Ginge es nur um die Zinsen, wäre das Sparschwein auch eine Alternative.

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Wien – Die niederländische Bank ING-Diba konzentriert sich hierzulande laut eigenen Angaben künftig auf das Geschäft mit Firmenkunden. Für das Privatkundengeschäft plant die Bank, den österreichischen Markt bis zum Jahresende 2021 zu verlassen. "Wir sind in Österreich in mehr als 18 Jahren moderat, aber stetig gewachsen und haben in einem etablierten Bankenmarkt Fuß fassen können. Allerdings stoßen wir als relativ kleiner Akteur in einem gesättigten Markt an Wachstumsgrenzen. Daher evaluieren wir strategische Optionen, die auch einen möglichen Verkauf des Privatkundengeschäfts in Österreich beinhalten", sagt Barbaros Uygun, CEO der Bank in Österreich, in einer Aussendung.

430.000 betroffene Kunden

Ein konkreter Schritt sei, per Anfang Juni 2021 die Beziehungen zu den Kunden zu beenden, die ausschließlich Sparkonten haben. Anfang April will man die Kunden informieren. Konkret wird den 430.000 betroffenen Kunden dann ein Brieflein ins Haus flattern – ab da haben sie zwei Monate Zeit, um ihre Guthaben auf ein anderes Konto zu überweisen. Geschieht das nicht, wird die Bank automatisch das Guthaben auf das Referenzkonto transferieren, heißt es auf Anfrage.

Kunden mit Girokonten, Depots sowie Konsum- oder Immobilienkrediten seien von diesem Schritt zunächst nicht betroffen. Uygun sagt dazu: "Die ING in Österreich hat sich in den letzten Jahren über den Ausbau ihres Produktangebotes als digitale Hausbank aufgestellt. Allerdings sind wir historisch über Sparkunden gewachsen, weshalb Spareinlagen heute mit Abstand den größten Anteil an unserem Portfolio haben." Angesichts der aktuellen Markt- und Zinssituation müsse man sich in einem ersten Schritt von reinen Sparkunden trennen.

Pionier

In Österreich hat die Bank 2003 mit einem einfachen Tagesgeldangebot begonnen und das Angebot über Girokonten, Konsumkredite, Wertpapiere und zuletzt Immobilienkredite ausgebaut. 2020 zählte die ING in Österreich rund 550.000 Privatkunden, davon 50.000 Hausbankkunden, die neben dem Girokonto mit regelmäßigem Geldeingang mindestens ein weiteres Produkt der Bank nutzen. (red, 2.3.2021)