Pestizidspuren sind der Studie zufolge auf öffentlichen Plätzen weit verbreitet, wenn auch in niedriger Konzentration.

Foto: Imago//Kirchner-Media

Rückstände von insgesamt 32 verschiedenen Pestiziden hat ein internationales Forschungsteam auf 19 Kinderspielplätzen, vier Schulhöfen und einem Marktplatz in Südtirol im Rahmen einer Studie nachgewiesen. Insgesamt waren die Konzentrationen gering, allerdings hätten viele der gefundenen Substanzen hormonelle Wirkungen. Teilweise waren sie sogar ganzjährig nachweisbar, berichten die Wissenschafter im Fachblatt "Environmental Sciences Europe". Es brauche daher Maßnahmen gegen die Abdrift landwirtschaftlicher Chemikalien.

Analysiert hat das internationale Forscherteam, dem auch der Ökologe Johann Zaller von Universität für Bodenkultur (Boku) Wien angehörte, insgesamt 96 Grasproben, die 2018 vom Südtiroler Sanitätsbetrieb an verschiedenen Standorten genommen wurden. Bereits in einer früheren Studie wurden an 45 Prozent der damals untersuchten Spielplätze Pestizidrückstände nachgewiesen. Nun fand man in den Proben von 23 der 24 analysierten Standorte zumindest eine derartige Substanz, an 80 Prozent der öffentlichen Plätze war es mehr als eine.

Höchstwerte im Frühling

Mittels Gaschromatografie und Massenspektrometrie suchten die Wissenschafter nach insgesamt 281 Verbindungen. Gefunden wurden 32 Pestizide in meist recht niedrigen Konzentrationen. 76 Prozent davon haben jedoch eine hormonelle Wirkung. Für diese Stoffe gelten keine Grenzwerte, da sie bereits in äußerst geringen Konzentrationen Wirkung im Körper entfalten, erklärte Zaller: "Eines der gefundenen Insektizide, Chlorpyrifos, ist seit Anfang 2020 in der EU verboten, weil es unter anderem die Gehirnentwicklung von Babys beeinflusst."

Sowohl die Vielfalt wie auch die Konzentrationen der Pestizidrückstände waren im Frühling am höchsten, gefolgt vom Sommer, Herbst und Winter. Manche Pestizide seien im öffentlichen Raum das ganze Jahr über vorhanden. Für die Erstautorin der Studie, Caroline Linhart vom Pesticide Action Network Europe (PAN Europe), weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass die Bevölkerung solchen Substanzen mancherorts offenbar durchgehend ausgesetzt ist.

Für Zaller zeigen die Ergebnisse, dass es Anwendern von Pestiziden anscheinend nicht gelingt, "die Spritzgifte auf die dafür vorgesehenen Flächen zu begrenzen". Die Erkenntnisse der Untersuchung aus Südtirol seien vermutlich auch auf andere Gebiete mit intensivem Obstbau umlegbar, etwa die Steiermark, die Region um den Bodensee, Niedersachsen, das Schweizer Mittelland oder auch große Gebiete in Polen. Die Studienautoren sehen daher Politik und Anwender gefordert, durch verbesserte Ausbringungstechnik, das genaue Beachten der herrschenden Windverhältnisse beim Pestizideinsatz und einem Umstellen auf pestizidfreie Anbaumethoden die Abdrift einzudämmen. (red, APA, 3.3.2021)