibt. (Florian Niederndorfer, 2.3.2021)