Georg Wojak (60) hat Lust auf mehr – und kandidiert für die Neos bei der kommenden Landtagswahl.

Herwig Prammer

Linz – Georg Wojak ist in der Neosphäre angekommen. Am Mittwoch gab der abgesetzte Bezirkshauptmann von Braunau – Wojak wurde im Oktober 2019 abberufen und im Dezember 2020 vom Vorwurf des Amtsmissbrauchs und der Vorteilsannahme zur Beeinflussung zwar freigesprochen, aber nicht rechtskräftig wegen Untreue unter Ausnützung der Amtsstellung zu einer Geldstrafe verurteilt – im Parteilokal der Neos in der Linzer Innenstadt seinen Wunsch, für die Pinken in den oberösterreichischen Landtag einzuziehen, offiziell bekannt.

Keine Rachegelüste

Über weite Strecken wähnte man sich als Zuhörer aber bei einer Pressekonferenz eines Braunauer Bezirkshauptmanns. Wojak setzte erneut und detailgetreu zur Verteidigung seiner Person an. Um aber dann auf die Frage, ob die pinke Kandidatur eine Retourkutsche an die Landes-ÖVP im Allgemeinen und im Speziellen an Landeshauptmann Thomas Stelzer sei, festzuhalten, dass er keine Rachegelüste habe. Nachsatz: "Aber mein absoluter Lieblingspolitiker ist Josef Pühringer."

Weiter Parteimitglied

Dass der in der ÖVP sozialisierte Wojak noch nicht ganz mit seiner Partei gebrochen hat, zeigt auch der Umstand, dass der ehemalige Bezirkshauptmann nicht plant, das schwarze Parteibuch abzugeben. Und man bei den Neos kurioserweise mit einem pink-schwarzen Kandidaten kein Problem hat. "Die Buntheit der Neos lässt auch ein ÖVP-Mitglied zu", stellt Landesvorsitzender Felix Eypeltauer klar. Man darf aber gespannt sein, ob man das auf ÖVP-Seite auch so entspannt sieht.

Auslegungssache

Wenig Probleme hat man auch mit Wojaks juristischer Vergangenheit. In der pinken Compliance-Erklärung für Kandidaten findet sich zwar der Passus "Ich bin bisher weder von einem österreichischen noch von einem ausländischen Gericht wegen einer strafbaren Handlung verfolgt und verurteilt worden; ein solches Verfahren ist auch nicht anhängig", doch auch hier zeigt man sich auf pinker Seite überaus loyal.

Landprobleme

Inhaltlich will sich Wojak, der sich selbst als "Zeichen der Glaubwürdigkeit" sieht, im Fall eines Landtagseinzugs vor allem um das "Leben und die Probleme am Land" sowie den Fachkräftemangel kümmern. "Ich glaube, ich kann mich in den sozial-liberalen Denkansatz der Neos gut einbringen", ist Wojak überzeugt. Und die erste Politikergage werde er dem Kameradschaftsbund Braunau spenden. (Markus Rohrhofer, 3.3.2021)