In der Bundesliga hatte Sturm die Bullen biosher im Griff. Aber der Cup hat eigene Gesetze.

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Beim WAC hat der LASK in der Bundesliga noch nicht verloren.

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ÖFB-Cup Halbfinale: Sturm vs. Salzburg, Mi. ab 21.05 Uhr

Graz/Salzburg – Für Sturm Graz geht es im Spiel des Jahres um die reellste Titelchance der Saison, für Fußball-Meister Salzburg um einen Schritt zum möglichen Double: Vor leeren Rängen im Klagenfurter Wörthersee Stadion trifft im ÖFB-Cup-Halbfinale am Mittwoch (21.05 Uhr/live ORF1) der Cupsieger 2018 auf den Gewinner der beiden Folgejahre.

Salzburg hat nach dem verlorenen Endspiel 2018 und zwei Liga-Niederlagen in dieser Saison noch eine Rechnung mit Sturm offen. Doch die Grazer haben gegen einen verwundbar scheinenden Dominator Blut geleckt. "Der Bulle wird sicher 'on fire' sein, aber wir genauso. Es ist für uns ein Riesen-Spiel, wir wollen unbedingt ins Finale", erklärte Sturm-Trainer Christian Ilzer. "Wenn du in Österreich einen Titel holen willst, dann musst du früher oder später über die Hürde Salzburg drüber."

Sturm weiß, wie es geht

Drei Tage nach ihrem 2:1-Sieg trachten die Steirer danach, den RB-Code zum dritten Mal in dieser Saison zu knacken. "Wir wissen Spiele gegen Salzburg irgendwie zu gewinnen – das ist ein gutes Gefühl", erklärte Sturm-Kapitän Stefan Hierländer. Der Goldtorschütze (112. Minute) vom Cupsieg 2018 (1:0 n. V.) versprach einen mutigen Auftritt mit "brutalem Glauben" an die eigenen Stärken. "Wir wollen in das Finale, egal wie – wir werden das irgendwie hinkriegen."

Salzburg hat etwas dagegen. Nachdem es mit Rotation wiederholt schiefging, packt der Favorit im Cup den "ersten Anzug" aus. "Wir haben gesehen, dass Sturm eine gute Mannschaft hat. Wir haben die zwei Spiele nicht gut genug gespielt", blickte Jesse Marsch zurück, um sogleich zu betonten: "Morgen spielen wir mit unserer besten Mannschaft. Das soll keine Ausrede sein, aber wir bringen morgen unsere Besten und gehen rein mit allem, was wir haben." Nachsatz: "Wir sind bereit, die Jungs sind bereit, wir verstehen die Situation genau."

Sturm wird nicht unterschätzt

Der US-Amerikaner versuchte die beiden Niederlagen umzudeuten und meinte mit einem Grinsen: "Es kann ein Vorteil sein, dass wir den Gegner nicht unterschätzen." Sturm werde sicher wieder sehr direkt nach vorne spielen, mutmaßte Marsch. "Ich denke, sie werden wieder einen ähnlichen Matchplan gegen uns benutzen." Er versprach bei Einwürfen und Standards wach zu sein. "Wir sind sicher online morgen bei diesen Bewegungen."

Salzburgs Favoritenrolle ist festgezurrt. 45 der 46 jüngsten Cupspiele wurden gewonnen. Seit dem 2018er-Makel sind sie 16 K.o.-Spiele unbesiegt. Mit St. Pölten (3:0), Rapid (6:2) und Austria (2:0) mussten auf dem Weg zum möglichen siebenten Cupsieg in den jüngsten acht Jahren auch drei Bundesliga-Konkurrenten überwunden werden. Der fünffache Cupsieger Sturm hingegen trifft heuer erstmals auf ein Team aus dem Oberhaus.

Keine Fans

Schon das Sonntag-Duell war wegen unzureichender Rasenqualität der Grazer Merkur Arena in Klagenfurt ausgetragen worden. Dass nun auch das Cupspiel dort steigt, kann – zumindest der Statistik nach – den "Hausherren" nur recht sein. In der "Heimfestung" am Wörthersee ist Sturm mit neun Siegen in 13 Auftritten schwer zu knacken.

Traurig ist der Höhepunkt vor allem aus Fan-Sicht, denn gemäß der Covid-19-Verordnung ist Publikum nicht erlaubt. Der Außenseiter muss ein weiteres "TV-Spiel" ohne die vermeintlich stärksten Verbündeten bestreiten. Beim Cupsieg 2018 waren 27.100 Zuschauer nach Klagenfurt gepilgert. "Das Besondere fehlt leider mit den Zuschauern und der Emotion", meinte Jakob Jantscher. "Aber es ist ein Spiel, das über das Weiterkommen ins Finale entscheidet und das macht es dann doch irgendwie besonders.

WAC vs. LASK

Der Finalgegner wird in der Lavanttal-Arena zwischen dem WAC und dem LASK ermittelt. Die Kärntner würde ein Halbfinalsieg am Mittwoch (19.00 Uhr/live ORF1) geradewegs ins Finale "Daham" in Klagenfurt führen. Der LASK war in den vergangenen Jahren schon knapp dran, scheiterte aber jedes Mal in der Vorschlussrunde. Auch die Linzer haben Geschichtsträchtiges vor.

"Es ist ganz sicher eines der wichtigsten Spiele des Jahres, wenn nicht das bisher wichtigste", erklärte Trainer Ferdinand Feldhofer die Ausgangslage für seinen WAC. "Wir können uns den Traum vom Heimfinale in Kärnten erfüllen. Das wäre für jeden einzelnen und den gesamten Verein ein Riesenerfolg. Noch dazu hat es das in der Vereinsgeschichte noch nie gegeben."

Historische Chancen

Der bisher einzige Vorstoß bis ins Halbfinale endete 2014/15 gegen die Austria (0:3). Mit einem Sieg am Mittwoch würde der WAC als erster Kärntner Club seit 18 Jahren (FC Kärnten) im Finale stehen. Und hätte das Ziel eines mühsamen Weges erreicht. Gleich in drei der vier Partien musste das Feldhofer-Team in die Verlängerung. Gegen Ried in Runde zwei entschied überhaupt erst das Elfmeterschießen.

Der LASK ist mit der vierten Teilnahme in den vergangenen fünf Jahren ein Dauergast im Halbfinale, wo aber jedes Mal Endstation angesagt war. Im Vorjahr ließ Salzburg (0:1) – der Titelverteidiger macht sich mit Sturm Graz den zweiten Finalplatz aus – die Träume platzen. Der erste Finaleinzug seit 1999 hätte demnach wie beim WAC historische Dimension.

In Erwartung eines Fights

"Der Cup hat für uns einen sehr großen Stellenwert, das haben wir immer wieder betont. Morgen haben wir die große Chance, Historisches zu erreichen", erklärte LASK-Trainer Dominik Thalhammer. "Wir sind auf einen echten Cup-Fight mit hohen Intensitäten vorbereitet und werden alles in die Waagschale werfen, um den Finaleinzug zu erreichen." Den kürzesten Weg zu einem Titel bietet der Cup allemal. Seit dem Double 1964/65 warten die Oberösterreicher auf einen großen nationalen Titel.

Beim WAC hat der LASK in der Bundesliga noch nicht verloren (4-3-0). Auch die bisherigen Saisonduelle schienen mit 3:1 und 3:0 eine klare Sache. Feldhofer sah den LASK in "umkämpften, hektischen" Vergleichen jeweils "hinten raus besser, was aber noch lange nicht heißt, dass das ein drittes Mal passieren wird". Denn die Leistungen der Linzer bezeichnete der WAC-Betreuer als schwankend. "Sie haben noch nicht so den Rhythmus für jeden Spieltag gefunden."

Schlag auf Schlag für den WAC

Schlag auf Schlag geht es für den WAC. Liga, Cup, Europa League – seit einem Monat spielt der ehemalige Dorfclub wie die Großen im Drei-Vier-Tagesrhythmus. "Wir sind das Team mit den meisten Spielen in diesem Jahr und das zehrt", betonte Feldhofer. "Aber sicher nicht morgen. Wir werden alle Kräfte bündeln, das ist klar." Die beiden "Sechser" Mario Leitgeb und Sven Sprangler fehlen weiter, hinter Jonathan Scherzer steht ein Fragezeichen. Dafür wird Offensivmann Eliel Peretz wieder im Kader stehen.

Feldhofer schaffte als Aktiver selbst dreimal den Einzug ins Endspiel (Sieg mit Sturm 2010), motivierende Anekdoten will er in der Kabine nicht erzählen. "Die wissen alle, was morgen auf dem Spiel steht." (APA, 2.3.2021)

Die möglichen Aufstellungen für die Fußball-ÖFB-Cup-Halbfinalspiele am Mittwochabend (beide live ORF eins):

WAC – LASK (Wolfsberg, Lavanttal Arena, 19.00 Uhr, SR Gishamer). Bisherige Saisonergebnisse: 1:3 (a), 0:3 (h)

WAC: Kofler – Novak, Baumgartner, Henriksson – Pavelic, Stratznig, Taferner, Giorbelidze – Liendl – Joveljic, Vizinger

Ersatz: Kuttin – Lochoshvili, Peric, Schöfl, Wernitznig, Röcher, Dieng, Peretz

Es fehlen: Sprangler, Leitgeb (beide verletzt)

Fraglich: Scherzer (Knie verdreht)

LASK: Schlager – Wiesinger, Trauner, Andrade – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Goiginger, Eggestein, Balic

Ersatz: Gebauer – Ramsebner, Potzmann, Grgic, Reiter, Madsen, Plojer, Altunbas

Es fehlen: Filipovic (Sprunggelenk), Karamoko (Muskelfaserriss), Gruber, Raguz (beide Kreuzbandriss), Succar (Ferse)

Weg ins Cup-Halbfinale:

1. Runde: WAC – Neusiedl/See 5:2 n.V.; Siegendorf – LASK 0:3

2. Runde: WAC – SV Ried 4:3 i.E., 2:2 n.V.; LASK – Wörgl 3:0

Achtelfinale: WAC – Amstetten 2:0; LASK – AS Elektra 3:0

Viertelfinale: Kapfenberg – WAC 1:2 n.V.: LASK – Austria Klagenfurt 5:3 n.V.

* * *

SK Sturm Graz – Red Bull Salzburg (Klagenfurt, Wörthersee-Stadion, 21.05 Uhr, SR Weinberger). Bisherige Saisonergebnisse: 3:1 (a), 2:1 (h).

Sturm: Siebenhandl – Ingolitsch, Nemeth, Wüthrich, Dante – Hierländer, Gorenc-Stankovic, Ljubic, Kuen – Friesenbichler, Jantscher

Ersatz: Schützenauer – Geyrhofer, Gazibegovic, Jäger, Shabanhaxhaj, Balaj, Yeboah

Es fehlen: Kiteishvili (Muskelbündelriss in Wade), Huspek (Rippe), Trummer (im Aufbautraining)

Salzburg: Stankovic – Kristensen, Ramalho, Wöber, Ulmer – E. Mwepu, Bernede, Junuzovic, Sucic – Daka, Berisha

Ersatz: Mantl – Vallci, Solet, Farkas, Seiwald, Aaronson, Adeyemi, Svoboda

Es fehlen: Bernardo (Knieverletzung), Okafor (Muskelfaserriss Adduktoren), Camara, Koita (Dopingsperre)

Weg ins Cup-Halbfinale:

1. Runde: Sturm – SV Innsbruck 8:0; SW Bregenz – Salzburg 0:10

2. Runde: Hohenems – Sturm 1:2; SKN St. Pölten – Salzburg 0:3

Achtelfinale: Sturm – Wacker Innsbruck 1:0; Salzburg – Rapid Wien 6:2

Viertelfinale: Sturm – Vienna 1:0; Salzburg – Austria Wien 2:0