Ungeachtet des Alters warten viele auf die Impfung. Bald soll Tempo in die Sache kommen.

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So sehr, wie sie herbeigesehnt wurde, so stark war dann die Ernüchterung, als sie endlich da war: die Impfung gegen das Coronavirus. Denn obwohl bereits im Dezember vergangenen Jahres hierzulande der erste Nadelstich erfolgte, änderte sich im öffentlichen Leben bisher wenig. Schlicht deshalb, weil mit Stand 1. März 2021 erst 2,6 Prozent der Gesamtbevölkerung einen vollständigen Impfschutz, also beide notwendigen Dosen, erhalten haben. 5,5 Prozent erhielten bisher nur eine Dosis. Vom im Februar ausgerufenen Ziel einer Impfrate der Gesamtbevölkerung von 17 Prozent bis Ende März ist man damit weit entfernt. Das Ziel ist mittlerweile auch aus dem Impfplan verschwunden.

Breite Impfung im Sommer

Der Weg dürfte mit Blick auf diese Zahlen also noch ein langer sein. Doch geht es nach den offiziellen Plänen, dann soll in den nächsten Monaten Tempo in die Sache kommen: Bis Ostern, also Anfang April, sollen eine Million Österreicher geimpft sein. Und dieser Ausblick dürfte bei vielen Impfwilligen zumindest für etwas Erleichterung sorgen: Im Lauf des Sommers soll "jeder und jede die Möglichkeit haben, sich impfen zu lassen", versichert das Gesundheitsministerium.

Doch zurück zum Status quo: Derzeit sind aus den Bundesländern mehr Einzel-Impfdosen angefordert (774.233) worden, als ausgeliefert wurden (648.639); etwas weniger verabreichte Impfungen (645.986) wurden bereits im E-Impfpass registriert. Noch mehr Dosen wurden allerdings schon von den Herstellern nach Österreich geliefert: 825.315 insgesamt.

Die Empfehlungen des nationalen Impfgremiums legen fest, in welcher Reihenfolge die einzelnen Bevölkerungsgruppen an der Reihe sind. In Phase eins sind das die Bewohner und das Personal von Alten- und Pflegeheimen, besonders exponiertes Gesundheitspersonal sowie allgemein Personen über 80. Andererseits haben erst 130.790 Personen über 75 Jahren die erste Impfdosis erhalten – davon sind 70.193 Personen vollständig, also zweimal geimpft. Das sind magere 8,2 Prozent. Bei den über 84-Jährigen haben erst 36.614 Personen einen vollständigen Impfschutz erhalten. Gleichzeitig starten Wien und Niederösterreich diese Woche mit der Impfung von Lehr- und Kindergartenpersonal. So will Wien etwa 35.000 Personen aus dieser Gruppe bis Ende März mit der ersten Teilimpfung versorgen. Wie geht das zusammen?

Das liegt erstens daran, dass sich die einzelnen Phasen laut Impfplan auch überschneiden – so war die Impfung von Pädagogen etwa immer schon für Mitte März vorgesehen. Zudem wurden in der Altersgruppe 45 bis 54 auffallend viele Frauen geimpft, weil diese im Pflege- und Gesundheitsbereich arbeiten. Und, so betont das Gesundheitsressort, man müsse eben verimpfen, was da sei: Demnach seien solche Impfaktionen auch die Reaktion darauf, dass im März eine große Lieferung von Astra Zeneca ansteht (525.000 Dosen). Und dieser Impfstoff wird vom Nationalen Impfgremium weiterhin primär für unter 65-Jährige empfohlen – mit einem Schlupfloch: Bei "logistischen Problemen" mit den anderen Impfstoffen könne auch für über 65-Jährige und Hochrisikogruppen Astra Zeneca verwendet werden. Das werde auch jetzt schon vereinzelt gemacht, heißt es.

Kanzlerreise nach Israel

Zuletzt ließ Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) damit aufhorchen, dass er nach Vorbild der USA von der europäischen Arzneimittelbehörde die Zulassung des Impfstoffs von Johnson & Johnson forderte. Zudem befinde er sich in engem Austausch mit Israel und Dänemark, "um gemeinsam Impfstoff zu produzieren". Bevor Kurz deshalb am Donnerstag Israels Premierminister Benjamin Netanjahu einen Besuch abstattet, sucht er noch das Gespräch mit heimischen Pharmaunternehmen.

Eine Firma wird Polymun Scientific sein. Der Geschäftsführer Dietmar Katinger erwartet, dass dieses Gespräch zu einer besseren Vernetzung führen soll. Es gehe nicht unmittelbar darum, wie man eine österreichische Impfstofffabrik aufbaue oder selbst eigenen Impfstoff herstelle. Die Entwicklung und Produktion ist für die Firma jedenfalls nichts Neues: Polymun arbeitet für insgesamt vier Impfstoffprojekte, darunter Biontech/Pfizer. Aus dem Kanzleramt erfährt man noch keine Details zu den eigenen Plänen. (Vanessa Gaigg, Jan Michael Marchart, 2.3.2021)