Möglich ist ein Wiederaufsperren der Schanigärten ab dem 27. März.

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Wien – Die Regierung will Gastgärten schrittweise öffnen lassen. In Wien soll ein Wiederaufsperren der Schanigärten ab 27. März möglich sein. Eine entsprechende Vereinbarung mit dem Bund wurde am Montag erzielt. Aus der Wirtschaftskammer war daraufhin Kritik gekommen – da zahlreiche Wirte über keine Möglichkeit verfügen, Outdoor-Verabreichungsplätze anzubieten.

Hinter dem gemütlichen Besuch im Garten des Wirts- oder Kaffeehauses stehen in der Tat noch viele Fragezeichen. Das beginnt damit, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag mehrfach hervorgehoben hat, es sei "das Ziel", in Vorarlberg ab 15. März und sonst vor den Osterferien, also ab 27. März, die Gastgärten zu öffnen. Ob es tatsächlich außerhalb Vorarlbergs zur Öffnung kommt, wird also auch von der nächsten Lagebewertung am 15. März abhängen.

Auch die konkrete Umsetzung lässt noch viele Fragen offen. Am Dienstag kündigte der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) an, er wolle öffentlichen Raum für Gastgärten öffnen. Die konkreten Plätze, wie und wo denen die Gastgärten entstehen sollen, werden nun ausgearbeitet.

Treffen im kontrollierten Rahmen

"Es gibt das Bedürfnis nach sozialen Kontakten", konstatierte Ludwig. "Wenn sich Menschen unreguliert treffen, besteht jedoch die Gefahr der erhöhten Ansteckung." Idealerweise würden die Zusammenkünfte darum in kontrolliertem Rahmen stattfinden. Schanigärten seien dazu eine Möglichkeit, zeigte er sich überzeugt. Dazu wird es zunächst Gespräche mit den Sozialpartnern geben, kündigte der Bürgermeister an. Die Areale selbst könnten in Kooperation mit Veranstaltungsunternehmen betrieben werden, hieß es.

Lokale sollen dort Teile der jeweiligen Flächen nutzen können – wobei die genauen Bedingungen noch nicht feststehen, wie betont wurde. "Ich sehe die Gastronomen da als Bündnispartner", sagte Ludwig. Wie viele öffentliche Plätze letztendlich entsprechend bespielt werden, ist ebenfalls noch offen. Wichtig sei jedoch, dass die Zu- und Abgänge ohne Engstellen eingerichtet werden könnten, hielt der Stadtchef fest. Auf ein umfassendes Sicherheitskonzept werde selbstverständlich geachtet.

Ludwig verwies auf vergleichbare Initiativen wie den Wiener Kultursommer im Vorjahr. Auch damals gab es strenge Zugangsregeln und eine Beschränkung der Besucherzahlen. Auch das Filmfestival auf dem Rathausplatz fand 2020 unter solchen Bedingungen statt.

Wiener Gastlichkeit

Die Schanigartenöffnung stößt bei der Wiener Wirtschaftskammer auf wenig Begeisterung. Diese hatte bereits mehrfach kritisiert, dass Gastgärten alleine nicht ausreichen, um ein Lokal betriebswirtschaftlich zu führen – wenn ein Lokal überhaupt einen Gastgarten hat. Der Wiener Gastroobmann Peter Dobcak befürchtet, dass "die Wiener Gastlichkeit vor dem Aus" steht. Viele Details seien offen, nur wenige könnten die Lockerung nutzen.

Es gehe um Fragen wie die Entfernung eines Gastgartens zum Lokal, eine eventuelle Reduktion der für Fußgänger übrig bleibenden Gehsteigbreite von derzeit zwei auf eineinhalb oder einen Meter, um die Nutzung von Sanitäranlagen im Lokal oder auch um die Reaktion, wenn plötzlich Regen einsetzt. Es gehe aber auch darum, ob die Stadt die Parks für Food-Trucks öffnet, die angesichts ausgebliebener Veranstaltungen kaum mehr Umsatz machen.

Rund 3.500 Gastgärten gibt es in Wien und rund 9.000 Gastronomiebetriebe, die beiden Zahlen dürfe man aber nicht einfach gegenüberstellen, so Dobcak. Denn unter den 9.000 seien auch Imbissstuben und Nachtlokale. Andererseits seien manche Gastgärten so klein, dass sie keine Öffnung rechtfertigen würden – "vor allem wenn jetzt noch Abstandsregeln dazukommen".

"Halbe G'schicht"

Bei aller Kritik sagt Dobcak: "Wir nehmen, was wir kriegen können." Aber der überwiegende Teil der Fachverbandsmitglieder habe sich wesentlich mehr erwartet, "weil von uns auch der Eindruck vermittelt wurde, mit der großen Öffnungskonferenz der Wirtschaftskammer Österreich, dass wir sehr wohl am 15. aufsperren können. Und das mit dem Schanigarten, das ist 'a halbe G'schicht'". Wobei Dobcak betont, dass die Branche die virologischen Notwendigkeiten verstehe – aber wirtschaftlich gehe es um die Existenz.

Daher werden auch im Fall der Schanigarten-Öffnungen weiter Corona-Hilfen nötig sein. Da seien aber auch noch Detailfragen offen – etwa nach dem Vergleichszeitraum, denn im Jänner und Februar wurden die Vergleichsmonate 2020 herangezogen, aber ab März gab es auch im Vorjahr schon Corona-bedingte Einbrüche, da müsse auf jeden Fall 2019 wieder als Vergleich gelten. (APA, red, 2.3.2021)