Der Wolf etabliert sich langsam aber sicher wieder in Österreich, auch aus Nachbarländern wandern immer wieder Tiere ein. Biologen fordern umfassendere Maßnahmen, um Konflikte zu vermeiden.

Foto: Ralph Frank

Bis zu 40 Wölfe könnte es derzeit in Österreich gegeben – um acht weniger als noch 2019. Das geht aus aktuellen Zahlen der Naturschutzorganisation WWF hervor. Demnach wurden 2020 insgesamt 22 Tiere genetisch nachwiesen, dazu kommen sechs noch nicht bestätigte Wölfe sowie zwölf Welpen und Jungwölfe im Rudelverband. Von den eindeutig nachgewiesenen Tieren wurden zehn in Tirol, fünf in Niederösterreich, vier in der Steiermark, zwei in Vorarlberg und eines in Oberösterreich identifiziert, wie der WWF am Mittwoch mitteilte.

Die Organisation kritisierte, dass das Monitoring geschützter Arten in Österreich lückenhaft und unterfinanziert sei und warnte vor der Gefahr illegaler Abschüsse von Wölfen. "Immer wieder verschwinden in Österreich Wölfe, die sich zuvor länger in einem Gebiet niedergelassen haben. Das kann verschiedene Ursachen haben. Ähnlich wie früher beim Braunbären oder Luchs sind aber auch beim Wolf Straftaten zu befürchten", sagte Christian Pichler vom WWF.

Verschwundene Rudel im Waldviertel

Beim Wolfsrudel am Truppenübungsplatz im niederösterreichischen Allentsteig gab es weiteren Nachwuchs, bei zwei weiteren Rudeln im Walviertel sei hingegen unklar, ob sie überhaupt noch existieren würden. "Das ist ein Alarmsignal und muss rasch aufgeklärt werden", sagte Pichler. Um die natürliche Rückkehr der Wölfe nach Österreich möglichst konfliktfrei zu gestalten, müssten sich Bund und Länder stärker engagieren, so Pichler.

So sollte der Herdenschutz stärker und bundesweit abgestimmt gefördert werden, Nutztierhalter sollten im Fall von Rissen besser entschädigt werden. Die Zucht und Ausbildung von Herdenschutzhunden solle vorangetrieben und das Monitoring geschützter Arten ausgebaut werden.

262 gerissene Schafe

Die Zahl der gerissenen Schafe lag nach WWF-Angaben im Vorjahr übrigens bei 262 und damit bei 0,07 Prozent aller gehaltenen Schafe bzw. 0,23 Prozent der auf Almen gehaltenen Schafe in Österreich. "Jedes gerissene Tier ist für die Betroffenen ein schmerzhafter Verlust. Zugleich verenden aber auch tausende Schafe aufgrund von Krankheiten, Unwettern oder Steinschlag. An die Lage angepasster Herdenschutz würde sowohl dagegen als auch gegen Risse durch Beutegreifer helfen", sagte Pichler.

Die Wolfspopulationen in einigen Nachbarländern Österreichs sind bedeutend größer als hierzulande. In Slowenien und der Schweiz leben jeweils etwa 100 Individuen, in Deutschland rund 400 bis 500 Wölfe, in der Slowakei 800 und in Italien sogar bis zu 2.700 Wölfe. (red, 3.3.2021)