Am 19. Februar startete Salzburg mit der Impfung der über 80-Jährigen. Doch der Kanzler wünscht sich mehr Tempo.

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Der Kanzler deponierte seinen Unmut – und schonte dabei Parteifreunde nicht. Mehr Tempo beim Impfen wünscht sich Sebastian Kurz und monierte mit Verweis auf die Statistik des Gesundheitsministeriums, dass es dabei große regionale Unterschiede gebe. Demnach liegen im türkis geführten Salzburg 24 Prozent und im mehrheitlich roten Wien 22 Prozent der gelieferten Dosen noch auf Lager, während das ebenfalls rote Kärnten bereits alle Vorräte bis auf neun Prozent verimpft hat.

Die Angesprochenen lassen das nicht auf sich sitzen. Er halte nichts von einem inszenierten Wettlauf zwischen den Ländern, erwiderte der zuständige Salzburger Vizelandeshauptmann Christian Stöckl, wie Kurz aus der ÖVP, via Ö1-"Morgenjournal": "Die Kritik des Bundeskanzlers geht insofern ins Leere, als die Zahlen nicht vergleichbar sind."

Eine Erklärung: Salzburg bestelle seine Impfdosen immer am Donnerstag. Wenn die Statistik dann am Dienstag erscheint, habe man naturgemäß noch nicht alle verimpft. Außerdem halte der Bund Lieferzusagen nicht immer ein. Es sei schon passiert, dass für Zweitimpfungen nicht genügend Dosen eingetrudelt seien, deshalb bilde Salzburg nun sicherheitshalber Reserven. "Vielleicht machen das andere Bundesländer nicht im gleichen Ausmaß", sagt Stöckl.

Nicht zu blöd zu impfen

Auch Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) wehrt sich: Es werde verimpft, was vorhanden sei, und das wisse der Bund auch. Allerdings müssten die Länder einplanen, dass auch noch genügend Dosen für den zweiten Stich zur Verfügung stehen. Der Kanzler tue so, als seien die Länder "zu blöd zu impfen". Dabei hätten die Länder eben die Impfungen übernehmen müssen, weil die Vorausplanung des Bundes nicht geklappt habe.

Derzeit herrsche "absolute Mangelwirtschaft": Man sei so knapp am Limit, dass man für 5.000 Menschen den Impftermin habe verschieben müssen, nur weil ein Lkw auf dem Weg stecken geblieben sei: "Das Einzige, was uns vom Bund interessiert, ist mehr Impfstoff."

Dass dieser kommen wird, versichert der Kanzler: So sollen im März im Durchschnitt 30.000 Impfdosen pro Tag verimpft werden statt wie bisher 15.000.

Hotspots in Salzburg

Salzburg steht noch aus einem anderen Grund im Fokus. Das Land hat über Radstadt und Bad Hofgastein Ausreisebeschränkungen verhängt, weil die Zahl der Fälle pro sieben Tagen und 100.000 Einwohnern in beiden Gemeinden bei über 1.000 liegt, bei einem Österreich-Schnitt von 160. Wer die Orte verlassen will, muss ein maximal 48 Stunden altes negatives Testergebnis vorlegen, kontrolliert werden soll auch in Bus und Bahn. Durchreisende sind ausgenommen.

Dabei wird es wohl nicht bleiben. Das Gesundheitsministerium will in den nächsten Tagen jenen angekündigten Automatismus ausgearbeitet haben, laut dem ganze Bezirke mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 400 künftig unter die Ausreisebeschränkung fallen. Derzeit wären davon die Bezirke Hermagor (Kärnten) und St. Johann im Pongau (Salzburg) sowie die Stadt Wiener Neustadt (Niederösterreich) betroffen. (jo, APA, 3.3.2021)