Julian H. trat selbst als Begleiter der vermeintlichen Oligarchennichte im Ibiza-Video auf.

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Wien – Julian H., mutmaßlicher Drahtzieher des Ibiza-Videos, soll wie berichtet nach Österreich ausgeliefert werden. Nun habe das Kammergericht Berlin entschieden, dass eine Auslieferung zulässig sei. Das sagte Gerichtssprecherin Lisa Jani am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Der 40-jährige österreichische Staatsbürger war mit einem europäischen Haftbefehl gesucht worden und wurde Mitte Dezember im Berlin festgenommen.

H. hätte nach STANDARD-Informationen bereits am Dienstag aus der Auslieferungshaft in der deutschen Hauptstadt nach Österreich überstellt werden sollen. Allerdings beschloss der Wirecard-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags, H. als Zeugen zu laden. Die Befragung soll am 5. März über die Bühne gehen.

Der Anwalt von H. soll sich zuvor an den deutschen Grünen-Politiker Wolfgang Wieland gewandt haben. Es habe demnach bereits zweimal "direkten Kontakt" zu H. gegeben, wie aus einem Rundschreiben an die Fraktionsobleute des U-Ausschusses hervorgeht.

Wann genau die Überstellung von H. nach Österreich stattfindet, ist noch unklar. Die Auslieferung selbst hat jedenfalls nur indirekt mit den Aufnahmen zum Ibiza-Video zu tun. H. wird der versuchten Erpressung von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Anfang Juni 2019 im Zusammenhang mit dem Video verdächtigt. Diese Vorwürfe seien laut H.s Anwalt "längst widerlegt". Zudem werden H. Drogendelikte zur Last gelegt. Bei den Vorwürfen der Abgabe und des Verkaufs von Suchtmitteln handelt es sich um insgesamt knapp 2,7 Kilogramm Kokain. (krud, 2.3.2021)