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In Siwa, einem Lager für Binnenvertriebene wenige Kilometer von Bangassou entfernt, konnte erst sechs Wochen nach der Inbetriebnahme die erste UN-Essenslieferung zur Verfügung gestellt werden.

Foto: AP/Adrienne Surprenant

Jüngste Kämpfe zwischen bewaffneten Gruppen und Regierungstruppen haben in der Zentralafrikanischen Republik mehr als 240.000 Menschen in die Flucht getrieben. Bereits vor den neuen Kämpfen, die Ende des vergangenen Jahres wieder aufgeflammt sind, war laut Rotem Kreuz jeder Vierte der rund fünf Millionen Einwohner entweder Binnenflüchtling im eigenen Land oder in ein Nachbarland geflohen.

Die Vertriebenen leben in überfüllten Siedlungen, in denen es an sauberem Wasser, medizinischer Versorgung und anderen grundlegenden Dienstleistungen mangelt. Die Unterkünfte sind notdürftig aus Blättern und Zweigen gebaut. Sanitäre Anlagen stehen nicht zur Verfügung, die Verteilung der Lebensmittel stockt.

Die gesamte Bevölkerung leidet unter den Kämpfen. In den am stärksten von Gewalt betroffenen Provinzen Ituri, Nord-Kivu, Süd-Kivu und Tanganjika sind laut Unicef mehr als acht Millionen Menschen akut von Ernährungsunsicherheit betroffen. Da die Hauptstraße zwischen der Zentralafrikanischen Republik und Kamerun fast zwei Monate lang gesperrt ist, sind die Preise in die Höhe geschossen, sodass Familien sich keine Lebensmittel leisten können. Die Rebellen kontrollieren fast zwei Drittel des Landes, was es schwierig macht, humanitäre Hilfe zu leisten. Ärzte ohne Grenzen haben vergeblich versucht, die Bevölkerung mit mobilen Kliniken zu erreichen.

Wahlen im Dezember

Die ehemalige französische Kolonie wird seit Jahren von Konflikten und Umstürzen gebeutelt. Die jüngsten Gewaltausbrüche entzündeten sich an der Präsidentenwahl Ende Dezember.

Schon vor der Wahl hatte sich eine Allianz von Rebellen, die laut Uno vom früheren Präsidenten François Bozizé unterstützt wird, Kämpfe mit Sicherheitskräften und Uno-Soldaten geliefert. Bozizé wurde eine Teilnahme an der Präsidentenwahl vom Verfassungsgericht untersagt. Wahlsieger ist nach Angaben der Wahlkommission Amtsinhaber Faustin-Archange Touadéra, die Opposition will das Ergebnis nicht anerkennen.

Der frühere Staatschef Bozizé wurde 2013 von der Séléka, einer primär muslimischen Koalition von Rebellengruppen, gestürzt. Es folgten Jahre der Kämpfe zwischen der Séléka und den christlichen Anti-Balaka-Milizen sowie etlichen Splittergruppen. Eine französische Militärintervention und später die Uno-Mission Minusca stabilisierten zeitweise die Lage. 2019 wurde ein Friedensabkommen mit einigen bewaffneten Gruppen unterzeichnet, dennoch kam es immer wieder zu Gewalt.

Die Zentralafrikanische Republik mit ihren rund fünf Millionen Einwohnern verfügt über reiche Mineralienvorkommen, trotzdem leben 62 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Die Lebenserwartung beträgt nur 55 Jahre. (mhe, AP, 2.3.2021)