Die Alten- und Pflegeheime in Österreich sind mittlerweile fast vollständig durchgeimpft. In Wien etwa fehlen in diesem Bereich noch knapp 7.000 Zweitstiche.

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Wien – Die Corona-Impfung von Bewohnern und Mitarbeitern in Alten- und Pflegeheimen (APH) steht auf der Prioritätenliste des Gesundheitsministeriums an oberster Stelle. Mit Ende Februar haben alle Interessierten, die eine Impfung erhalten wollten, zumindest den Erststich bekommen. Viele Heime sind laut Minister Rudolf Anschober (Grüne) aber bereits "fast vollständig durchgeimpft". Fehlen würden vor allem noch "jene Institutionen mit starken Infektionsausbrüchen in den vergangenen Wochen". In Wien fehlen in den Heimen etwa noch knapp 7.000 Zweitstiche.

Die Auswirkungen der Impfkampagne, die Ende des Vorjahres verhalten gestartet wurde, sind bei den Älteren bereits jetzt deutlich feststellbar. So wurden trotz des zuletzt deutlichen Anstiegs bei den Neuinfektionszahlen in Österreich keine ansteigenden Zahlen in den Heimen mehr festgestellt. Im Gegenteil: Nach einem massiven Einbruch bei den aktiven Fällen seit Dezember gab es zuletzt weitgehend stabile Werte.

Lockdown, Schutzvorkehrungen, Impfung

Lockdown, Schutzvorkehrungen in Heimen und eben die Impfung haben die Zahl der Neuinfektionen sowie der Todesfälle massiv nach unten gedrückt: Gab es österreichweit in diesem Bereich im Monat Dezember 2020 noch 10.750 neu bestätigte Fälle bei Bewohnern und Mitarbeitern, sank diese Zahl im Jänner auf 4.874 und im Februar auf nur noch 1.125 ab. Das ist laut den aktuellen Zahlen des Gesundheitsministeriums, die dem STANDARD vorliegen, innerhalb von nur zwei Monaten ein Rückgang um rund 90 Prozent.

Allein im Februar sank die Zahl der aktiven Corona-Fälle in den APHs von knapp mehr als 1.600 auf 534 ab. Aktuell sind per 1. März genau 299 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 235 Mitarbeiter infiziert. Der jüngste deutliche Anstieg bei den Fallzahlen in der Gesamtbevölkerung auf wieder weit mehr als 2.000 Neuinfektionen pro Tag bildet sich in den Heimen nicht ab: Dort blieb die Situation wohl auch dank der Impfungen weitgehend stabil.

Bei den Todesfällen von Heimbewohnern setzte sich der Trend nach unten auch Ende Februar noch fort: Zuletzt wurden im Mittel rund sieben Todesfälle pro Tag verzeichnet. Rund um Weihnachten betrug dieser Wert noch mehr als 50.

Auch beim wöchentlichen Mittelwert der Neuinfektionen und Todesfälle in Österreichs Heimen ist ein deutlicher Trend nach unten feststellbar. Erst in den letzten Tagen sind die Zahlen ganz leicht angestiegen und haben sich stabilisiert. Die Zahl der Todesfälle nahm ebenfalls kontinuierlich ab.

In Wien nur noch 62 Heimbewohner aktiv erkrankt

In Wien stieg die Sieben-Tage-Inzidenz bei den Neuinfektionen von einem Wert unter 100 zuletzt wieder auf rund 180 an. In den Wiener Alters- und Pflegeheimen macht sich dieser Anstieg aber ebenfalls nicht bei den Fallzahlen bemerkbar. Am 23. Jänner waren noch 437 Bewohner und 158 Mitarbeiter aktiv an Covid-19 erkrankt. Am 1. März waren es nur noch 62 Bewohner und 48 Mitarbeiter. Auch hier war zuletzt bei den aktiv Erkrankten eine stabile Situation bemerkbar. Das wirkt sich ebenfalls positiv auf die Todesfallstatistik aus. Die Durchimpfungsrate in den Altenheimen betrug laut Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) 95 Prozent.

Lockerungen sollen diese Woche fixiert werden

Zuletzt hat Gesundheitsminister Anschober aufgrund der Entwicklung bei den Fallzahlen sowie aufgrund des Impffortschritts Lockerungen der Besuchsregeln in Alten- und Pflegeheimen angekündigt. Diese sollen diese Woche besprochen und fixiert werden.

Wiens Gesundheitsstadtrat Hacker meinte im Interview mit dem STANDARD zur Situation in den Alten- und Pflegeheimen: "Wenn wir so hohe Impfraten haben, können wir dort nicht weiter Lockdown spielen. Es braucht Mitte März andere Spielregeln. Geimpfte Personen, wenn sie einen hohen Impfschutz haben, müssen von ihren Verwandten wieder regelmäßig besucht werden können. Das gemeinsame Essen im Speisesaal muss wieder möglich sein. Wir müssen ernsthafte Öffnungen machen. Sonst haben wir ein Glaubwürdigkeitsproblem."

Auf die Frage, was passieren soll, wenn sich einige wenige Personen in einem Altenheim nicht impfen lassen, sagte Hacker: "Das bedeutet, dass diese Personen ein hohes Risiko haben, doch im Spital zu landen. Und wir müssen darüber diskutieren, ob für diese Lockerungen gelten oder nicht." Die Fragen sollen diese Woche beim Gipfel mit Anschober geklärt werden. (David Krutzler, 3.3.2021)