Foto: APA / Roland Schlager

Pro
von Franziska Zoidl

Wer im Homeoffice sitzt, hat wenige Gründe, aus dem Haus zu gehen. Andere Menschen sieht man nur noch virtuell. Gedränge gibt es im Homeoffice keines mehr. Man erlebt keine Rushhour in der U-Bahn, keine Schlange vor dem Bäcker in der Mittagspause, keine Happy Hour in der Lieblingsbar.

Schön also, endlich mal rauszukommen. Beim Warten in einer Schlange lässt sich wunderbar Leute schauen, was daheim viel zu kurz kommt. "Aha, trägt man das jetzt so?", möchte man angesichts unfassbar weiter Mäntel in der Schlange zum Beispiel fragen.

Gleichzeitig können aufmerksame Zuhörerinnen Infos zu etwaigen Beziehungsproblemen der Mitwartenden aufschnappen. All das, während man gemächlich einen Schritt vor den anderen setzt. Das ist fast meditativ. Bis man irgendwann ins Geschäft darf – wenn man das denn will.

Seien wir uns ehrlich: Wer im Homeoffice sitzt, hat wenige Gründe, das Haus zu verlassen. Und noch weniger Anlässe, neues Gewand auszuführen.

Kontra
von Michael Möseneder

Um an dieser Stelle auch einmal Interna aus der Redaktion zu verraten: Sportkollege Christian H. und meine Wenigkeit werden es wohl in diesem Leben nicht mehr auf die Catwalks von Mailand, Paris und New York schaffen.

Und das, obwohl wir außergewöhnlich gut aussehende junge Männer voll espritvollem Mutterwitz und humanistischer Bildung sind. Aber uns interessiert Mode schlicht nicht. (Okay, MICH interessiert sie nicht, bei Kollegen H. kann ich das nur aufgrund seines Outfits vermuten.)

Daher ist die Vorstellung, selbst im postlockdownigen Gemütszustand vor einem Modegeschäft in einer Schlange auszuharren, völlig absurd. Nicht nur wegen der potenziellen Ansteckungsgefahr. Sondern vor allem, da es einfach nur um Gewand geht. Beispiel Beinkleid: Alles, was nicht aus produktnummernbezeichnetem Denim besteht, ist eitler Firlefanz. Ersetzen muss man die Dinger erst, wenn die Hosentaschen löchrig werden. Und so lange dauert keine Pandemie. (RONDO, 15.3.2021)