Der Zusammenschluss aus Museen und Einzelpersonen engagiert sich aktivistisch: Aktuell ruft Museums for Future zum Klimavolksbegehren auf.
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Verantwortungsvoller Konsum im Ars Electronica Center, sauberes Wasser im Belvedere, Maßnahmen zum Klimaschutz im Museum der Völker in Tirol. Diese Sustainable Development Goals (SDGs) wurden im Zuge der Initiative 17 Museen 17 SDGs – Ziele für nachhaltige Entwicklung im Februar auf diverse österreichische Ausstellungshäuser verteilt. Das Pilotprojekt wurde von Icom Österreich, dem International Council of Museums, gemeinsam mit dem Kulturministerium initiiert und soll die Nachhaltigkeit der heimischen Museen fördern.

Denn auch wenn diese Krise irgendwann vorbei sei, werde es die Klimakrise immer noch geben, sagt Bettina Leidl, Präsidentin von Icom Österreich. "Und dieser müssen wir uns dringend widmen." Man wolle die UN-Nachhaltigkeitsziele erfüllen und die Häuser motivieren, dazu etwas beizutragen. Sie sollen als Pioniere für die ganze Szene vorangehen.

Obwohl Aktionen wie diese eher Symbolcharakter haben, setzen sie doch wichtige Impulse – und wider Erwarten ist die Zeit dafür genau die richtige. Denn viele Museen nutzten die Schließungen, um sich mit der eigenen Nachhaltigkeit zu beschäftigen. Eine bisher eher zurückhaltende Bereitschaft erwacht nun peu à peu.

Nachfrage des Gütesiegels

Etwa zehn Museen bemühen sich aktuell um das Österreichische Umweltzeichen. Bisher verfügen darüber landesweit erst drei: das Kunst Haus Wien, das Museum Niederösterreich und das Technische Museum Wien. Dass Letzteres bisher das einzige Bundesmuseum war, soll sich bald ändern: Das Museum für angewandte Kunst (Mak) warte nur noch auf die letzte Prüfung, heißt es seitens der zuständigen Stelle. Für das Naturhistorische Museum soll es auch bald so weit sein.

Dass aber bisher so wenige Häuser das staatliche Gütesiegel erhalten haben, mag daran liegen, dass dafür umfassende Kriterien (ökologischen, soziale, wirtschaftliche) erfüllt und komplexe Zertifizierungsprozesse durchlaufen werden müssen. Regelmäßige Kontrollen überprüfen dann auch die Einhaltung.

Wandfarben, Strom, Recycling

Aber wie sehen konkrete Schritte überhaupt aus, um solch große Einrichtungen nachhaltig zu gestalten? Die Liste ist lang und reicht von allgemeinen Maßnahmen wie grünen Energiequellen, Mülltrennung oder kürzeren Transportwegen bis hin zu ausstellungsspezifischen Fragestellungen: Mit welcher Farbe werden die Wände gestrichen? Auf welchem Papier die Einladungen gedruckt? Und welche Materialien können wiederverwendet werden?

Zwar funktioniere eine Umstellung nicht von heute auf morgen, weiß Bettina Leidl, unter deren Direktion das Kunst Haus Wien 2018 als erstes Museum das Umweltzeichen erhielt. Sie ist aber überzeugt, dass sich auch generell mehr Kulturbetriebe engagieren werden. Diese Dynamik sehe man auch im internationalen Vergleich, und das Thema werde zunehmend in der Kulturpolitik verankert.

Die aktuelle Krise habe uns gezeigt, dass immer nur Wachstum nicht funktionieren werde. "Hier werden uns die Grenzen aufgezeigt", sagt Leidl. Die Frage wird lauten: Wie kann ich als Haus eine zivilgesellschaftliche Haltung einnehmen?

Engagement auf der Straße

Für eine solche Haltung kämpft seit 2019 die Bewegung Museums for Future, die an die Ideen von Fridays for Future ansetzt und mit ihrer Deklaration die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens fordert.

Der Zusammenschluss aus Museen und Einzelpersonen aus dem Kulturbereich engagiert sich aktivistisch: Museums for Future unterstützen die Klimastreiks, kommunizieren die Folgen der Klimakrise und versuchen, Maßnahmen zur Klimaneutralität umzusetzen. Aktuell rufen sie zum Klimavolksbegehren auf.

Auch wenn viele Forderungen allgemein gehalten sind, geht es um den Versuch, ein Bewusstsein zu schaffen und etwas zu verändern. Dies kann auf mehreren Ebenen passieren, je nachdem welche Ressourcen verfügbar sind. So hat das Volkskundemuseum Wien seinen Shop nachhaltiger umgebaut oder das Museum Niederösterreich eine Klimaausstellung gestaltet. Die Kommunikation gilt in der ganzen Debatte als wichtigstes Werkzeug – Awareness ist immer der erste Schritt.

Innen und außen fürsorglich

Wie weit das in einem großen Haus gehen kann, ist exemplarisch am Museum für angewandte Kunst zu beobachten: Dort ergänzen sich inhaltliche sowie organisatorische Ansätze. Im Mai soll in Kooperation mit anderen Einrichtungen die Vienna Biennale for Change 2021 zum Thema Planet Love & Climate Care stattfinden.

In einem Projekt mit der Universität für Bodenkultur in Wien wird eine konkrete CO2-Emissionsberechnung für die Hauptschau erarbeitet. Inhaltlich werden Künstler, Designerinnen und Architekten im Sinne einer nachhaltigen Klimafürsorge aufeinandertreffen – und an Lösungen arbeiten.

Die Ideen sind mannigfaltig, die Bereitschaft ist da, die Impulse sind gesetzt. Wegschauen ist eigentlich keine Option mehr. (Katharina Rustler, 3.3.2021)