Man könnte die Sache ja ganz entspannt angehen: Gegen das Coronavirus sind, internationalen Forschungs- und Finanzierungsanstrengungen sei Dank, innerhalb kurzer Zeit gleich mehrere Impfstoffe entwickelt worden, die in allernächster Zeit im Überfluss vorrätig sein werden. Schon jetzt liegen in Österreich viele Dosen des Astra-Zeneca-Impfstoffs ungenutzt auf Lager. Das wären gute Nachrichten.

Stattdessen hört man nur schlimme Nachrichten von dem, was in einer unpassenden Militarisierung der Sprache "Impffront" genannt wird: Da gibt es etwa Hochbetagte, die laut staatlicher Planung längst geimpft werden sollten, aber noch gar keinen Termin haben – und Universitätspersonal, dem die Planungsbürokratie Impftermine vergeben hat, was dann umgehend dementiert wurde. Es kennt sich niemand richtig aus – das wird immer wieder offensichtlich; und ein ums andere Mal wird dann versprochen, dass die Pläne nun wirklich nachgebessert würden.

Wer eine Corona-Impfung haben möchte, soll sie kaufen können.
Foto: imago/Leonhard Simon

Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass die Regierung die Erwartungen an ihr Impfprogramm zu hoch geschraubt hat. Monatelang hat sie verkündet, dass die gemeinschaftliche Beschaffung und Zulassung der diversen Impfstoffe durch die EU der beste, sicherste und kostengünstigste Weg sei – und dass dann alles nach Plan laufe.

Wenn jedoch der Plan der Realität nicht standhält, schlagen Zweifel auf die gesamte Strategie durch: So, wie das Impfprogramm umgesetzt wird, werden jene Menschen, denen aufgrund ihres Alters oder ihrer Vorerkrankungen besondere Priorität zuerkannt wird, nicht so schnell geimpft wie erhofft.

Segnungen der Marktwirtschaft

Jene aber, die die Impfung brauchen (oder zu brauchen glauben), werden auf den Feiertag des Heiligen Nimmerlein vertröstet. Längst melden Industrieunternehmen an, dass sie ihre im internationalen Wettbewerb tätigen Mitarbeiter genauso schützen wollen, wie das die internationale Konkurrenz tut. Dasselbe gilt natürlich für den Friseur oder den Elektriker, für Pflege- und Lehrpersonal – letztlich für alle Menschen, die viele Kontakte haben. Das berücksichtigt der Impfplan (noch) nicht. Und es liegt im Wesen von staatlicher Planung, dass sie durch immer genauere Planung bei immer mehr Menschen den Eindruck erweckt, dass gerade sie durch diese Regelungen benachteiligt würden.

Dem könnte man einfach begegnen: Wer eine Corona-Impfung haben möchte, soll sie kaufen können. So wie man sich eine Zecken-, Hepatitis- oder Gelbfieber-Impfung kauft, wenn man in bestimmte Länder reisen will, so sollte man sich eine Corona-Impfung kaufen können, wenn man auf ein Bier oder in die Oper gehen will. Und wer Oma und Opa etwas Gutes tun will, könnte diesen zum Osterfest eine Impfung schenken.

Hier würden die Segnungen der Marktwirtschaft rasch wirken: Ein frei verfügbarer Impfstoff wäre natürlich viel teurer als der (vom Staat bezahlte, aber für die geimpfte Person kostenfrei abgegebene) "Gratis"-Impfstoff. Aber sobald das Angebot steigt, würden die Preise rasch sinken.

Die von Kanzler Sebastian Kurz ins Auge gefasste künftige Beschaffung von Impfstoff aus Israel hat daher Sinn: Wahrscheinlich wird man in ein, zwei Jahren Auffrischungsimpfungen brauchen – und diese zahlen müssen. Jetzt ist Zeit, aus den Fehlern starrer Programme zu lernen und für eine entspanntere Lage in kommenden Jahren zu sorgen. (Conrad Seidl, 2.3.2021)